Kein Anstieg der Gliome: Interphone relativiert (Allgemein)

Alexander Lerchl @, Sonntag, 22.01.2012, 17:06 (vor 4682 Tagen)

Wie bekannt ist, haben die Ergebnisse der Interphone-Studie gezeigt, dass in der Gruppe der Meistnutzer (und auch nur in dieser Gruppe) die Häufigkeit von bösartigen Gliomen signifikant über dem Erwartungswert lag. Obwohl die Autoren diesen Einzelbefund sehr vorsichtig interpretierten und nicht ausschließen konnten, dass es sich hierbei um einen Befund handelt, der methodische Ursachen hat, führte hauptsächlich dieses Ergebnis zur Einstufung in 2B ("possibly carcinogenic") durch die IARC.

Nun hat es vor wenigen Tagen eine Pressemitteilung zu einer Arbeit gegeben, die unter Federführung von Maria Feychting, einer profilierten Epidemiologin des Karolinska-Instituts, entstand. Untersucht wurden die Gliomraten in Skandinavien.

Zitate aus dem Abstract:

"We analyzed annual age-standardized incidence rates in men and women aged 20 to 79 years during 1979-2008 using joinpoint regression (35,250 glioma cases). Probabilities of detecting various levels of relative risk were computed using simulations."

Der entscheidende Punkt ist, dass in dieser Arbeit untersucht wurde, ob es Trends nach oben gab, die aufgrund der Interphone-Ergebnisse sichtbar sein müssten, wenn es denn einen solchen Zusammenhang gibt. Die Ergebnisse zeigen, dass es ihn (einen Anstieg) nicht gibt.

Weiter aus dem Abstract:

"No clear trend change in glioma incidence rates was observed. Several of the risk increases seen in case-control studies appear to be incompatible with the observed lack of incidence rate increase in middle-aged men. This suggests longer induction periods than currently investigated, lower risks than reported from some case-control studies, or the absence of any association." (Fettdruck von mir).

Kommentar: Diese Arbeit ist sozusagen ein Praxistest der Interphone-Ergebnisse und ein weiterer Beleg dafür, dass es einen Anstieg der Gliomraten offensichtlich nicht gibt. In der Pressemitteilung wird abschließend und sehr diplomatisch formuliert, dass Studien wie Interphone aufgrund ihrer methodischen Unzulänglichkeiten eigentlich nicht mehr sinnvoll sind, auf jeden Fall aber durch reale, harte Daten (Krebsregister) geprüft werden müssen: "The WHO, EU and other bodies have recommended that this type of trend analysis of national cancer data be conducted and compared with changes in mobile phone use; other types of study designs have been shown to have major methodological problems and need to be complemented with such trend analyses".

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
IARC, Interphone, Gliom


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