Irre oder krank? JWD-Reporterin besucht Uli W. im Funkloch (Medien)
Das neue Monatsmagazin JWD (Joko Winterscheidt's Druckerzeugnis) kümmert sich in seiner jüngsten Ausgabe (04/2018) auch um Uli W., den medienerprobten deutschen Vorzeige-Elektrosensiblen. Titel der Geschichte: "Irre oder Krank? Reporterin Nele Justus besucht Elektrosensible im Funkloch". Online ist der Artikel (gegenwärtig) nicht zu lesen (das Heft kostet am Kiosk 4,40 Euro), es ist jedoch damit zu rechnen, dass der Text über kurz oder lang auf der Website von Uli W. auftaucht.
Kommentar: Journalistisch distanziert heißt es im Inhaltsverzeichnis der Ausgabe "Dieser Mann denkt, dass Elektrosmog ihn umbringt". Die Titelzeile mit den Alternativen "Irre oder krank" lässt indes befürchten, auch der JWD-Artikel hat den Kern der Sache nicht getroffen. Denn Uli W. ist aus meiner Sicht weder irre noch krank, sondern ein Schwindler, der mit seinen Medienauftritten das Märchen vom (echten) "Elektrosensiblen" am Leben erhalten soll – dem wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Trotz. Öffentlich wahrgenommene "Elektrosensible" sind für Nutznießer der Angst vor Elektrosmog seit eh und je ein willkommener Marketinggag, um diese subjektiv empfundene Angst aus kommerziellem Antrieb heraus zu schüren. Überzeugte Elektrosensible sind z.B. für Baubiologen und Umweltmediziner begehrte Kunden/Privatpatienten. Der Verein für Elektrosensible, München, organisiert als Vermittler, dass Angebot und Nachfrage zusammenfinden, die Hemmschwelle gegenüber offenkundiger Scharlatanerie ist dabei niedrig. Ob das Titelbild der JWD-Ausgabe 03/2018 die Redaktion des Magazins JWD inspirierte, das ziemlich ausgelutschte Thema "Elektrosensible" noch einmal zu lutschen, ist nur eine unbestätigte Spekulation.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –