Antreiber aus Deutschland - der Fall Altenweger (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 15.08.2016, 09:58 (vor 3012 Tagen) @ KlaKla

2002 schreibt der Beobachter vom Fall Sturzengger "Tierisches Leiden im Kuhstall".

In Deutschland propagierte zuvor (1998) der Anti-Mobilfunk-Verein "Bürgerwelle" den Fall Altenweger am oberbayerischen Schnaitsee. Die damals noch anschwellende Bewegung der Mobilfunkgegner bastelte postwendend daraus den populistischen Slogan: Erst die Rinder, dann die Kinder. Der Fall wurde zum Kristallisationspunkt dafür, dass die Bayerische Regierung die sagenumwobene und berühmt-berüchtigte "Rinderstudie" in Auftrag gab. Bauer Altenweger aber bekam durch die häufigen Medienberichte derart viel Zulauf, dass er die Milchviehhaltung aufgab und heute Ferienwohnungen auf dem Bauernhof vermietet. Für die Behauptung, er habe es darauf von Anfang an angelegt, gibt es jedoch keine Belege.

Ein paar Jahre später, 2004, machte der Stengel-Hof im Donau-Ries von sich reden. Danach war in Deutschland das Thema gegessen. Der Staffelstab wurde von Mobilfunkgegnern in die Schweiz getragen, Bauer Sturzenegger griff zu und sorgte einige Jahre nicht nur bei den Eidgenossen für Unruhe, sondern auch in Bayern. Bayerische Mobilfunkgegner organisierten 2010 für ihn im Freistaat eine regelrechte Vortrags-Tournee, vermutlich deshalb, um andere Viehzüchter gezielt mit der Idee zu infizieren, irgendwelche Probleme im Rinderbestand mit Mobilfunk in Verbindung zu bringen. Wenn es so war, war es erfolglos. Auffällig: Zu diesem Zeitpunkt hatten Sturzeneggers Kälber schon lange keine Probleme mehr, die verdächtigte Mobilfunkantenne war längst (2006) abgebaut worden. Bis heute weiß niemand genau, was auf seinem Hof eigentlich los war, der Verdacht gegenüber Mobilfunk konnte weder bestätigt noch widerlegt werden.

Aus meiner Sicht hat es zu keiner Zeit einen kausalen Zusammenhang zwischen kranken Rindern und nahen Mobilfunk-Sendemasten gegeben. Dieser Zusammenhang wurde von organisierten Mobilfunkgegnern geschickt konstruiert und sehr erfolgreich in die Medien getragen. Es dauerte mehr als zehn Jahre, um diese Inszenierung vom Spielplan zu nehmen. Immer auf der Suche nach neuem Alarmpotenzial haben verbohrte Mobilfunkgegner 2014 Ersatz für den verhallten Rinderalarm gefunden, jetzt waren es Ferkel, die angeblich unter Mobilfunk litten. Die erhoffte Signalwirkung des Ferkeldramas auf dem Hopper-Hof blieb jedoch aus, es gab unter Schweinezüchtern keine Trittbrettfahrer, die die reichlich sonderbare Idee aufgriffen.

Der Trick organisierter Mobilfunkgegner besteht darin, den abstrusen Einzelfall stets als Vorboten einer Lawine von Fällen zu verkaufen. Da sie nichts Überzeugendes in der Hand haben, müssen die Gegner fortwährend mit düsteren Zukunftsaussichten drohen. Der vermeintliche Beweis sind zuweilen ein paar Trittbrettfahrer, die sich von dem ursprünglichen Einzelfall inspirieren lassen. Mit Hilfe der Sensationspresse lässt sich daraus etwas machen und es kann Jahre dauern, bis der Schwindel auffliegt. Ähnlich wie im Anti-Mobilfunk-Zirkus verhält es sich z.B. mit dem Plan des Italieners Sergio Canavero, der 2017 den Kopf eines Menschen transplantieren möchte. Die Fachwelt ist entsetzt. Ein Kritiker hofft nun darauf, dass Canavero kein OP-Team zusammenstellen kann und meint: "Zwei oder drei Spinner findet man immer. Aber nicht dreißig." Was auch vom Rindergesundheitsdienst zu beweisen war :-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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