Mobilfunkgegner grotesk: der Ascherwald-Reflex (Allgemein)
Sie haben wieder zugeschlagen: Im Februar 2016 haben sich die beiden bekennenden "elektrosensiblen" Ärztinnen Christine Aschermann und Cornelia Waldmann-Selsam gewohnt verschroben zur geplanten Einführung von Smart Metern geäußert. Sie appellieren an die Verantwortlichen in Bundestag und Bundesrat: "Die Zwangseinführung von digitalen Stromzählern in Deutschland muss abgewendet werden."
Zu dem Appell möchte ich mich aus gesundheitlichen Gründen nicht äußern, doch hat "Phoenix" <hier> eine falsche Behauptung daraus richtig gestellt. Unvergesslich auch die Online-Petition, mit der sich die beiden Ärztinnen 2006 der Einführung von WiMax in Deutschland vergeblich entgegen warfen.
Seit etwa zehn Jahren verfolge ich das Treiben der beiden Nervensägen und habe den Eindruck gewonnen: Sobald eine neue Technik, die irgendetwas mit Funk zu tun hat, hierzulande marktreif ist, ruft dies reflexartig das Gespann Ascherwald auf den Plan, das unverzüglich "in tiefer Sorge" an Präsidenten, Könige oder Kanzler appelliert, dem dies oder das die Zustimmung zu verweigern, weil sonst Schreckliches geschehe. Das Ritual der immerzu gleichen (belästigenden) Beschwörung erinnert an Kettenbriefe, die einem die Pest verheißen, schicke man den Brief nicht unverzüglich an zehn andere.
Im Gegensatz zu ihren früheren Angriffen auf den gesunden Menschenverstand artikulieren sich Ascherwald diesmal vergleichsweise seriös und undramatisch. Man muss schon mit den Zusammenhängen vertraut sein, um zu erkennen, dass hier Stuss am laufenden Band serviert wird, fein säuberlich aufgereiht wie Perlen auf einer Kette.
Keine der dunklen Elektrosmog-Ahnungen der Schwarzseherinnen hat sich seither auch nur ansatzweise bewahrheitet, das stört sie jedoch nicht, hin und wieder neue bizarre Hiobsbotschaften vom Stapel zu lassen. Jede Wette: Weder Aschermann noch Waldmann-Selsam haben auch nur die leiste Ahnung von der Luftschnittstelle geplanter Funk-Smart-Meter und von den Entscheidungskriterien, wann Funk und wann Draht zum Einsatz kommen. Deshalb sehe ich es als hysterischen Anfall, ohne Kenntnis der zu erwartenden Immission einfach mal die Alarmglocken zu läuten, um sich in Erinnerung zu rufen. Die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit, sie muss schmerzhaft groß sein.
Anti-Mobilfunk-Hetzer wie diese beiden Damen, die am Ende ihrer beruflichen Karriere stehen, haben aus meiner Sicht Pfarrer H. auf dem Gewissen, der sich 2013 wegen einer aufgeschwatzten Elektrosmog-Phobie das Leben nahm. Weder die eine noch die andere hat aus diesem tragischen Vorfall die Konsequenz gezogen, die ihnen Kabarettist Dieter Nuhr förmlich auf den Leib geschrieben hat: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal ...
Hintergrund
Ascherwald im IZgMF-Forum
Mobilfunk & Elektrosmog: Ärzte in der Kritik
Mein Favorit: Deutscher Ärzteappell an die "Bürger in USA"
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –