Elektrosmog-Report verbreitet Falschinformation (Allgemein)
Dies ist einer der Motoren der Elektrosmogdebatte: In die Welt gesetzte fehlerhafte Informationen werden von der Laienbewegung der Mobilfunkgegner nicht erkannt, sondern fleißig weiter verbreitet. Das Ergebnis nach mehr als zehn Jahren Debatte ist ein nicht mehr zu rodendes Dickicht von spektakulären Falschaussagen, Halbwahrheiten und Behauptungen, das sich um einen unspektakulären Kern mit Wahrheiten rankt.
Das jüngste Beispiel dafür gibt Ausgabe 7 des Elektrosmog-Report 2012.
Auf Seite 3 ist dort eine Studienbesprechung nachzulesen, der zufolge Hochfrequenzfelder in Niederösterreich seit 2006 gestiegen sind.
Die Besprechung gilt der Arbeit von Johannes Tomitsch und E. Dechant "Trends in residential exposure to electromagnetic fields from 2006 to 2009".
Leider bringt der Elektrosmog-Report in seiner Besprechung die Dimensionen durcheinander und schreibt statt Mikrowatt pro Quadratmeter die Dimension Milliwatt pro Quadratmeter (siehe Bild). Die Immission wird dadurch fälschlich um den Faktor 1000 zu hoch angegeben!
Der Median bei GSM beträgt also nicht aufregende 16,2 mW/m², sondern nur höchst bescheidene 16,2 µW/m². Und der dramatische Wert von 848 mW/m² schrumpft auf weniger als der "Salzburger Vorsorgewert". Kein Grund für Alarm also, kein Grund zur Sorge.
Im hese-Forum funktioniert bei Teilnehmer "soso" jedoch die Plausibilitätskontrolle zum wiederholten male nicht. Er pickt sich die höchsten Werte aus der Falschmeldung des Elektrosmog-Report heraus und setzt diese ins hese-Forum:
Elektrosmogreport Juli 2012 meldet einen Anstieg des Medianwerts der summarischen häuslichen Hochfrequenzbelastung in Niederösterreich von 2006 bis 2009 um 44% auf 60,43 mW/m². Das arithmetische Mittel betrug 848 mW/m².
Kein Mobilfunkgegner störte sich an dieser Kolportage, es blieb zuerst dem Skeptiker "Raylauncher" vorbehalten, berechtigte Zweifel an den genannten Werten anzumelden.
Wäre der Vorfall ein Einzelfall, dieses Posting gäbe es nicht. Die Desinformation in der Szene der Mobilfunkgegner ist jedoch beängstigend dicht und sie wird dort vom Gros der Akteure (Laien) nicht erkannt. Diese Laien vertrauen blind darauf, dass sie von ihren Feuerleitoffizieren korrekt und kompetent mit Munition versorgt werden. Dies aber ist nicht der Fall, aus dem Bauch und aus schlechten Erfahrungen heraus behaupte ich sogar, dass die fehlerhafte, falsche oder verzerrte Information in der Szene seit eh und jeh die Oberhand über Wahres hat.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –