www.mobilfunkstudien.org - Totgeburt von Diagnose-Funk (Allgemein)
Dieses Posting ist völlig unwichtig. Es existiert nur deshalb, weil überzeugte Mobilfunkgegner z.B. in Anti-Mobilfunk-Foren so gerne auf irgendwelche Studien verweisen, die irgendeinen Effekt unter Funkeinfluss beobachtet haben wollen. Häufig habe ich dabei das Gefühl, dass bei solchen Verlinkungen Laien am Werk sind, die zwar schwarz von weiß unterscheiden können, die tatsächliche Bedeutung einer verlinkten Studie jedoch in keiner Weise verstehen, sondern hoffen, andere würden mehr verstehen. Details sind Nebensache, Hauptsache es gibt etwas zum Alarm schlagen. Dabei sind die Details keineswegs Nebensache: Wenn etwa ein Effekt bei einer Ganzkörper-SAR von 0,8 W/kg beobachtet wird dann ist das interessant, aber kein ehrlicher Grund zum Alarm schlagen, denn der zulässige Grenzwert liegt um den Faktor 10 tiefer. Soviel nur am Rande zu Fehlalarmen, ich verzettel mich sonst wieder ...
Wäre es nicht so doof, das Spielchen, mit erhobenem Zeigefinger auf Studien hinzuweisen, könnte mit erheblich höherer Taktrate auch in umgekehrter Richtung laufen. Soll heißen: Es ließen sich mühelos auf deutlich mehr entwarnende Studie verlinken, bei denen eben kein Effekt beobachtet wurde. Solche Studien gehen nämlich völlig spurlos an überzeugten Mobilfunkgegnern vorbei. Da können sie noch so gut und bedeutsam sein, wenn sie nicht zum Alarmieren taugen, existieren Studien für die Anti-Mobilfunk-Szene nicht. Dabei gäbe es beinahe täglich über entwarnende Studien zu berichten, wie etwa diese aus der aktuellen Nummer von Bioelectromagnetics:
Effects of electromagnetic fields emitted from W-CDMA-like mobile phones on sleep in humans (W-CDMA ist ein z.B. bei UMTS genutztes Übertragungsverfahren)
ELF magnetic fields tuned to ion parametric resonance conditions do not affect TEA-sensitive voltage-dependent outward K+ currents in a human neural cell line (... was immer das auch bedeuten mag)
Keine der genannten Studien findet sich auf der Website www.mobilfunkstudien.org, die von dem Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk betrieben wird. Denn der Name verspricht etwas, was Diagnose-Funk nicht halten kann: Die Site berichtet nicht ungefiltert über warnende und entwarnende Mobilfunkstudien, sondern sie bringt lediglich ein Zerrbild der Realität, nämlich ausschließlich alarmierende Studien. Mehr dazu in diesem Posting.
Ein durch Zensur verzerrtes Bild der tatsächlichen Studienlage im Zeitalter des www anbieten zu wollen, zeigt, wie verschroben die Gedankengänge der Verantwortlichen bei Diagnose-Funk gewesen sein müssen. Eine derart irreführende Website kann keine Anerkennung einfahren, sie ist mMn nur Ausdruck von festem Manipulationswillen und damit ein abschreckendes Beispiel für Desinformation, die tückischerweise in ordentlicher Verpackung daher kommt und Seriosität vortäuscht.
Möglicherweise hat der Anti-Mobilfunk-Verein den systematischen Fehler, den er mit dem redaktionellen Konzept dieser Desinformationsseite machte bereits selbst bemerkt, und investiert nichts mehr in die Totgeburt. Zu dieser Einschätzung führt die auffällig lustlos geführte Rubrik "Aktuell", vor allem aber die veraltete Studienchronologie:
Dieser Screenshot vom 21. September 2013 zeigt, dass die Chronologie mit dem Jahr 2011 endet, als ob es 2012 und 2013 keine Studien mehr gegeben hätte. Selbstverständlich ist der Zug auch ohne Diagnose-Funk weiter gefahren. Das EMF-Portal, das ist der große erwachsene Bruder von mobilfunkstudien.org, hat seit Januar 2012 rd. 2945 neue Mobilfunkstudien vorgestellt - warnende und entwarnende.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –