Phantomängste: Auva-Alarmfilm mehr schädlich als nützlich (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 26.08.2018, 11:40 (vor 2268 Tagen) @ H. Lamarr

Bei den Dreharbeiten zu "Thank you for Calling" sind sich Klaus Scheidsteger und sein Protagonist Wilhelm Mosgöller offenbar näher gekommen. Denn Mosgöller produzierte für die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt Auva, Österreich, einen kleinen Alarmfilm über angebliche Risiken des Mobilfunks und vergab die Regie dieses Kurzfilms an Scheidsteger. Eine Hand wäscht die andere.

Filmemacher Scheidsteger griff für den Auva-Alarmfilm auf dasselbe eingespielte Team zurück (Kameramann und Postproduktion), das er schon für "Thank you for Calling" beschäftigte.

Aus meiner Sicht ist der Auva-Film unnötig bis schädlich, denn er weckt mit übertrieben Handlungsbeispielen wie dem Ablegen des Handys an Kellerabsätzen in der Bevölkerung Phantomängste gegenüber Mobilfunk. Die Tipps, die der Film zur Vorsorge gibt, sind ausnahmslos altbacken, sie kursierten schon lange vor dem Film in den Medien. Dabei hätte Scheidsteger, verstünde er nur etwas von der Technik, durchaus einen innovativen Tipp in seinen Film einbauen können, dass es nämlich nicht egal ist, ob ein Smartphone in der Hosentasche mit dem Display in Richtung Körper zeigt (besser) oder mit der Rückseite (schlechter). Die technischen Hintergründe dieses Vorsorgetipps wurden hier im Forum bereits mehrfach erklärt.

Wien ist ein auffälliges Zentrum des Alarmismus gegenüber der Mobilfunktechnik. Nirgendwo sonst auf der Welt ist eine derartige Häufung von Warnern und Mahnern auf engstem Raum zu beobachten. Der dafür verantwortliche Kreis in Wien ist jedoch nur sehr klein, er misst noch nicht einmal ein Dutzend Personen. Die spezielle Rolle Wiens in der Mobilfunkdebatte hatte ihren Anfang zur Jahrtausendwende, als Tabaklobbyist Franz Adlkofer an der Medizinischen Universität Elektrosmogstudien des "Reflex"-Projekts in Auftrag gab. Seither stiftet Wien regelmäßig Unruhe in der Mobilfunkwelt, mal mit Wissenschaftlern, mal mit der hiesigen Ärztekammer, mal mit der Auva, mal mit Fälschungsskandalen, mal mit Mediengetöse, mal mit der Premiere von Alarmfilmen ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Phantomängste


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