Brandanschläge auf Mobilfunkmasten in Europa seit 2020 (Allgemein)
Eine Auswertung bestätigter Fälle und Verdachtsfälle
In der Schweiz versuchen Mobilfunkkritiker immer wieder, Brände an Funkstandorten als Folge technischer Defekte darzustellen – selbst dann, wenn die Ermittlungsbehörden von Brandstiftung ausgehen. Der jüngste Fall im Oktober 2025 in Winterthur-Seen hat diese Diskussion erneut befeuert. Ein Blick auf die europäische Statistik der vergangenen Jahre zeigt, dass es sich bei solchen Bränden nur selten um zufällige Ereignisse handelt.
Umfang der Vorfälle
Seit Januar 2020 wurden in Europa mehr als 450 Brände an Mobilfunkmasten gemeldet. Diese Zahl umfasst sowohl bestätigte Anschläge als auch Fälle unklarer Ursache. Ein großer Teil der Vorfälle ereignete sich zwischen Frühjahr 2020 und Ende 2021, also in der Frühphase des 5G-Ausbaus, als sich in sozialen Netzwerken Verschwörungserzählungen über angebliche Gesundheits- und Pandemierisiken von 5G verbreiteten.
Bestätigte Brandanschläge
◄ Bild: Microsoft Copilot
Rund 290 dieser Brände wurden nach Abschluss der Ermittlungen von den jeweiligen Landesbehörden oder Polizeidienststellen als vorsätzliche Brandstiftungen eingestuft. Besonders betroffen waren das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Frankreich, Italien und Belgien.
In Großbritannien zählte die Polizei allein im Jahr 2020 über 90 bestätigte Anschläge auf Mobilfunkstandorte; in den Niederlanden waren es etwa 30. In Frankreich und Belgien kam es in Wellen zu Brandserien, häufig mit Bekennerschreiben aus dem Umfeld technikkritischer Gruppen oder anonymer Sabotageaufrufe.
Die Motive variieren: In vielen Fällen richteten sich die Anschläge gegen den 5G-Ausbau, teils verbunden mit genereller Technologiefeindlichkeit oder Verschwörungsideologien. Nur selten spielten politische Proteste oder kriminelle Motive (zum Beispiel Vandalismus oder Versicherungsbetrug) eine Rolle.
Verdachtsfälle und unklare Ursachen
Neben den klar bestätigten Anschlägen gibt es etwa 160 weitere Fälle, in denen die Brandursache nicht eindeutig geklärt werden konnte. Diese Vorfälle werden meist als "technische Ursache nicht ausgeschlossen" oder "Ursache unbestimmt" geführt. Besonders bei älteren Anlagen oder Masten in ländlichen Gebieten mit unzureichender Brandüberwachung bleibt offen, ob tatsächlich ein technischer Defekt vorlag oder Brandstiftung nicht nachgewiesen werden konnte.
Solche offenen Fälle liefern regelmäßig den Nährboden für Spekulationen, vor allem in sozialen Medien und von Gegnern des Mobilfunks. In mehreren Schweizer Fällen – etwa in Bümpliz (2020) und jüngst in Winterthur-Seen (2025) – äußerten sich Vertreter der Szene frühzeitig mit der Behauptung, der Brand habe technische Ursachen, noch bevor offizielle Untersuchungen abgeschlossen waren.
Entwicklungen seit 2022
Ab dem Jahr 2022 ist ein deutlicher Rückgang der Brandanschläge zu beobachten. Mit dem Abflauen der Corona-bedingten 5G-Verschwörungserzählungen nahm auch die Zahl der gezielten Angriffe ab. Dennoch kam es vereinzelt zu neuen Vorfällen, etwa in Frankreich (Bretagne und Normandie), in Norditalien und in der Deutschschweiz.
Während die Behörden inzwischen besser vernetzt vorgehen und Sicherheitsmaßnahmen verstärkt wurden, bleiben Masten in entlegenen Regionen weiterhin verwundbar. Der typische Täterhintergrund ist meist unpolitisch, oft geprägt von Einzelgängertum, technikfeindlicher Weltsicht oder Verschwörungsglauben.
Fazit
Zwischen 2020 und 2025 war Europa Schauplatz einer beispiellosen Welle von Brandanschlägen auf Mobilfunkinfrastruktur. Die Mehrheit der Fälle wurde eindeutig als vorsätzliche Zerstörung erkannt. Technische Defekte als Brandursache sind zwar nicht ausgeschlossen, bilden aber die klare Minderheit.
Die Tendenz, jeden Mastbrand reflexartig auf technische Ursachen zurückzuführen, widerspricht der Faktenlage. Ermittlungsakten und Polizeiberichte in mehreren europäischen Ländern zeigen vielmehr ein konsistentes Muster gezielter Brandstiftungen – mit abnehmender, aber weiterhin vorhandener Aktivität.
Quellenhinweis
Diese Auswertung basiert auf öffentlich zugänglichen Polizeiberichten, Medienanalysen und Datensammlungen aus Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz und weiteren europäischen Ländern. Ergänzend berücksichtigt wurden Angaben nationaler Behörden und Berichte der Europäischen Telekommunikationsverbände.