Hallberg, Johansson, Eger: Melanom-Prognose von 2002 (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 01.09.2016, 20:26 (vor 2991 Tagen) @ H. Lamarr

Vor seinem Ableben hat Örjan Hallberg noch drei Studien bei wissenschaftlichen Journalen eingereicht, die erst nach seinem Tod erschienen sind.

Eine der Studien, sie wartete bereits seit Ende 2014 auf Veröffentlichung, ist eine Gemeinschaftsproduktion mit Olle Johansson und - Dr. med. Horst "Naila" Eger. Der Allgemeinarzt, der bislang in wissenschaftlich bedeutungslosen Zeitschriften wie UMG publizierte, möchte anscheinend seinen Ruf aufpolieren, indem er in einer "richtigen" Fachzeitschrift als Co-Autor mit dabei ist. Die verwegene ursprüngliche Melanom-Prognose aus dem Jahr 2002 ist allerdings allein auf dem Mist von Hallberg und Johansson gewachsen, Eger sollte der Anti-Mobilfunk-Szene erst zwei Jahre später beitreten. Olle Johansson bekam u.a. für diese verschrobene Melanom-wegen-UKW-Sender-Prognose im Jahr 2004 in Schweden den Schmähpreis "Misleader of the Year" zuerkannt (Irreführer des Jahres).

Ob Horst Eger nun an der dramatischen Rückschau auf die alte Prognose überhaupt substanziell beteiligt war oder nur aus Gefälligkeit als Co-Autor genannt wird ist mir nicht bekannt. Auffällig ist jedoch: Auch andere Laien aus der Anti-Mobilfunk-Szene (Dr. med. Waldmann-Selsam und Helmut Breunig) drängen in wissenschaftliche Publikationen und bedienen sich dazu ebenfalls der Zugkraft erfahrener Autoren.

Ein Problem der Laien ist, sie können bei den Autoreninformationen keine Universitäten als Kontaktadresse nennen, sondern müssen ihre wenig ruhmvolle Privatadresse eintragen. Für titelversessene Laien ist dies unbefriedigend. Horst Eger hat einen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden: Eine klangvolle Uni kann er nicht nennen, seine banale Privatadresse oder Praxisadresse mag er nicht nennen – also lässt er ersatzweise verkünden:

Medical Quality Circle No. 65143, Association of Statutory Health Insurance Physicians of Bavaria , Naila , Germany

Sogenannte Ärztliche Qualitätszirkel sind moderierte und finanziell geförderte Arbeitskreise von Ärzten oder Psychotherapeuten. Sie entstehen in Eigeninitiative, die Teilnahme ist in aller Regel freiwillig. Hier finden sich Ärzte mit gleichen Interessen zusammen, um zu debattieren. Mit Qualität hat dies im konkreten Fall so gut wie nichts zu tun, zum Aufplustern eignet sich die klagvolle Umschreibung eines banalen Arbeitskreises jedoch allemal. Und auf Englisch wirkt es gleich noch ein Stückchen eindrucksvoller.

Achso, fast hätte ich's vergessen, die Kernaussage der drei Helden in der neuen "Rückschau-Studie" lautet: Alldieweil schwarzer Hautkrebs seit 2002 in Estland massiv zugenommen habe, meinen die drei, die Behörden müssten jetzt mal langsam auch andere Strahlungsquellen als Verursacher in Erwägung ziehen anstatt immer nur die UV-Strahlung der Sonne.

Sollten die drei etwa weiter darauf fixiert sein, UKW-Sender brächten den schwarzen Tod über Estland, und nicht etwa die überall beliebten Sonnenstudios?

Aus meiner Sicht hat Host Eger kein glückliches Händchen. Mit dieser Studie ist er vom Regen in die Traufe gekommen, Ruhm wird sie ihm nicht bringen, Spott schon eher. Aber das ist für ihn ja nichts Neues.

Hintergrund
Dr. med. H. Eger: 4 ½ Minuten Handytelefonat "belastend" wie 1 Röntgenaufnahme

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
, Eger, Naila, Aerztlicher Qualitätszirkel


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