Kresse-Experiment: Der Lehrer war's! (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 10.12.2017, 15:02 (vor 2437 Tagen) @ H. Lamarr

Wenn ich mir das alles heute aus der Distanz so ansehe, dann steht für mich außer Frage: Dieses Kresse-Experiment haben sich die Schülerinnen nicht selbst ausgedacht. Alles deutet darauf hin, den Kindern wurde "geholfen", genau dieselben Alarmbotschaften zu verbreiten, wie sie die organisierte Anti-Mobilfunk-Szene seit Jahren verbreitet. Verdächtige Helfer aus dieser verschrobenen Szene könnten im konkreten Fall sein:

- ein Lehrer/eine Lehrerin
- Eltern/Verwandte
- der freundliche Baubiologe von nebenan

Inzwischen ist klar: Infektionsherd für die Mädels war ihr Lehrer Kim Horsevad, der sich als überzeugter Mobilfunkgegner entpuppt hat. Wofür die "Studie" seiner Mädels gut ist, lässt sich z.B. <hier> erkennen. Auch Magda Havas ist von der Schülerstudie angetan, gleich so, dass sie diese 2016 "repliziert" hat, selbstverständlich mit Erfolg.

Horsevad erlangte mit der Schülerstudie eine gewisse Beühmtheit und trat vor Publikum auf oder er ließt sich interviewen. Und er griff sogar zur Feder und schrieb (auf dänisch) ein dickes Buch (224 Seiten) über die Risiken elektromagnetischer Felder, die er zu erkennen glaubt. Der Lehrer betätigt sich darin unter anderem als Sprachrohr zugunsten von Franz Adlkofer und verkauft "Reflex" (noch im Oktober 2015) als bedeutsame Studie. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits fünf Replikationsversuche der berüchtigten Wiener/Berliner "Reflex"-Studien gescheitert (Vijayalaxmi et al., 2004; Speit et al., 2007; Layer et al., 2013; Speit et al., 2013, Seawind-Projekt der EU, 2013). Horsevad pochte noch auf diese "Reflex"-Alarmstudien, als diese wissenschaftlich bereits abgeschrieben waren.

Was Herr Horsevad in seiner Freizeit treibt ist allein seine Sache, da kann er meinetwegen mobilfunkgegnern so viel er will. Dass er seine Überzeugung jedoch auch in die Schule getragen und Schülerinnen dort zu der Kresse-Studie angestiftet hat, das ist aus meiner Sicht nicht in Ordnung, denn der Lehrer instrumentalisiert Kinder, um seiner dilettantischen Idee vom krankmachenden Mobilfunk internationale Beachtung zu verschaffen. Der Trick hat ja auch bestens funktioniert, denn Kinder ziehen immer, Boulevardmedien aus aller Welt stützten sich auf diese Story.

Noch heute ist ein plakatives Foto von der darbenden Kresse in Umlauf. Da dieses Foto mit den Fotos der Schülerstudie nicht im Einklang steht, fragte ich Kim Horsevad, ob es sich bei diesem dramatischen Vergleichsfoto von prächtiger und siechender Kresse auf zwei Papptellern womöglich um eine Fälschung von dritter Seite handelt. Der Lehrer gab die Auskunft, das Foto sei echt, es entstamme einem Folgexperiment unter gleichen Bedingungen, jedoch mit (zeitlich) maximaler W-Lan-Befeldung infolge Ping-Überflutung. Weiter schrieb er mir, er hätte das Experiment in seinem geschirmten Hobbyraum mehrfach wiederholt, mit genau dosierbarer Befeldung, und stets dasselbe Ergebnis bekommen: befeldete und unbefeldete Kresse unterschieden sich signifikant. Er räumte jedoch auch ein, dass die Ergebnisse nur bei wenigen dieser Folgeversuche so dramatisch waren, wie bei den Schülerinnen. Und er verwahrt sich gegen jeden Betrugsverdacht, unerkannte Confounder schließt er jedoch nicht aus. Dieses Eingeständnis ist für einen überzeugten Mobilfunkgegner bemerkenswert und verdient daher Respekt. Wieder ganz überzeugter Mobilfunkgegner ist Horsevad mit seiner Drohung, gegen "diffamierende Bemerkungen" über das Experiment seiner Schülerinnen juristisch vorzugehen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Lehrer, Einflussnahme, Kresse-Experiment, Cargo-Kult, Schüler


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