Industriefinanzierte Studien (Allgemein)

Doris @, Dienstag, 30.06.2009, 10:09 (vor 5614 Tagen) @ Leonardo

Zur weiteren Beruhigung für Sie. Aus dem Jahre 1998 gibt es von den beiden Autoren eine weitere Studie, mit dem Ergebnis, dass die Befunde der Studie aus dem Jahre 1996 nicht wiederholt werden konnten.


Gefördert von der deutschen Telekom:crying: :crying: :crying:
Das Ergebnis von 1996 darf natürlich so nicht stehen bleiben.

Der Einfluss der Industrie darf sicherlich nicht ausgeblendet werden. Aber ich würde diese Autoren dann auch nicht ernstnehmen können, wenn sie den Kritikern in den Kram passende Ergebnisse liefern würden, denn wer steht dann hinter diesen Ergebnissen. Wenn ein Autorenteam tatsächlich unterschiedliche Ergebnisse liefern würde und diese jedes Mal über den Sponsor erklärt werden könnten, wären es unseriöse Wissenschaftler.

Ich habe dazu ein Beispiel von einem in der Kritikerszene sehr aktiven Baubiologen, dessen Handeln mit erst im Nachhinein, durch meine Weiterentwicklung, wirklich klar wird.
Norbert Honisch stand immer in der Gunst der Mobilfunkkritiker, weil er für die Gefährdung durch Sendemasten stand. Irgendwann ging es durch die Runde der Kritiker, er sei "übergelaufen" und würde die Sache mit den Sendemasten differenzierter sehen, also Wertung nach dem was ankommt und nicht einfach nur, dass da einer installiert wird. Hintergrund war der, dass Hr. Honisch auch Aufträge von den Kommunen erhielt, die eben nicht nur die Sendemasten um jeden Preis verhindern wollten und konnten. Dann war bei uns vor Jahren ein Mords Aufruhr an der Realschule an der über einen gewissen Zeitraum ca. 5 - 6 Fälle von Gehirntumoren und Leukämie auftraten und der Sendemast vor der Realschule stand im Fokus der Kritik. Frau Dr. Waldmann-Selsam war hier und es gab große Wellen und Sturm laufende Eltern. Die Stadt musste reagieren und engagierte Hr. Honisch, der Messungen vornahm. Die Schule engagierte Hr. Honisch für einen Vortrag über Handys, denn es war wichtig, Ruhe in die Angelegenheit zu bringen. Wir von unserer BI, damals waren wir noch Sendemastbekämpfer, gingen schon mit einer gewissen Haltung (dem werden wir mal auf den Zahn fühlen) zu der Veranstaltung und das war ein wichtiger Punkt in meiner Veränderung. Er sagte das, was man eigentlich heute seriöse Aufklärung nennt. Er setzte die Belastung durch ein Handy in Relation zu der Belastung zu dem in der Nähe befindlichen Mast und "warnte" vor den evtl. Risiken durch Handys. Das war ja auch sein Auftrag, den er von der Schule erhielt. Soweit so gut, meine Achtung vor Hr. Honisch wäre geblieben, wenn er seiner Linie treu geblieben wäre. Aber in jüngster Zeit muss ich immer wieder lesen, dass Hr. Honisch sich wieder gegen die Masten ausspricht, sich in Sachen Standortgutachten engagiert. Je nachdem, wer ihm halt den Auftrag erteilt. Nur solche Sachen werden von den Sendemastkritikern nicht öffentlich gemacht.

So, und warum ich überhaupt auf Ihren Beitag antworte, ist, die Aussage der "industriefinanzierten Studien".
Frau Buchs, zitiert ganz aktuell in einem Beitrag im Schweizer Gigaherz eine Studie der Uni Bern, mit diesem Satz

Der Geldgeber hat einen Einfluss auf Resultate von Mobilfunkstudien
Studien, die ausschliesslich durch die Industrie finanziert sind, berichten seltener über Effekte der Mobilfunkstrahlung als vergleichbare Studien, die von der öffentlichen Hand finanziert sind. Zu diesem Befund kommt eine Untersuchung der Universität Bern, die in der Fachzeitschrift «Environmental Health Perspectives» veröffentlicht wurde.

und verlinkt auch auf die entsprechende Arbeit

http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2006/mobilfunk/

Dort steht nicht, dass der Geldgeber einen Einfluss auf die Resultate hat, das ist die Wertung von Frau Buchs. Anders wäre es auch sehr befremdend für eine öffentliche Institution.

Dass Geldgeber einen Einfluss auf Studienresultate haben können, wurde am Beispiel der Tabak- und Pharmaindustrie schon mehrfach gezeigt. Eine Studie der Universität Bern ist nun der Frage nachgegangen, ob dies auch für Studien zutrifft, die gesundheitliche Wirkungen der Mobilfunkstrahlung untersuchen.

Und auch hier hat Frau Buchs nur einen Satz herausgepickt, der ihr gefällt. Im Gesamten kommt die Uni Bern nämlich zu dem Ergebnis


Bedenken über die Unterschiede

Insgesamt waren 12 von 59 Studien ausschliesslich von der Industrie gesponsert, 11 von der öffentlichen Hand, 14 gemischt (öffentliche Hand und Industrie) und 22 legten nicht offen, wer die finanzielle Unterstützung für die Studie aufgebracht hatte. Rein industriefinanzierte Studien berichteten seltener von Effekten der Mobilfunkstrahlung als von der öffentlichen Hand finanzierte Studien. Gemischt finanzierte Untersuchen wiesen die höchste Qualität auf und berichteten gleich häufig von Effekten wie öffentlich finanzierte Studien. Ob Mobilfunkstrahlung tatsächlich die Gesundheit beeinträchtigt, ist nicht nachgewiesen. Die Forscher weisen aber darauf hin, «dass es bedenklich ist, wenn Unterschiede in den Studienresultaten auf die Finanzierungsart zurückzuführen sind, und nicht mit der Methodik erklärt werden können». Mitautor Professor Matthias Egger fordert, «dass bei Industrie finanzierten Studien die Rahmenbedingungen so gesichert werden müssen, dass ein Einfluss der Geldgeber ausgeschlossen werden kann».

Zum ersten sind die rein industriefinanzierten Studien in der Minderheit. Das heißt, die Ergebnisse von 48 Studien müssten seriös sein. Aber diese 48 Studien brachten wohl auch nicht die Ergebnisse, die eindeutig die Schädlichkeit durch Mobilfunk beweisen. Also unabhängig, wer finanziert, letztendlich gibt es unterm Strich bisher eben noch nichts wirklich Greifbares, was zu entsprechenden Maßnahmen führen würde.

Von daher müsste das DMF-Programm als sehr seriös gelten, da es alle Voraussetzungen für eine seriöse Arbeit erfüllt. Die Geldgeber haben laut BfS keinen Einfluss auf die Arbeit und die Arbeiten aus dem DMF fallen unter "gemischt finanzierte Studien".

Ich will hier nicht mit Ihnen über die Seriösität des BfS diskutieren, dazu haben Sie ihre Meinung ja schon kundgetan.
Aber es erscheint mir auch unseriös, sich nur auf einen einzigen Satz zu stützen und den herumzureichen und dann letztendlich die Bewertung ob seriös/unseriös davon abhängig machen, ob die Ergebnisse das aussagen, was man hören möchte.

Zu Ihrem restlichen Beitrag nehme ich nicht Stellung, da er mir zu polemisch ist. Wenn Sie sich ein Bild über mich machen wollen, dann lesen Sie meine Beiträge, Sie werden da auch den Werdegang meiner Entwicklung verfolgen können. Ich halte mich nach wie vor für einen neutralen Mobilfunkkritiker, und investiere meine Zeit in Recherchen und nicht in m.E. sinnlose Diskussionen. Aus Ihrem Beitrag kann ich entnehmen, was Sie von mir halten und ich lasse Ihnen Ihre Meinung.

Tags:
Finanzierung, Leukämie, Seriös, Manipulation, Gigaherz, Waldmann-Selsam, Industriefinanziert Studien, Honisch, Standortgutachten


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