Mit dem Plural der verdammten Einzahl entkommen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 25.08.2014, 23:05 (vor 3730 Tagen)

"Wir wissen ..." hört sich im Vergleich zu "Ich weiß ..." merklich mächtiger an. Der Plural wird daher von vielen Referenten in der Anti-Mobilfunk-Debatte dem Singular auch dann vorgezogen, wenn dieser treffend wäre und der Plural nur verlogen ist. Das aber gilt nicht nur für Referenten, und nicht nur für die Anti-Mobilfunk-Debatte, sondern für beinahe alle von uns. Wollen wir uns wichtig machen, blasen wir uns gerne mit dem Plural auf, eine der lässlicheren Sünden, die wir täglich begehen. Ein Ex-Teilnehmer unseres Forums, der heute sein Exil im Gigaherz-Forum hat, ist der lebende Beweis für diese These.

Frau Buchs lieferte eben dort heute ein weiteres Beispiel, wie sich mit dem gewichtigen Plural die belanglose hässliche Einzahl wegpudern lässt. Sie schreibt:

Was aber wohl noch weniger bekannt ist, dass auch Roboterrasenmäher bzw. Ladenstationen sehr breitbandige Störungen auf Langwelle und Kurzwelle verursachen können und zwar eine Art pfeifender Störsender in unterschiedlichen Tonhöhen.

So habe ich in einem Funkerforum folgende Meldung gefunden:
ein Roboterrasenmäher wurde voriges Jahr von der Bakom "stillgelegt", weil er Störungen im gesamten KW-Bereich ähnlich PLC machte
http://forum.db3om.de/ftopic5996-90.html

Wer das liest muss den Eindruck bekommen, Roborterrasenmäher und/oder deren Ladestationen würden weltweit reihenweise Funkbänder der Funkamateure mit Störsignalen verseuchen.

Und wenn Frau Buchs dann leutselig fort fährt mit "So habe ich ...folgende Meldung gefunden", dann bedeutet dies im deutschen Sprachraum: Diese Meldung ist nur eine von mehreren oder gar vielen.

Doch nichts von alledem trifft zu, Frau Buchs schildert in Wahrheit einen Einzelfall, stützt sich einzig und allein auf die eine Meldung, auf die sie auch verlinkt. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen eine zweite Funkstörung durch Roboterrasenmäher dingfest zu machen. Die überdies nicht verwunderlich wäre, denn in Roboterrasenmähern treibt ein kräftiger E-Motor (mit Kollektoren) das Schnittmesser an, und wenn dann der Entstörkondensator defekt ist, dann stört Funkenbildung am Kollektor ein breites Frequenzband, wie das z.B. von defekten Elektrowerkzeugen bekannt ist.

Selbst die Quelle, die Frau Buchs dankenswerterweise genannt hat, berichtet von nur einem einzigen belanglosen Einzelfall.

Fazit: Aus einem einzigen defekten Roboterrasenmäher, der über den unmittelbar Betroffenen hinaus kaum eine Erwähnung wert ist, macht Frau Buchs ein latent in der Luft liegendes Gesundheitsrisko für alle "Elektrosensiblen" weltweit:

"Was aber wohl noch weniger bekannt ist, dass auch Roboterrasenmäher bzw. Ladenstationen sehr breitbandige Störungen auf Langwelle und Kurzwelle verursachen können ...". Nein, es ist eben nicht "noch weniger bekannt", sondern es wird mangels Fallzahlen auf Dauer völlig unbekannt bleiben, dass Roboterrasenmäher im Fehlerfall Funkstörungen verursachen können.

Offen bleibt, warum die Gigaherz-Vorständlerin überhaupt diese Behauptung in die Welt setzt, die Chancen auf eine dramatische Bild-Titelzeile über von Roboterrasenmähern terrorisierte Elektrosmogopfer sind denkbar gering.

Wer muss sich solcher Tricks bedienen? Aus meiner Sicht derjenige, in dessen Köcher keine Pfeile mehr stecken, denn wer gute Argumente hat, ist auf Munkeln & Raunen und einen defekten Roboterrasenmäher nicht angewiesen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Manipulation, Plural, Funkamateur, Debatte

Mit dem Plural der verdammten Einzahl entkommen

AnKa, Montag, 25.08.2014, 23:58 (vor 3730 Tagen) @ H. Lamarr

Offen bleibt, warum die Gigaherz-Vorständlerin überhaupt diese Behauptung in die Welt setzt, die Chancen auf eine dramatische Bild-Titelzeile über von Roboterrasenmähern terrorisierte Elektrosmogopfer sind denkbar gering.

Sag das nicht so leichtsinnig dahin. Wenn so ein Roboter-Rasenmäher über ein Kofferradio 'rüberfährt, dann ergibt das -ruckzuck- eine eindeutig merkbare Empfangsstörung.

Eventuell fliegt der Frau Buchs dann sogar noch gestückelte Elektronik entgegen - das hätte dann eine Wirkung wie ein Schrotbeschuss.

Außerdem werden die Dinger ja heutzutage immer mehr hochgerüstet (siehe Bild), mähen alles übertrieben ratzekahl blank (siehe Bild), und lassen dabei noch nicht mal auch nur noch einen einzigen kleinen Buchsbaum übrig (siehe Bild).

Das alles dann noch über das Smartphone ferngesteuert, von bequemen Vorstadtmüttern, die es sich vormittags im Café in der Innenstadt bequem machen, während ihr Rasenmäher daheim die Nachbarin bedroht. Die Funkgefahr ist bei den Geräten absolut real!
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"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Maus wird Elefant ...

Trebron, Dienstag, 26.08.2014, 13:15 (vor 3729 Tagen) @ H. Lamarr

Zum „Stil“ der Informationsbeschaffung dieser Frau Buchs:
Im amateufunk-forum.de findet von 2006 bis 2009 eine Debatte mit 127 Beiträgen statt. Inhalt kurz gesagt: Ist der Amateurfunk am Ende wg. Überregulierung durch Behörden? Die Jungs dort fühlten sich damals nicht so richtig verstanden, luden (bereits lange im Vorfeld) ihren Frust ab und nannten auch Beispiele für schwer verständliche Behörden-Vorgaben und –Handlungen.
Z.B.:

Wo bleiben die Eingaben und Proteste hinsichtlich PLC und Plasmafernseher der Industrie, die ganze Frequenzbereiche ab der KW bis rauf zu 70cm "verseuchen"? (ein Roboterrasenmäher, wurde voriges Jahr von der Bakom (Anmerkung von trebron: Gemeint ist das Schweizer Bundesamt für Kommunikation) "stillgelegt", weil der Störungen im gesamten KW-Bereich ähnlich PLC machte; war aufgrund einiger Meldungen von Funkamateuren an die Bakom erfolgt).

Fazit: Ein einzelner, wohl defekter, Mähroboter wird 2008 als Funkstörer aus dem Verkehr gezogen und (für mich als Laie nicht ganz schlüssig) als Beispiel für Behörden-Einschreiten genannt. Und: Problem vollständig gelöst.

Daraus macht diese Frau Buchs in 2014 auf gigahertz.de:

Was aber wohl noch weniger bekannt ist, dass auch Roboterrasenmäher bzw. Ladenstationen sehr breitbandige Störungen auf Langwelle und Kurzwelle verursachen können und zwar eine Art pfeifender Störsender in unterschiedlichen Tonhöhen. So habe ich in einem Funkerforum folgende Meldung gefunden: ein Roboterrasenmäher wurde voriges Jahr von der Bakom "stillgelegt", weil er Störungen im gesamten KW-Bereich ähnlich PLC machte. http://forum.db3om.de/ftopic5996-90.html

(Nebenfrage: Was ist wohl eine Ladenstation?)

Für mich ein drastisches Beispiel für das total krampfhafte Suchen nach einem „Aufreger“. Und durch die von Spatenpauli bereits monierte „Pluralisierung“ entsteht eine wirre (Un-)Wirklichkeit mit neuem Feindbild und zusätzlichem Leidens-Zugewinn. Skuril, oder?
Für den Fall, dass ich jetzt völlig falsch liege, will ich trotzdem auf Nr. Sicher gehen: Habe den Staubwisch-Roboter meiner Frau im Wohnzimmer eingefangen und in die Mülltonne verbannt ;-). Der strahlt mich nicht mehr voll! Und sobald es dunkel ist, wird der böse Mähroboter vom Nachbarn auch „neutralisiert“!
Sorry für den Roman …

Tags:
Feindbild, Elefanten

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Kuddel, Dienstag, 26.08.2014, 21:21 (vor 3729 Tagen) @ Trebron

Ich glaube nicht, dass Frau Buchs in diesem Fall "verkrampft" gesucht hat, denn ich meine mich zu erinnern, dass ihr Mann Funkamateur ist. Daher hat sie eine gewisse Nähe zu Informationsquellen aus dem Umkreis des Amateurfunks.
Frau Buchs (alias "FEE") reagiert laut eigener Aussage sensibel auf elektrische Weidezäune and andere, kontinuierlich gepulste Aussendungen. Mit dem Amateurfunk selbst hat sie offenbar weniger Probleme, vermutlich, weil nicht dauerhaft gesendet wird und i.d.R. auch nicht regelmäßig gepulst (wenn nicht gerade in A1A gesendet wird)

>Hier< mehr Info dazu aus Frau Buchs eigener Feder.

K

Tags:
Funkamateur

Unverträglichkeiten: Metallfüße an Holzbettgestellen

H. Lamarr @, München, Dienstag, 26.08.2014, 22:06 (vor 3729 Tagen) @ Kuddel

Frau Buchs (alias "FEE") reagiert laut eigener Aussage sensibel auf elektrische Weidezäune and andere, kontinuierlich gepulste Aussendungen. Mit dem Amateurfunk selbst hat sie offenbar weniger Probleme, vermutlich, weil nicht dauerhaft gesendet wird und i.d.R. auch nicht regelmäßig gepulst (wenn nicht gerade in A1A gesendet wird)

Sie verträgt eigenen Angaben zufolge auch Metallfüße an Holzbettgestellen nicht, ebenso wenig die Armierung in Stahlbeton, so dass der unter überzeugten Elektrosensiblen als Lösung gehandelte Aufenthalt in Kellerräumen ihr nicht offenstünde. Wirkmodell: statische Magnetfelder.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
EHS-Geschichte, Stahlbeton

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H. Lamarr @, München, Dienstag, 26.08.2014, 21:30 (vor 3729 Tagen) @ Trebron

(Nebenfrage: Was ist wohl eine Ladenstation?)

Wenn ich mich zur Beantwortung Ihrer Frage in die bizarr verzerrten Geisteswelten unseres exmatrikulierten Teilnehmers "wuff" versenke, dann könnte "Ladenstation" eine Anspielung auf die Wohnstatt eines ehemals meistgesuchten arabischen Terroristen sein, was wiederum spekulative Freudsche Rückschlüsse darauf zulässt, die nach eigenen Angaben elektrosensible Vorständlerin des Schweizerischen Anti-Mobilfunk-Vereins Gigaherz sympathisiere heimlich mit den Idealen und Zielen des islamischen Dschihads. Oder so.

Sorry für den Roman …

Gern gelesen.

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