Wien: Reflex-Studien nun doch vor dem Aus? (Forschung)

H. Lamarr @, München, Montag, 08.09.2008, 00:13 (vor 5911 Tagen)

[Hinweis: Nach Prüfung bzgl. Verbotsbehauptung wieder frei gegeben am 18.10.2012]

Die Medizinische Universität Wien (MUW) kündigt in einer Stellungnahme vom 1. September 2008 an (siehe unten), dass sie die Zurückziehung (Retraktion) aller Studien empfehlen will, an denen die Laborassistentin Elisabeth K. beteiligt war und bei denen zugleich die Expositionskammer zum Einsatz kam, deren Betriebsstatus am Display des HF-Generators ablesbar war. Davon betroffen sind voraussichtlich insbesondere zwei unter dem Begriff "Reflex" bekannt gewordene Studien aus dem Jahr 2005:

1) Diem E, Jahn O, Rüdiger HW (2005) Non-thermal DNA breakage by mobile phone radiation in human fibroblasts and transformed GFSH-R17 (rat granulosa) cells in vitro. Mutation Res 583(2): 178-83
2) Ivancsits S, Pilger A, Diem E, Jahn O, Rüdiger HW (2005) Cell type specific genotoxic effects of intermittent extremely low frequency electromagnetic fields. Mutation Res 583(2): 184-88

Die Notwendigkeit der raschen Retraktion einer Publikation liegt, so die MUW, darin, dass andere Wissenschaftler diese Daten nicht als Grundlage ihrer eigenen Arbeit verwenden und vor allem die retrahierte Publikationen nicht mehr zitieren.

Stellungnahme zu den Studien zur Mobilfunkstrahlung
Zu dem der MUW zugetragenen Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten in zwei Arbeiten zur angeblichen erbgutschädigenden Wirkung wurde gemäß der eben beschriebenen Kriterien vorgegangen:

1.) Beauftragung des Rats für Wissenschaftsethik zur Klärung des Vorwurfs.
Dabei hat er zahlreiche Indizien, die auf Datenfabrikation – also auf ein schwerwiegendes Fehlverhalten – hinweisen, festgestellt:
* In zwei publizierten "Letters to the Editor" wird die Statistik in den beiden Publikationen in hohem Maße angezweifelt (insbesondere ein unglaubwürdig geringe biologische Streuung der Daten).
* Zu demselben Ergebnis kam der vom Rat für Wissenschaftsethik mit einem Gutachten beauftragte Professor für Medizinische Statistik der MUW.
* [XXXXXXXXXXX Textpassage gelöscht am 16.06.2015 - Hintergrund XXXXXXXXXXX].
* [XXXXXXXXXXX Textpassage gelöscht am 16.06.2015 - Hintergrund XXXXXXXXXXX]
* [XXXXXXXXXXX Textpassage gelöscht am 16.06.2015 - Hintergrund XXXXXXXXXXX]

2.) Die MUW hat sämtliche dieser Indizien in zwei APA-Meldungen unverzüglich öffentlich gemacht.
Die MUW hat die Herausgeber der beiden Zeitschriften, wo die Arbeiten erschienen sind, über sämtliche auf Datenfabrikation hinweisende Indizien informiert und empfohlen, beide Publikationen zu retrahieren.

3.) Die MUW hat alle Autoren, insbesondere den korrespondierenden Autor, aufgefordert, von sich aus die Publikationen zurückzuziehen, was letzterer für eine der Publikationen auch tat (allerdings nur mit der Begründung, er könne für die Verblindung nicht garantieren).

Zwischenzeitlich hat der Herausgeber jener Zeitschrift den Rektor mit Schreiben vom 13.8. informiert, diese Publikation aufgrund nicht gegebener Verblindung zurückzuziehen, und er sich für den Beitrag der MUW zur Aufklärung in dieser Angelegenheit bedankt.

Die nächste Aufgabe des Rats für Wissenschaftsethik besteht nur darin, sämtliche weitere Publikationen, an welcher dieselbe Autorin unter Anwendung derselben Versuchsanordnung beteiligt war, zu erheben und dann den zuständigen Herausgebern auch die Retraktion dieser Publikationen zu empfehlen. Die MUW hat mit dieser Vorgangsweise bewiesen, wie rasch, konsequent und nachhaltig sie agiert, was in internationalen Fachkreisen auch mit Anerkennung bedacht wurde.

Nachricht von: FGF-Infoline, Ausgabe 36/2008
Zum Original der Stellungnahme der MUW

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
UMTS-Studie, Wissenschaftliches Fehlverhalten, Rüdiger, MUW, Arbeitsgruppe Wien, Laborantin, Verblindungscode, Retraktion, Wissenschaftsskandal, Diem, Fälschungsverdacht, Laborbuch, Datenfabrikation, Dienstverhältnis


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