Zweifel an der Energiebilanz von Dr. Eder (Allgemein)
Sie können sich rd. 2 1/2 Jahre lang Tag für Tag in 100 m Abstand zu einer städtischen Mobilfunk-Basisstation aufhalten. Ihr Kopf nimmt in dieser Zeit nicht mehr Energie auf wie bei einem einzigen 45-Minuten-Gespräch mit einem schon ziemlich strahlungsarmen Handy!
Grundlage des oben angeführten Vergleichs ist eine frappierende Berechnung, die Dr. Heinrich Eder vom LfU, Bayern, aufgemacht hat.
Aber: In folgender (anonymisierter) E-Mail wird die Richtigkeit dieser Berechnung infrage gestellt und eine andere aufgemacht:
Hallo Heidi,
endlich habe ich den Artikel von Dr. Eder herunterladen können, auf den Du Dich beziehst.
Du wirst mir sicher zustimmen, dass Joule (abgekürzt J) ein Maß für die Energie und J/kg ein Maß für die Energiedichte ist. (Die Energiedichte wird eigentlich in J/m3 gemessen; wenn das spezifische Gewicht des Materials jedoch eindeutig bestimmt ist, kann man statt dessen auch W/kg verwenden.)
Das Landesamt für Umweltschutz hat den sehr peinlichen Fehler gemacht, für J/kg den Ausdruck "Energie" zu verwenden. So kommt es zu Deiner Falschmeldung. Richtig ist die Rechnung für die Energie wie folgt, wenn wir die Daten des LfU verwenden, auf die Du Dich beziehst:
Handy: 2 W, 45 Minuten pro Tag ergeben 2 W x 45 x 60s = 5 400 J (ich beziehe meine Rechnung auf einen Tag; bei anderen Zeiten bleibt das Verhältnis der Energien gleich. Die 2 W entsprechen sicher nicht einem "schon ziemlich strahlungsarmen Handy". Außerdem wird hier angenommen, dass es mit voller Pulle sendet.)
Mobilfunkstation (ich beziehe mich auf eine sehr kleine Person, die weniger als der Durchschnitt an Strahlung abbekommt):
1 mW/m2 x 0,7 m2 x 24 x 3600 s = 60,48 J
Rein rechnerisch ergibt sich daraus ein Verhältnis Handy/Mast von knapp 90:1. Du behauptest dagegen in Deinem Artikel ein Verhältnis von 2,5 Jahren zu 45 Minuten, also 29 200:1. Das schreibt nicht einmal das LfU für das Verhältnis der Energiedichten.
Ich halte aber diese ganze Rechnerei nicht für zielführend. Die biologischen Schäden sind nicht einfach proportional zum Energieeintrag. Bei der Radioaktivität weiß man etrwas mehr. Obwohl dort der Schädigungsmechanismus anders ist, gibt es wohl hier (Petkau-Effekt) wie dort Reparaturmechanismen der Zelle. Allein aus diesem Grund spielt die Dosisrate eine wesentliche Rolle. Beim Mobilfunk kommt hinzu, dass die Aktivität der Zellen beeinflusst wird. Deshalb erwartet man eine unterschiedliche Wirkung beim Schlaf im Vergleich zum Wach-Sein. Auch aus diesem Grund halte ich den Beitrag von Dr. Eder, auf den Du Dich beziehst, für unseriös.
In diesem Zusammenhang ist für Euch folgendes Angebot interessant: Ihr könnt die Weihnachtsferien kostenlos im Haus von Familie Kind verbringen. Dazu bekommt Ihr noch Karten für ein Konzert in der Dresdener Frauenkirche. Die Bedingung dabei ist, dass Ihr Euch nach einem medizinischen Plan untersuchen lasst, der u.a. von Dr. Oberfeld ausgearbeitet wurde. Das bedeutet etwa 3 Blutabnahmen für Jeden. Kosten entstehen Euch dadurch nicht.
Ich würde das nicht vorschlagen, wenn ich Bedenken wegen gesundheitlicher Schäden hätte. Hier soll die Frage untersucht werden, ob schon eine relativ kurzzeitige (etwa 2 Wochen) Bestrahlung mit etwa 10 mW/m² die Veränderungen im Blutbild ergibt, die man bei längerer Bestrahlung beobachtet.
Viele Grüße
P. Oregano
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –