Handystrahlen killen unsere Bienen! (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 08.05.2011, 16:41 (vor 4937 Tagen)

[Strang abgetrennt am 17.5.2011, 22:04 hier]

"Eine Milbe ist der Hauptgrund für das Schwinden vieler deutscher Bienenvölker während der Wintermonate. Zu diesem Ergebnis kommt die Langzeitstudie 'Deutsches Bienen-Monitoring', die von der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung koordiniert wurde.

In der Schweizer Boulevard-Zeitung "Blick" wird aber eine ganz andere Lösung des Rätsels präsentiert, nämlich diese "noch nie dagewesene" ;-):

Von Februar bis Juni 2009 untersuchte Daniel Favre, Ex-Biologe an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) und Bienzucht-Berater des Kanton Waadts auf eigene Faust das Bienensterben. Seine noch nie dagewesenen Ergebnisse wurden in der Bienen-Fachzeitschrift «Apidologie» veröffentlicht.

83 Mal führte er in fünf Bienenhäusern in Morges und d´Epalinges in Waadt dasselbe Experiment durch: Er platzierte jeweils auf zwei Bienenhäusern Handys. Dann mass er den Geräuschpegel, den die Kolonie verursachte.

Bienen summen fast zehn Mal höher

Das Resultat ist bahnbrechend: Waren die Handys auf Standby, veränderte sich der Geräuschpegel nicht. Er blieb auf 450 Hertz.

Telefonierten die Handys aber miteinander, steigerten die Bienen nach 35 Minuten ihr Summen um ein Vielfaches auf 4000 Hertz.

Brach Favre die Handykommunikation ab, sank der Geräuschpegel innert drei Minuten wieder auf ein normales Niveau.

Kommentar: Wahrscheinlich wird die Szene auch diesen Unfug wieder durch alle Gänsehaut-Kanäle jagen, ungeachtet der Tatsache, dass das eigenwillige "Versuchsdesign" mit der Realität des Bienensterbens nicht die Bohne zu tun hat und "Blick" als wissenschaftliche Publikation zuvor noch nie aufgefallen ist. Dafür werden schon diese erschütternden Zeilen sorgen: Jean-Daniel Charrière von der Forschungsanstalt Agroscope, welche dem Bundesamt für Landwirtschaft angehört, bewertet die Studie als seriös und interessant. «Das ist eine Schweizer Premiere», sagt Charrière. Dem können sich die Bürgerwellen des Landes, Diagnose-Funk, Gigaherz und wer sonst noch natürlich nicht entziehen - auch wenn Daniel Favre am EPFL keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und die ganze Geschichte eher nach einem verfrühten Sommerloch-Füller der Loch-Ness-Klasse ausschaut. Wer nichts anderes hat, muss freilich auch so etwas ...

Nachtrag vom 26. Juli 2011: Mitte Juli 2011 hat das IZgMF versucht, die Beobachtung von Daniel Favre in einem ersten Replikationsversuch zu bestätigen. Angaben zum Versuchsaufbau und das Ergebnis gibt es <hier>.

Nachtrag vom 24.10.2017: Die Wissenschaft hat die Favre-Studie nicht weiter zur Kenntnis genommen, zu groß sind die Mängel der Studie, als dass sie bei den großen EMF-Studienbewertungen auf nationaler/internationaler Ebene Beachtung gefunden hätte. Doch es gibt eine (peinliche) Ausnahme. weiter ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schweiz, Bienen, Favre


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