Klinische Umweltmedizin: Pro & Kontra (Forschung)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 30.12.2015, 19:16 (vor 3238 Tagen) @ H. Lamarr

Kontra
Das Deutsche Ärzteblatt publizierte 2008 eine Studie von Herr et al., die mit folgendem Fazit endet:

Potenzielle gesundheitsrelevante Umweltrisiken, die auf physikalische, chemische und biologische Schadstoffquellen in den verschiedenen Umweltmedien und alltäglichen Lebensumwelten zurückgehen, konfrontieren sowohl den klinisch tätigen Umweltmediziner als auch den niedergelassenen Allgemeinmediziner. Sie sind häufig die erste Anlaufstelle für eine wachsende Zahl von Ratsuchenden mit zumeist unspezifischen physischen, psychischen und/oder psychosozialen Beschwerden und Symptomen, die allerdings nur in den seltensten Fällen unmittelbar mit klar identifizierbaren und benennbaren Umweltfaktoren in Verbindung zu bringen sind. Angesichts der damit verbundenen Unsicherheiten, sind grundsätzlich folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Den Volltext der Arbeit gibt es <hier>.

Pro
Einige praktizierende Umweltmediziner waren von dem Artikel im Ärzteblatt, der an Ihrem Geschäftsmodell kratzt, aus naheliegenden Gründen wenig begeistert. Sie nutzten die Verbandszeitschrift UMG, um mit sechs individuellen Stellungnahmen ihre Sicht der Dinge darzulegen. Den Volltext dieser Entgegnung mit dem Titel "Die Umweltmedizin ist tot. Lang lebe die Umweltmedizin!" gibt es <hier>.

Die Entgegnung ist doppelt so lang wie die Studie und wäre deshalb presserechtlich als Gegendarstellung nicht zulässig gewesen. Der opulente Umfang zeigt, wie wichtig es den entgegnenden Ärzten ist, ihre Stimme zu erheben. Die Qualität einer Entgegnung ist freilich in aller Regel umgekehrt proportional zur Quantität der aufgebrachten Textmenge, sich kurz zu fassen ist erheblich schwieriger und zeitaufwendiger, als sich unkontrolliert zu entfalten. Die Mühe, die eingeholten sechs Stellungnahmen zu einer einzigen zu konsolidieren, wäre mMn ein Zeichen des Respekts gegenüber den Lesern gewesen, die an guten exklusiven Argumenten mehr interessiert sind als an der Selbstinszenierung diverser Autoren.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Umweltmediziner, MCS, Müller, Klinische Umweltmedizin, Verbandsarbeit, UMG, Somatoforme Störung, Sick-Building, Danielewski, Monitoring, dbu, Bartram


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