Der Mast ist weg: Erektionsstörung wegen Handygebrauch (Forschung)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 19.03.2014, 00:39 (vor 3892 Tagen)

Mit Erektionsstörungen müssen Männer rechnen, die ihr Handy ständig eingeschaltet mitführen. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kam eine Studie an der Medizinischen Universität Graz - Volltext (PDF, englisch, 3 Seiten).

Kommentar: Mit nur 20 Fällen und 10 Kontrollpersonen ist die statistische Basis bei dieser Arbeit dünn und damit fehleranfällig (falsch-positiv). Völlig unklar ist, wo die Männer ihr Handy am Körper getragen haben (Hosentasche/Gürtel/Brusttasche), welcher Exposition ihr "Fortpflanzungsapparat" ausgesetzt war, wieso die Probanden der Fallgruppe ihr Handy signifikant länger als die Kontrollpersonen eingeschaltet mitführten (Berufsstress?) und wie die Zeitangaben (Handy-Mitführzeit) zustande kamen. Aus meiner Sicht ist diese Arbeit daher nicht mehr als ein feuchter Finger im Wind - dennoch wird sie, fürchte ich, den vereinigten Mobilfunkgegnern zur Panikmache gereichen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Fertilität, Erektionsstörung, Fortpflanzungsapparat

Schlechte Studie!

Alexander Lerchl @, Mittwoch, 19.03.2014, 09:19 (vor 3892 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Alexander Lerchl, Mittwoch, 19.03.2014, 11:07

Mit Erektionsstörungen müssen Männer rechnen, die ihr Handy ständig eingeschaltet mitführen. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kam eine Studie an der Medizinischen Universität Graz - Volltext (PDF, englisch, 3 Seiten).

Kommentar: Mit nur 20 Fällen und 10 Kontrollpersonen ist die statistische Basis bei dieser Arbeit dünn und damit fehleranfällig (falsch-positiv). Völlig unklar ist, wo die Männer ihr Handy am Körper getragen haben (Hosentasche/Gürtel/Brusttasche), welcher Exposition ihr "Fortpflanzungsapparat" ausgesetzt war, wieso die Probanden der Fallgruppe ihr Handy signifikant länger als die Kontrollpersonen eingeschaltet mitführten (Berufsstress?) und wie die Zeitangaben (Handy-Mitführzeit) zustande kamen. Aus meiner Sicht ist diese Arbeit daher nicht mehr als ein feuchter Finger im Wind - dennoch wird sie, fürchte ich, den vereinigten Mobilfunkgegnern zur Panikmache gereichen.

Diese Studie ist schlecht und wird in den zuständigen Gremien wenig oder keine Beachtung finden:

- Keine Angaben zu den statistischen Methoden
- Keine Angabe, ob die Abweichungen SD oder SEM sind
- Keine Angabe, ob die Studie verblindet durchgeführt wurde
- Keine Angaben zur Dosimetrie

Daneben ist in der Abbildung 1 die Legende verwechselt worden (die letzten beiden Balkenpaare): Die Spechzeit ("Talking time") ist laut Text 17,6 bzw. 12,5 Stunden pro Woche, die Tragezeit ("Carrying time") 4,4 bzw. 1,8 Stunden pro Tag. Außerdem stimmen die Angaben bei der Sprechzeit zwischen der Abbildung (pro Woche) und dem Text (pro Tag) nicht überein. Schließlich ist auch das Sternchen falsch gesetzt worden (muss beim vorletzten Balkenpaar sein, jedenfalls laut Text).

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
Dosimetrie, Signifikant, Fehlerhaft

Viele Schlechte Studien

Dr. Ratto, Donnerstag, 20.03.2014, 14:58 (vor 3890 Tagen) @ Alexander Lerchl

Diese Studie ist schlecht und wird in den zuständigen Gremien wenig oder keine Beachtung finden

Es gibt viele schlechte Studien zu diesem thema, eine Übersicht hier:

Einfluss elektromagnetischer Felder des Mobilfunks auf die männliche Fruchtbarkeit: Bewertende Literaturübersicht

Es wurden peer-reviewed Publikationen bis Ende Dezember 2013 berücksichtigt, die o.g. Studie ist nicht einbezogen. Insgesamt ändert das nichts.

Tags:
Wissenschaft, Studie, Peer-Review, Fruchtbarkeitsstörung

Nur fünf von 39 Tierstudien (Fertilität) sind qualitativ okay

H. Lamarr @, München, Freitag, 21.03.2014, 02:20 (vor 3890 Tagen) @ Dr. Ratto

Es gibt viele schlechte Studien zu diesem thema, eine Übersicht hier:

Einfluss elektromagnetischer Felder des Mobilfunks auf die männliche Fruchtbarkeit: Bewertende Literaturübersicht

Es wurden peer-reviewed Publikationen bis Ende Dezember 2013 berücksichtigt, die o.g. Studie ist nicht einbezogen. Insgesamt ändert das nichts.

Danke für den frischen Link auf diese gelungene Übersicht zu EMF und Fruchtbarkeit von Männern. Damit gibt es jetzt einen kompetentes Gegengewicht zu der Behauptung von Dr. med. J. Mutter, es gäbe in alarmierendem Sinne eine "eindeutige Studienlage im Bereich Spermienschädigung". Auch Peter Hensinger (Diagnose-Funk) kolportierte diese Botschaft, die auf einer Arbeit eines Physikers am Ecolog-Institut beruht.

Diese neue bewertende Literaturübersicht von Blanka Pophof (BfS) rückt das Bild jetzt wieder zurecht. Soweit ich das verstanden habe, gibt es auf diesem Forschungsgebiet erhebliche Qualitätsmängel: Von 39 Tierstudien berichteten 28 von einer schädlichen Wirkung der EMF, aber nur fünf erfüllten die qualitativen Anforderungen an gute wissenschaftliche Praxis. Das Risiko von Fehlalarmen (falsch-positiv) ist unter diesen Umständen verdammt groß.

Die fachlichen Laien Mutter und Hensinger können Fertilitätsstudien nicht kompetent bewerten (ich ebenso wenig), sondern nur vermeintlich alarmierende Relationen aufzeigen: "von 27 weltweit veröffentlichen Studien zeigen 22 ein Schädigungspotential". Das ist schön einfach. Aber auch unqualifiziert, wenn von (inzwischen) 39 Tierstudien die Mehrzahl (34) qualitativen Mindestansprüchen nicht genügen, was man allerdings auch erst mal erkennen können muss, um kompetent mitreden zu können. Mutter ist Umweltmediziner und Amalgam-Mobilfunk-Nanopartikelgegner, Hensinger ist gelernter Drucker und war zuletzt angeblich in der Psychiatrie tätig.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Selbstüberschätzung, Alarmschläger, Mutter, Hensinger, Peer-Review, Amateur, Fruchtbarkeitsstörung, Kommerz

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