Buchner/Rivasi-Report: Icnirp zwingt niemanden ... (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 28.06.2020, 19:05 (vor 1590 Tagen) @ H. Lamarr

Wer den Buchner/Rivasi-Report liest kann den Eindruck gewinnen, Regierungen in aller Welt hätten keine andere Wahl, als sich die Icnirp-Grenzwerte aufzwingen zu lassen. Das aber stimmt nicht, jede Regierung kann sich aus freien Stücken für oder gegen die Icnirp-Grenzwerte entscheiden, denn diese sind kein kategorischer Imperativ, sondern, das scheint in Vergessenheit geraten zu sein, Empfehlungen. Ist es daher Icnirp anzulasten, wenn sich viele aber nicht alle der rund 200 Regierungen dieser Welt freiwillig für Icnirp entschieden haben?

Eigentlich nicht, oder? Weil damit das Pferd vom Schwanz aufgezäumt wird. Unter diesem Aspekt ist auch ein Icnirp-Ersatz, der exklusiv mit Wissenschaftlern aus Kreisen der Kritiker beschickt wird, keine grundsätzliche Lösung des Problems, dass eine kleine Gruppe Weiser in einer kniffligen Frage über das Schicksal der Menschheit entscheidet. Denn aller Voraussicht nach wird auch ein Icnirp-Ersatz in die Kritik geraten, so wie dies regelmäßig mit Oppositionsparteien geschieht, wenn diese, sobald sie in Regierungsverantwortung sind, ihre oppositionellen Extrempositionen aufweichen und sich kompromissbereit der normativen Kraft des Faktischen beugen müssen.

Was also tun?

Die Auflösung von Icnirp zu fordern halte ich für Blendwerk, das sich eine Handvoll Taktgeber der internationalen Anti-Mobilfunk-Szene ausgedacht haben. Wem die Icnirp-Empfehlungen nicht passen ist bei Icnirp indes an der falschen Adresse und sollte sich besser an die Regierung seines Landes wenden, um diese mit überzeugenden Argumenten oder mit List und Tücke für andere (niedrigere) Grenzwerte zu gewinnen. In der Schweiz, in Indien, Belgien und in Teilen Italiens scheint dies ja funktioniert zu haben, dort gelten für Ganzkörperbefeldung nur Bruchteile der Icnirp-Grenzwerte. Mutmaßlich wurde die Parole "alle gegen Icnirp" nur deshalb ausgegeben, weil dieser Gegner zahlenmäßig weit unterlegen ist und sich der Brennstrahl der Kritik bequem auf einen Punkt konzentrieren lässt. Im Gefecht mit geschätzt 100 oder mehr Regierungen, die an Icnirp festhalten, sähen die Kräfteverhältnisse für die Angreifer ganz anders aus.

Seit jeher ist die Anti-Mobilfunk-Szene eine Magerwiese, auf der viele Schafe grasen, die sich von wenigen Schäferhunden willig in beliebige Richtungen treiben lassen. Wer dieses Spiel durchschaut und sich nicht länger instrumentalisieren lassen möchte, kehrt der Szene früher oder später den Rücken. Übrig bleibt, wer lieber andere denken lässt. Zu einem Ausbluten des Szene kommt es nicht, weil mit jedem neuen Mobilfunkstandard und jeder damit einhergehenden Netzverdichtung frische Nachrücker die Lücken füllen. Dieser Kreislauf ist mMn für den erschreckend hohen Anteil uninformierter mühelos steuerbarer Mitläufer in der Szene verantwortlich. Momentan wird die Herde gegen Icnirp in Stellung gebracht, zuvor waren Lerchl, Röösli, BfS, Repacholi, Bernhardt und andere im Zentrum der Zielscheibe.

Wenn aber Icnirp das falsche Ziel ist, warum geben die Strippenzieher der Szene dann doch die Parole "alle gegen Icnirp" aus? Ich meine, was jetzt passiert ist Teil eine lanfristigen Erosionsstrategie, die systematisch die Entwertung von widerspenstigen Repräsentanten der anerkannten Wissenschaft zum Ziel hat. Irgendwann, so das Kalkül, wird die Politik auf diese breit angelegte systematische Entwertung reagieren und erwartungsgemäß handeln. Die zahllosen Petition gegen 5G, wenngleich ausnahmslos blödsinnig begründet, dienen als Druckmittel der breiten Masse diesem Ziel genauso wie die regelmäßig von "Wissenschaftlern" und Wissenschaftlern losgetretenen Appelle. Noch zeigen alle diese Aktionen keine nennenswerte Wirkung in der Politik, der Atomausstieg Deutschlands nach dem Fukushima-Unglück zeigt jedoch, dass die Ausnahme von der Regel so unerwartet kommen kann wie der Tod eines unbesorgten gut genährten U.S.-Truthahns kurz vor Thanksgiving.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Rentner, Wutbürger, Hypothese, Phobiker, Selbstdarsteller, Politiker, Dogmatiker, Rivasi-Report, Werturteil, Auflösung der ICNIRP


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