Mastbruch: Geplante Senderstudie (Forschung)

Doris @, Mittwoch, 24.02.2010, 16:15 (vor 5376 Tagen) @ H. Lamarr

Also das hat sich inzwischen geklärt, das vorgestellte Studiendesign geht doch deutlich über das hinaus, was in Rimbach gemacht wurde.

Diese Transparenz im Vorfeld finde ich grundsätzlich gut.
Positiv ist auch, dass in diesem Fall tatsächlich mal Messungen in den Häusern vorgenommen werden sollen. Etwas was bei den ganzen Eger Studien nicht der Fall war. Die Kritik vom BfS genau zu diesem Punkt finde ich mehr als berechtigt. Unsere eigene Erfahrung zeigt, dass dies einer der Dreh- und Angelpunkte ist bei selbstberichteten Symptomen in Zusammenhang mit einem Mobilfunksendemast.

Letzte Woche Freitag war ich beteiligt an einer größeren Messaktion im Auftrag von 3 Familien, die gegen die Vertragsverlängerung einer bestehenden Mobilfunkanlage vorgehen. Die Gemeinde hat auch schon einen szenenbekannten Baubiologen beauftragt, der die Belastungen wohl gerechnet aber nicht gemessen hat. Zumindest ganz sicher nicht in den Häusern. Dass ein Laie mit Werten gar nichts anfangen kann weiß jeder und die errechneten "worst-case" Daten verschlimmern meiner Erfahrung nach die Unsicherheiten und auch Ängste sowieso noch. Der Sendemast ist 25 m hoch und steht auf einer Erhebung mitten im Wald zur bebauten Wohnfläche ca. 100 m, aber das Gelände fällt extrem ab.

Schon als wir ankamen und den Sender nicht sahen war uns klar, was uns erwarten würde.

In allen drei Häusern, wenn sie ihre DECT und WLAN aussteckten :yes: 0 - 5 µW.!!

"Berechnet" war laut Baubiologe (vermutlich ebenfalls "worst case") ca. 200 µW und auf den Straßen ca. 800 µW. Auch da haben wir fast nichts gemessen, denn der Sender war von keinem Punkt aus zu sehen.
Seit ich diese Erfahrung gemacht habe, die für mich in dem Fall besonders wertvoll war, weil eben ein "berechnetes" Gutachten vorlag, sind für mich alle Senderstudien, bei denen wirklich nicht vor Ort gemessen wird, was tatsächlich von dem Sender ankommt null und nichtig. Selbstverständlich gab es auch in diesem Wohngebiet in den letzten Jahren Krebsvorkommen, welches die Leute natürlich gefühlt mit dem Sender in Verbindung brachten. Und die Leute informieren sich natürlich vorher, wenn sie so eine Sache angehen und wo landen sie? Auf den Panikerseiten, denen ich dann gerade in solchen Momenten mehr als gereizt gegenüberstehe. Zumal es kalt war und ich mit meinem Schreibblock durch den strömenden Regen laufen musste, weil der "Auftraggeber" eine Runde um den Block laufen wollte ob nicht doch wirklich mal wenigstens ein paar Hundert Mikrowatt sich zeigen würden. Und natürlich hat diese Geschichte auch eine allseits bekannte Vorgeschichte. Ein in diesem Wohngebiet ansässiger alter Herr der sich gegen den Mobilfunk ausgesprochen hat, beäugte diesen Sender schon seit Jahren. Ebenfalls seit Jahren fuchtelt er mit einem nie richtig funktionierenden Messgerät der Firma A….. dort rum und erzählte überall, die Leute da ganz oben, die nahe dem Sender wohnen, die seien eben schon hoch dadurch belastet. Auch die Frau des Sendemastaktivisten würde unter starken Schlafstörungen leiden, selbstverständlich durch den Sender. (Da diese Frau ebenfalls nicht mehr die Jüngste ist, treten nun mal Schlafstörungen auf. Aber manche Menschen sind tatsächlich der Meinung, ohne Einfluss von Elekrosmog wäre das Leben paradiesisch und sie hätten das ewige Leben ohne jegliche altersmäßige Beeinträchtigung). Bei unserem Rundgang, im strömenden Regen !, gingen wir dann natürlich auch bei dem Haus des Sendemastaktivisten vorbei und auch da haben wir nichts gemessen. Aber da war vom Sender ebenfalls nichts zu sehen und aufgrund der topographischen Lage war das auch erklärbar, dass da nichts ankommen konnte

Allerdings haben sich beim Lesen des Studiendesigns auch einige Fragezeichen aufgetan, die noch auf plausible Antworten warten, niet- und nagelfest scheint mir der gewählte Ansatz jedenfalls nicht zu sein, um einen Kausalzusammenhang zwischen Mast und Befinden herstellen zu können.

Auch mich treiben da noch ein paar Fragen um.

Mehr dazu irgendwann später, diese Studie läuft uns nicht weg.

Die muss erst mal finanziert werden. Da es ja ein deutliches Gefälle Sendemastbekämpfer ./. Handykritiker gibt, bin ich ja nun mal gespannt, ob diejenigen, die laut schreien auch was auf die Reihe bekommen. Aber da erfolgt erst mal der Ruf nach dem Staat, dem so ganz selbstverständlich unterstellt wird, dass er nur Studien finanziert, die Entwarnungen geben.
Wird also in diesem Fall, sollte das Projekt zustande kommen, erwartet, dass sich ein deutlich anderes Ergebnis zeigt? Da bin ich dann mal gespannt, wie hier dann ein evtl. negatives Ergebnis interpretiert wird, wenn die ganzen Verschwörungstheorien nicht mehr greifen. Zumal eine derartige Studie, bei der die EMF als "Täter" bestimmt werden sollen, für meine Begriffe falsch ansetzt. Beim Rauchen hat man auch erst das aktive Rauchen als gesundheitsschädigend ausgemacht, bis man auf die Schädigung durchs Passivrauchen kam. Inwieweit in diesem Fall dann der eigene Umgang der Probanden mit Funktechnik in die Bewertung einfließt, das z.B. ist mir schleierhaft.

Aber grundsätzlich begrüße ich es, dass von Seiten der Kritiker mal aktiv was - zumindest geplant wird. Das ist mal was anderes als nur Alarmschriften in die Welt zu senden, oder von Merkel bis Obama das elendige Siechtum der unter Mobilfunk leidenden Bevölkerung zu bekreischen. Und wenn's nicht zustande kommt, dann muss man doch mal die angebliche hohe Anzahl der bereits durch Elektrosmog erkrankten Bevölkerung hinterfragen. Uli W. hat da erst kürzlich mal eine interessante Rechnung aufgemacht. Bei der prozentualen Anzahl von 5 - 10 % Elektrosensiblen alleine in Deutschland wäre das eine sehr sehr hohe Summe, die zusammen kommen würde, für ein geplantes Funkloch, wenn jeder EHS nur einen einzigen Euro spenden würde. Na dann mal los, bei der von Uli berechneten Summe könnten 10 solcher Studien finanziert werden.

Tags:
Mastbruch-Projekt


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