"Athem 3" geht mit schlechtem Omen an den Start (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 02.06.2024, 20:23 (vor 100 Tagen) @ H. Lamarr

[...] Scheidsteger kündigt an, er werde bis etwa Ende 2022 eine "richtige Dokumentation" zu der Athem 3 genannten Studie fertigstellen können. Die Namensgebung sei eine Idee von Mosgöller gewesen.

Ich weiß nicht recht, ob Wilhelm Mosgöller da eine gute Idee hatte.

Denn den Stammlesern dieses Forums ist der "Reflex"-Skandal noch gut in Erinnerung. Dieser handelte von den Verfehlungen der Laborassistentin Elisabeth K., die den Verblindungscode der Expositionsapparatur kannte und so 2008 den Skandal um die "Reflex"-Nachfolgestudie Schwarz et al. (auch bekannt als Adlkofers "UMTS-Studie") kräftig befeuerte. Lerchls Fälschungsvorwürfe wollte ein Gutachter vor Gericht nicht bestätigen, da er Pfusch im Labor aus Ursache der statistisch wundersamen Studienergebnisse nicht ausschließen konnte.

Was aber hat der "Reflex"-Skandal mit "Athem" zu tun?

Diese Frage beantwortet dieses Posting aus dem Jahr 2010. Seinerzeit gab es nur das eine von der Auva finanzierte "Athem"-Projekt, deshalb wird dort nicht zwischen Athem1 und Athem2 differenziert, Athem3 hat mit diesen beiden Auva-Projekten, bis auf den Namen, ohnehin nicht das Geringste zu tun.

Wie in dem alten Posting zu lesen ist, trifft der "Reflex"-Skandal auch auf das erste Athem-Projekt zu, da die umstrittene Datenerhebung der "Reflex"-Nachfolgestudie durch die Laborassistentin K. Teil des Athem-Projekts war. Diese Verbindung der beiden Projekte war lange nicht bekannt.

Lerchl unterlag nur deshalb vor Gericht, weil er seinen Fälschungsverdacht mitunter auch als Tatsache behauptete, das Gericht seiner Beweisführung jedoch nicht folgen wollte. Wäre er konsequent beim Fälschungsverdacht geblieben, der Prozess hätte entweder nicht stattgefunden oder Lerchl hätte ihn gewonnen.

Wie dem auch sei, das "Reflex"-Projekt hat sich von dem Skandal nie erholt, auch wenn Adlkofer und seine Sprachrohre sehr bemüht waren, das Gegenteil zu bekunden. In der HF-EMF-Risikobewertung spielt "Reflex" schon lange keine Rolle mehr, maßgeblich auch deshalb, weil sämtliche Replikationsversuche scheiterten. Auch diesen Umstand versuchten Adlkofer & Co. verzweifelt zu entkräften, indem sie so hartnäckig wie irreführend behaupteten, "Reflex" sei mehrfach "bestätigt" worden.

Um es kurz zu machen: Der dunkle Schatten des verkorksten "Reflex"-Projekts liegt (zumindest teilweise) auch auf dem "Athem"-Projekt. Die Namensgebung Athem3 halte ich deshalb für unglücklich und sehe darin ein denkbar schlechtes Omen, dass es dieser Studie gelingen könnte, die wissenschaftliche Risikoeinschätzung von HF-EMF auch nur ein bisschen zu verändern. Sobald Athem3 publiziert wurde, lässt sich meine Behauptung an den später zu erwartenden Einschätzungen des Papers durch anerkannte wissenschaftliche Experten gut überprüfen. Die ebenfalls abzusehenden Jubel-Einschätzungen durch nicht anerkannte Experten mögen getrost in den Echokammern der Szene verhallen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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