Stuttgart: 420'000 Euro für sinnfreie Anti-Mobilfunk-Projekte (Allgemein)
Geht es u.a. ums VLC-Schulraum Pilotprojekt?
Ja, aber das ist nur eines der beiden Projekte, die Diagnose-Funk anscheinend in Stuttgart durchgebracht hat. Das andere Projekt ist ein Kleinzellen-Modellversuch für die Mobilfunkversorgung, der die Stadt weitere 300'000 Euro kosten soll, zuzüglich eine Viertelstelle Personal.
Soweit ich das bis jetzt überblicke, zielen beide Projekte auf "Gesundheitsschutz" und sind deshalb weitgehend sinnfrei, weil es objektiv keine Gesundheitsrisiken gibt, weder durch W-Lan noch durch Mobilfunk. Von dem VLC-Projekt profitiert in erster Linie die Fraunhofer Gesellschaft, von dem Kleinzellen-Projekt die Mobilfunk-Netzbetreiber. Für mich ist nicht nachvollziehbar, wieso die Stadt beide subventioniert. Das muss man sich mal vorstellen: Da soll die Stadt 120'000 Euro für VLC-Technik hinblättern, ein W-Lan-Router, der Ähnliches mit Funk statt mit Licht leistet, kommt auf etwa 100 Euro. Und das nur, weil ein Spinner W-Lan-Hysterie verbreitet.
Zur Erklärung: In Stuttgart dürfen Hinz & Kunz bei der Haushaltsplanung mitmischen und im "Bürgerhaushalt" via www Anträge einreichen. Diesen Kanal hat der Verein Diagnose-Funk bereits 2013 genutzt, um sein Zeugs in den politischen Entscheidungsprozess der Haushaltsplanung einzuspeisen. Damals sind sie noch gescheitert. 2015 haben sie's wieder probiert und sind mit ihrem Kleinzellen-Projekt auf Platz 878 von 3122 gelandet. Die Verwaltung der Stadt hat sich nur um die 106 bestplatzierten Projektvorschläge gekümmert, etwa um dieses Projekt, das im Bürgerhaushalt auf Platz 1 gelandet ist.
Lt. Haushaltsantrag vom 22.10.2015 von Anna Deparnay-Grunenberg (Forstwirtin) und Andreas G. Winter (Musikschulleiter).
Nee, die beiden sind unschuldig, das sind die Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Stuttgarter Gemeinderat, die müssen jeden Antrag der Form halber unterschreiben.
Da es mit dem "Bürgerhaushalt" auch im zweiten Anlauf nicht klappte, gehe ich davon aus, die grüne Gemeinderätin Clarissa Seitz, Diagnose-Funk warum auch immer schon lange verbunden, hat die grüne Fraktion mit den Schnapsideen des Anti-Mobilfunk-Vereins infiziert. Frau Seitz hat auch schon früher (Des-)Information des Anti-Mobilfunk-Vereins in ihrer Fraktion gestreut, ohne zu erkennen, was für einen Stuss sie da verbreitet. Fehleinschätzungen von Politikern der Grünen haben in Stuttgart allerdings auch eine lange Tradition. So forderten sie 2001 für Stuttgart die Schweizer Vorsorgewerte und meinten, die Forderung sei eigentlich unnötig, da diese Vorsorgewerte ohnehin demnächst in die 26. BImSchV einfließen würden. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten die Grünen in der Schwabenmetropole darauf noch heute.
Bislang konnte ich im www nur die Anträge zu den beiden Projekten von Diagnose-Funk finden. Ob die Anträge unverändert oder geändert in den Haushalt übernommen wurden kann ich nicht sagen. Vielleicht sollte man auch den Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung von 2011 nicht ganz vergessen. Auch damals frohlockten Mobilfunkgegner ob der Verheißungen. Jetzt sind die fünf Jahre der Legislaturperiode rum und was ist von den Verheißungen übrig geblieben? Nichts! Der gesunde Menschenverstand, den Mobilfunkgegner nur zu gerne mit pseudowissenschaftlichem Auftreten einwickeln wollen, ist offenbar wehrhafter als man gemeinhin glaubt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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12.01.2016, 08:32
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