Übersichtsbeitrag: Streit um verkleidete Antennen (Schweiz) (Allgemein)

Gast, Sonntag, 03.11.2013, 16:44 (vor 3934 Tagen)

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Auf Mobilfunk-Antennenträger gemünzt heißt das: Wird ein neuer Sendemast errichtet, ohne dass die Nachbarn diesen als Sendemast erkennen, bleiben Proteste und Meldungen über gesundheitliche Nebenwirkungen aus. Kein Wunder also, dass verkleidete Antennen für Netzbetreiber und Kommunen eine willkommene Alternative zu mühsamer Aufklärung der Bevölkerung sind. Mobilfunkgegner erkennen in den verkleideten Antennen die Gefahr, ihre Existenzberechtigung zu verlieren, und wettern daher nach Kräften gegen diese Praxis, den sozialen Frieden an einem Antennenstandort mit diesem gut gemeinten Trick zu bewahren.

Einen guten Überblick über die Vor- und Nachteile von verkleideten Antennen gibt der Bericht Streit um verkleidete Antennen in Schweiz am Sonntag.

Verkleidete Antenne auf einem Hausdach in München
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Foto: IZgMF

Die Verkleidung nützte 2007 dem Netzbetreiber in München allerdings nichts. Da die Errichtung von Antennen gemäß freiwilliger Selbstverpflichtung der deutschen Betreiber einer Kommune bekannt gegeben werden muss, bekamen die Anwohner Wind davon und es kam zu dem, was kommen musste: zu einer sogenannte Infoveranstaltung, initiiert durch aufgeregte Anwohner. Und weil ins solchen Fällen das Unglück unbeirrbar seinen Lauf nimmt, luden die Entsetzten ausgerechnet Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut München ein, ihnen reinen Wein einzuschenken. Das ist zwar besser, als sich von einem überforderten Referenten des Vereins Diagnose-Funk Angst machen zu lassen, unterm Strich aber kommt es aufs gleiche raus. Wie das damals gelaufen ist, kann sich jeder denken. Ulrich-Raithel, beim Umweltinstitut für den gewinnbringenden Geschäftszweig "Standortgutachten" verantwortlich, zeigte den Entsetzten, wie sich die Immission bei ihnen verringert, wenn der Mast an anderer Stelle stünde. Womit er nicht rechnete war der geharnischte Protest von Veranstaltungsteilnehmern, die ausgerechnet dort wohnen, wo Ulrich-Raithel den Mast hinverfrachten wollte. Normalerweise ist der Mastenschieber vor solchen Peinlichkeiten sicher, denn wer ein paar hundert Meter weiter weg von einem neuen/geplanten Standort wohnt, der besucht die Infoveranstaltungen "Schwerstbetroffener" bereits nicht mehr. Diesmal aber ging die Rechnung Ulrich-Raithels nicht auf.

Am Ende breitete sich bei allen kollektive Ratlosigkeit aus, wie der Zwickmühle zu entrinnen sei, und Ulrich-Raithel musste ohne Abschluss abziehen. Der verkleidete UMTS-Mast steht seither unbeachtet am ursprünglichen Standort.

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Nachbarn


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