"Unser Mitteleuropa" feiert Hirnschäden bei Ratten (Forschung)
Sie hetzen gegen Migration oder verbreiten Falschinformationen: Medien aus elf europäischen Ländern kooperieren, um ihren Einfluss zu vergrößern. Sie stehen Parteien wie der FPÖ, AfD oder Fratelli d’Italia nahe. Im Zentrum stehen die Webseite "Unser Mitteleuropa" und ein toter Österreicher, der Kontakte in die rechtsextreme Szene hatte.
Der Vorspann oben entstammt einem Bericht der Faktenchecker von Correctiv vom September 2022 über den Versuch, ein Netzwerk rechter Medien in Europa aufzubauen. Bis heute war mir "Unser Mitteleuropa" gar kein Begriff gewesen. Und es wäre wohl dabei geblieben, hätte "Unser Mitteleuropa" gestern nicht die Meldung gebracht: Jüngste Studie belegt Hirnschäden bei Ratten durch Handystrahlung. Hier eine Kostprobe daraus:
[...] Eine neue, von Experten begutachtete Studie in Neurotoxicology hatte ergeben, dass alltägliche Handystrahlung, die 20-mal unter dem, in den USA geltenden Sicherheitsgrenzwert liegt, die Gehirnentwicklung bei jungen Ratten gestört und DNA-Schäden in neuralen Stammzellen verursacht hatte.
Forscher hatten trächtige Ratten und ihre Nachkommen 900 MHz Hochfrequenzstrahlung, einem Standard-Handyband, im Bereich des öffentlichen Ganzkörper-Sicherheitsgrenzwerts von 0,08 W/kg ausgesetzt, dem von internationalen Regulierungsbehörden (ICNIRP) empfohlenen Grenzwert.
Zum Vergleich, die US-Regulierungsbehörden (FCC) erlauben Mobiltelefone eine lokale Dosis von bis zu 1,6 W/kg in Kopf-Nähe, zwanzigmal höher als der in dieser Studie verwendete Wert.
Selbst bei diesem winzigen Bruchteil der zulässigen Höchstmenge hatten die jungen Ratten deutliche Anzeichen von Hirnschäden und Zellstress gezeigt, darunter weniger proliferierende Gehirnzellen, eine verringerte Synapsenbildung und eine gestörte Gehirnchemie. [...]
Der Auszug macht deutlich: Hier schreibt jemand in miesem Deutsch über etwas, wovon er (und die meisten seiner Leser) nichts verstehen. Das ist mMn auch schon das Interessanteste an diesem Artikel, denn es wirft die Frage auf: Was mag die Redaktion in Hong Kong dazu getrieben haben, mit dieser Schauergeschichte irrationale Ängste gegenüber HF-EMF zu schüren? So wie dies Anti-Mobilfunk-Vereine wie Gigaherz (Schweiz) und Diagnose-Funk (Deutschland) schon seit langem tun. Die Correctiv-Recherche hilft bei der Beantwortung der Frage. Meine Antwort: Die Redaktion will Unruhe stiften, von Wichtigem ablenken, die Bevölkerung polarisieren, sie damit spalten und so Auseinandersetzungen der Lager anzetteln. Dass dazu auch die Mobilfunkdebatte als Mittel zum Zweck herhalten muss, finde ich bemerkenswert.
Da "Unser Mitteleuropa" zu geizig ist, uns einen Link auf die so hingebungsvoll besprochene Alarmstudie zu schenken, hole ich das Versäumnis hiermit nach. Am Original ist erkennbar, das Manuskript wurde Ende Juni 2025 eingereicht und die Studie steht seit 2. September 2025 im Netz. Viel Zeit für eine gründliche Peer-Review blieb da nicht. Über die Studie selbst kann und will ich mich nicht äußern, eine einzelne Alarmstudie so herauszuputzen, wie "Unser Mitteleuropa" das macht, ist auf jeden Fall unprofessionell und entspricht weder journalistischen noch wissenschaftlichen Standards.
"Euer Mitteleuropa" wurde übrigens vor 50'000 Jahren von Afrikanern besiedelt, die heute unter dem Namen Homo sapiens bekannt sind.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –