Forstexperte Philipp Mösch: keine Waldschäden durch Mobilfunk (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 13.08.2018, 20:29 (vor 2281 Tagen) @ H. Lamarr

Seit Kreisoberförster Philippe Moesch auf einer Fläche von rund einer Hektare Kahlschlag anordnen musste, ist auch er nachdenklich, ja erschrocken. «Zwar hat hier auch der Orkan Vivian[e] Bäume gefällt, über diese Kuppen brausten mehrmals schwere Hagelschläge», schränkt der Oberförster ein. «Was mir Hans Ulrich Jakob aber anhand der Karten zeigte, hat mich beunruhigt. Die langjährige Strahlung könnte das Leben der Bäume beeinflussen, denn Wald-Ökosysteme reagieren nicht kurzfristig auf negative Einflüsse.» Kreisförster Moesch möchte das Baumsterben in der Giebelegg genauer untersuchen lassen.

Dipl.-Forsting. ETH/SIA Philipp Mösch(-Grünenwald), wie er richtig heißt, ist heute Bereichsleiter Waldwirtschaft im Amt für Wald des Kantons Bern, Waldabteilung Voralpen. Auf Anfrage teilte er mir mit, der Forstdienst habe damals (1995) keine Untersuchungen zum Baumsterben auf der Gibelegg in Auftrag gegeben. Gemäß Hans-U. Jakob, der seinerzeit das Amt mehrmals mit Material eingedeckt habe, seien die Wellen des Kurzwellensenders Schwarzenburg nur mit Mühe über die Voralpen in den Nahen Osten zu schicken gewesen. Um dies überhaupt bewerkstelligen zu können, sei unter dem Funkfeld des KW-Senders eine starke Ablenkfeldstärke aufgebaut worden, damit die Kurzwellen die Voralpen überqueren konnten. Diese Wellen seien voll auf die westexponierten Hügel wie Gibelegg und Gurnigel gestoßen. Doch dies sei schon lange her, moderne Technik [das Internet; Anm. Spatenpauli] habe den Sender 1998 überflüssig gemacht.

Auf meine Frage, ob die Waldabteilung Voralpen Erkenntnisse (oder den begründeten Verdacht) habe, starke Funkstrahlung von Sendeanlagen könne sich schädlich auf Bäume auswirken, antwortete Mösch, es sei bekannt und erwiesen, starke elektromagnetische Wellen können auf biologische Abläufe Auswirkungen haben. Doch meist seien sich die Experten über Ausmaß und Stärke der Auswirkungen nicht einig. Die Übereinstimmung von stärker gelichteten Baumkronen und großer Sturmanfälligkeit habe ihn damals sehr beeindruckt. In der Zwischenzeit habe es keine solchen Beispiele mehr gegeben, das Thema habe sich glücklicherweise nach 1998 beruhigt. Bezüglich Mobilfunksender habe das Amt keine Kenntnis von negativen Auswirkungen auf Wälder, diese Sender seien aber wesentlich schwächer als der ehemalige Kurzwellensender.

Dann wollte ich von Philipp Mösch noch wissen, ob es andere Erklärungen gibt (z.B. Schädlingsbefall, Klimawandel), wenn in einem begrenzten Waldgebiet (Schneisen) Bäume allmählich absterben und in welcher Zeitspanne sich so ein Absterben in etwa hinziehen würde. Der Forstingenieur erklärte mir, es gäbe natürlich viele weitere Einflüsse, welche Bäume schwächen und zu lichten Kronen oder erhöhter Sturmanfälligkeit führen können. Dies seien neben den von mir genannten Einflüssen auch Trockenstress und die Bodenversäuerung z.B. durch Stickstoffeintrag aus der Luft. Ein unmittelbarer Einfluss zeige schon innerhalb von Tagen oder Monaten Auswirkungen. Bei Funkwellen hält Mösch eher eine Langzeitwirkung nach Jahren bis Jahrzehnten für möglich. Für weiterführende Recherchen verweist er auf www.wsl.ch und www.iap.ch.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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