Peter Hensinger über Krebsgefahr und Totschweigen (Allgemein)
So behaupte Herr Hensinger im Video min. 12:33 "Auch die Krebsgefahr der Mobilfunkstrahlung ist inzwischen bewiesen". Er will auf die 2B Klassifizierung der WHO hinaus, die seinen Worten nach ebenfalls nicht öffentlich kommuniziert wurde. Und das ist eine glatte Lüge, wie man hier sehen kann.
Die individuelle Wahrnehmungsverzerrung von Herrn Hensinger ist seine Sache, dass er sein Defizit öffentlich als Tatsache behauptet macht es zu unserer Sache.
Der weltweit übliche erste Schritt in der Kommunikation von Neuigkeiten sind Presse-Informationen. Dies ist auch anlässlich der Elektrokrebswertung durch die IARC am 31. Mai 2011 so geschehen (PDF, 6 Seiten, englisch) und Leitmedien wie "Der Spiegel" haben seinerzeit darüber berichtet. Die Behauptung Hensingers ist nicht nur absurd, sie belegt auch die unerträgliche Gewissheit, mit der dieser selbsternannte Experte ans Werk geht.
Angreifbar ist schon die verkorkste Formulierung "Auch die Krebsgefahr der Mobilfunkstrahlung ist inzwischen bewiesen". Offensichtlich ist Herrn Hensinger der Unterschied von Risiko und Gefahr nicht bekannt, die gängige Definition lautet:
Risiko = Gefahr x Eintrittswahrscheinlichkeit
Mein Lieblingsbeispiel zur Veranschaulichung sind Meteoriteneinschläge, vor denen Meteoritengegner schon in der Antike warnten und mit Schutzhelmen gute Geschäfte machten . Die Gefahr eines Meteoriteneinschlags ins Haupt eines Mobilfunkgegners ist real, niemand wird dies ernsthaft bestreiten können. Doch die Eintrittswahrscheinlichkeit ist sehr gering, wenn auch nicht Null. Herr Hensinger hat daher ein geringes Risiko, dass es ausgerechnet ihn trifft, obschon die Gefahr "bewiesen" ist.
Wer den Unterschied von Risiko und Gefahr kennt, kann über Hensingers Erkenntnis, die Krebsgefahr des Mobilfunks sei inzwischen bewiesen, nur den Kopf schütteln. Ganz abgesehen davon ist auch die verkorkste Sachaussage bereits falsch, denn Herr Hensinger hat vergessen anzumerken, dass er von seiner persönlichen Meinung spricht. Seriöse Experten in aller Welt schließen ein erhöhtes Hirntumorrisiko durch intensiven Gebrauch von Mobiltelefonen nicht grundsätzlich aus, betrachten die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Krebsgefahr jedoch als sehr gering. Erst die derzeit laufende "Cosmos"-Studie wird mit ihren 30 Jahren Laufzeit diese Frage nach einem Kausalzusammenhang zwischen Handynutzung und irgendwelchen dadurch ausgelösten Krankheiten belastbarer beantworten können. Für unbelehrbare Mobilfunkgegner wie Hensinger könnte Cosmos leicht zum Waterloo werden, ein erstes Zwischenergebnis der seit rd. sechs Jahren laufenden Studie sollte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Hintergrund
Neue Großstudie COSMOS mit 250 000 Teilnehmern
Cosmos in UK gestartet
IARC: Klassifikation elektromagnetischer Felder
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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