Nur vier von 88 untersuchten Risiken waren falsch-positiv (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 26.01.2013, 12:26 (vor 4216 Tagen) @ Doris

und steht zum download auf der Website der European Environment Agency

Im PDF des kompletten Reports gibt es das Kapitel 2: The precautionary principle and false alarms — lessons learned. Demzufolge hat es unter 88 untersuchten Risiken nur vier irrtümlich als gefahrbringend eingestufte gegeben (falsch-positiv). Diese falschen Alarme waren:

- die Amerikanische Schweinegrippe,
- der Süssstoff Saccharin,
- die ionisierende Bestrahlung von Lebensmitteln und
- die Braunfäule von Mais aus dem südlichen Maisgürtel.

Dieses Kapitel 2 ist allerdings nicht ein Werk der Umweltagentur, sondern die stark komprimierte Fassung einer Studie von Steffen Foss Hansen aus dem Jahr 2004. Wer mag, kann sich über die vier falsch-positiven Fälle im Volltext der Arbeit ein genaueres Bild machen (PDF, 208 Seiten, englisch).

Ob es von der Umweltagentur verantwortungsbewusst ist, zum Elektrosmog-Sachstand das Autorenkollektiv Lennart Hardell, Michael Carlberg und David Gee sprechen zu lassen, halte ich für fragwürdig. Denn der Standpunkt dieser Autoren ist bekannt. Aber es ist eben nicht der einzige Standpunkt. Die gegensätzlichen Einschätzungen des Risikos, etwa durch unterschiedlich besetzte Expertenkommissionen in unterschiedlichen Ländern, sie haben Gewicht und fallen bei diesem Report unter den Tisch.

Mahner haben es immer leichter als die eher Sorglosen, das Risiko für die Feuermelder ist gering: Hat sich ein Mahner geirrt, schweigt er einfach und sein vorsorglicher Fehlalarm ist schnell vergessen. Behält er dagegen recht, kann er vermelden, es schon immer gewusst zu haben. Mit Mahner meine ich jetzt keine kompetenten verantwortungsvoll handelnden Mahner, sondern Wichtigtuer wie den "Mahner" aus der Anti-Mobilfunk-Szene. Ich weiß nicht, wie viele Fehler und Fehlalarme dem schon nachgewiesen wurden, er setzt dennoch unentwegt neue in die Welt. Die Kaste der Mahner wird durch solche "Mahner" auf Dauer kastriert und schleichend entwertet. Schlecht, denn wenn ein tatsächliches Risiko vorsorglich reduziert werden sollte, hört vielleicht keiner mehr hin weil er von den vielen Fehlalarme der "Mahner" desensibilisiert wurde.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Umweltgifte, Risikobewertung, Schweinegrippe


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