Helfer, damals und heute: Knatterbox statt Schädelbohrer (Allgemein)
Wer sich heute von Elektrosmog bedroht oder gar befallen sieht, muss damit rechnen, dass unqualifizierte Helfer mit untauglichen Mitteln über ihn herfallen. Er teilt damit das Schicksal der Unglücklichen, die im Mittelalter auf die Fertigkeiten der Helfergewerbe angewiesen waren. Ein Auszug aus dem "Spiegel"-Beitrag Schneller Griff zum Schädelbohrer macht jedoch deutlich: Scharlatane knöpfen Elektrosmog-Phobikern heute lediglich ihr Geld ab, und bringen sie nicht, wie im Mittelalter so oft, ins Grab:
Kluge Neuerer der Medizin wie der in Bologna tätige Wundarzt Ugo Borgognoni erkannten in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts etliche Schwächen in der Krankenversorgung, die den Behandelten statt Gesundung häufig den Exitus brachte. Borgognoni etwa wetterte gegen die "schädliche Vielgeschäftigkeit" seiner Zunft bei der Versorgung der Verletzung. Gemeint war die Neigung vieler Doktoren, mit dem Finger in der Wunde des Patienten zu bohren und diese ausgiebig zu erkunden und zu manipulieren.
Mit Pinzetten und Zangen wühlten sich die Ärzte durch Schwären, immer in der Hoffnung, den "guten, lobenswerten Eiter" hervorzurufen; die gelbliche Absonderung galt lange als Anzeichen einer vorbildlichen Wundheilung.
In dieser Frage war der antike Heiler Hippokrates schon viel weiter gewesen - der griechische Gelehrte von der Insel Kos wusste, dass man Eiter am besten schnell loswerden muss. Auch sonst war mittelalterlichen Heilkundlern selten etwas von den Leistungen ihrer Vorgänger bekannt. Sie operierten und behandelten mitunter völlig ins Blaue hinein, weil der Anschluss an vorangegangenes Wissen fehlte.
Mit dem Niedergang des Römischen Reiches waren antike Quellen in großem Umfang verlorengegangen. Das Vakuum des Wissens füllten die Ärzte des Mittelalters häufig mit wundersamen Therapieansätzen. Allzu oft aber kamen Hilfesuchende gar nicht erst in den zweifelhaften Genuss einer Behandlung, denn zumindest im deutschsprachigen Raum war vielerorts keine nennenswerte medizinische Versorgung vorhanden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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