Kein 5G-Ausbau in Übersee (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 06.08.2020, 13:33 (vor 1557 Tagen)

"Kein 5G-Ausbau in Übersee", heißt es auf OVB Online vom 5. August 2020 und ich frage mich ratlos, warum die örtlichen Mobilfunkgegner denn nicht gegen den 5G-Einbau in Übersee protestiert haben :-). Anzumerken ist, mit Übersee ist nicht etwa Amerika gemeint, sondern eine gleichnamige 4800-Seelen-Gemeinde an den Ufern des Chiemsees, Bayern.

Speerspitze des Widerstands sind Lisa Hillermeier und Martin Sichler.

Und das sind laut OVB Online ihre Argumente:

► Die Digitalisierung wird aus Sicht der Initiatoren auch vor Übersee nicht Halt machen. „Dafür wird alle 100 Meter eine Sendeanlage erforderlich sein“, sagt Sichler.

Nein, Herr Sichler, da Übersee auch mit Touristen kein Ballungszentrum ist wie das Stadion des FC Bayern München, wird Übersee ganz sicher nicht mit putzigen 5G-Kleinzellen zugepflaster werden, sondern erstrangig mit hässlichen Funkmasten (Makrozellen) versorgt werden. Dabei hätten Kleinzellen alle paar 100 Meter für Übersee viele Vorteile wie geringe Sendeleistung, unauffälliges Erscheinungsbild, üppige Bandbreite für breite Touristenströme, nur leider sind die Dinger derzeit noch so teuer (etwa 45'000 Euro/Stück), dass Netzbetreiber sie ohne Not nur dort verwenden, wo Smartphones auf engem Raum massenhaft genutzt werden, z.B. in Arenen für 70'000 Fussballfans.

► „Eine Sendeanlage bedeutet eine erhebliche Steigerung der Strahlenbelastung durch Elektrosmog – wenn die Gemeinde nicht steuernd eingreift.“

In welcher Märchenstunde für Erwachsene hat Herr Sichler das denn gehört? Zu Medienkompetenz gehört auch, sich nicht wahllos auf dubiosen privaten Websites zu informieren, sondern die Kompetenz der Informanten zu hinterfragen oder sich exklusiv auf Websites schlau zu machen, deren Seriosität außer Frage steht, wie der Webauftritt des Bundesamt für Strahlenschutz.

► Die wichtigste Grundlage der Initiative ist das Vorsorgeprinzip, das in der EU und deren Mitgliedstaaten in der Umwelt- und Gesundheitspolitik gilt. Danach sollen denkbare Belastungen für die menschliche Gesundheit schon im Voraus vermieden oder weitestgehend verringert werden. Und zwar laut Sichler „wenn es nur den Verdacht gibt, dass es gesundheitsschädlich sein könnte.“

Wieso reicht denn der üppige Sicherheitsfaktor 50 nicht, der in den Grenzwerten, die für Privatpersonen gültig sind, enthalten ist?

► „Tausende wissenschaftlicher Studien weisen darauf hin, dass es durch die Strahlung zu Anormalitäten in der Blutzusammensetzung und im Hormonspiegel kommt.“ Gesundheitsschäden, wie Kopfschmerzen, Konzentrations- und Schlafstörungen, Tinnitus, Herzbeschwerden und Fruchtbarkeitsstörungen bis hin zu Krebs und Erbschäden könnten auftreten – und zwar schon weit unterhalb der deutschen Grenzwerte, sagte Sichler.

In welcher Märchenstunde für Erwachsene hat Herr Sichler das denn gehört?

► Die Planung eines gesundheitsverträglichen Ausbaus der digitalen Versorgung kann eine kleine Verwaltung wie die Überseer laut Sichler personell und fachlich nicht bewerkstelligen. Deshalb plädierte er dafür, ein von den Betreiberfirmen unabhängiges Gutachterbüro, beispielsweise das Umweltinstitut München, mit einem entsprechenden Konzept zu beauftragen. Gleichzeitig sollte das Gutachten Empfehlungen enthalten, welche planerischen und juristischen Mittel die Gemeinde ausschöpfen kann, um das Konzept durchzusetzen.

Warum das Geld zum Fenster rauswerfen? München hat sein 2003 entstandenes Mobilfunk-Vorsorgemodell 2017 verschrottet, gegenwärtig gut 1500 Mobilfunk-Standort mit schätzungsweise 10'000 Antennen – dennoch leben wir hier alle noch und kommen bestens ohne eine einzige Bürgerinitiative gegen Mobilfunk aus. Außerdem fertigt das Umweltinstitut München seit Jahren keine Standortgutachten mehr an, die aus meiner Sicht ohnehin überteuert, überflüssig wie ein Kropf und von kurzer Haltbarkeit sind.

► Lisa Hillermeier erwähnte zudem exemplarisch die Gemeinde Bad Wiessee, wo der Gemeinderat den Ausbau von 5G abgelehnt hat. Die gesundheitlichen Risiken waren den Räten zufolge nicht geklärt.

So so, seit wann können denn Gemeinderäte beurteilen, dass überhaupt gesundheitliche Risiken für 5G existieren, geschweige denn, ob diese geklärt sind? Die Räte waren möglicherweise in derselben Märchenstunde, auf die auch Herr Sichler hereingefallen ist.

So weit, so gut.

Und jetzt schauen wir uns einmal an, wo die fachlichen Kompetenzen der Speerspitzen liegen, dies liefert einen wertvollen Hinweis darauf, ob die beiden wissen, wovon sie reden oder ob sie von den üblichen Verdächtigen fremdbeatmet sind und deshalb, ohne mühsam ins Detail gegen zu müssen, als unbedarfte aufgehetzte Laien eingestuft werden dürfen.

Lisa Hillermeier ist Sozialpädagogin.
Martin Sichler ist Biogemüsebauer.

Tja ...

Dennoch heißt es in der Meldung von OVB Online: "Bürgermeister Bauerdick sicherte zu, das Thema nach der Sommerpause auf die Tagesordnung des Gemeinderates zu bringen." Warum eigentlich, hat der Rat nichts Besseres zu tun?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Widerstand, Funktechanalyse, Copy-Past, Stopfgänse, 5G-Experte, Chiemgau, Uebersee


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