Zurück zum Flyer, Richter behaupte: Viele Studien belegen einen widerspruchsfreien Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und folgenden typischen Gesundheitsbeeinträchtigungen, die alle Altersstufen betreffen können:
Erschöpfung, (Ein-/ Durch-) Schlafstörungen, ... etc.
Die Widerspruchsfreiheit möge Dr. Richter doch bitte einmal nicht nur behaupten, sondern mit Quellen belegen. Ich wette drei Kästen "Franziskaner", er kann es nicht.
Laut einer internen Erhebung des Bundesamts für Strahlenschutz leiden ca. 4,8 Millionen Menschen permanent unter solchen Störungen. Ihre Anzahl nimmt ständig zu.
Für einen ehemaligen Literaturprofessor ist diese Behauptung beschämend, weil nichts, aber auch gar nichts daran zutreffend ist.
1) Das war keine interne Erhebung des BfS, sondern eine Umfrage von infas im Auftrag des BfS.
2) Die Zahl 4,8 Mio. Betroffene hat Dr. Richter abgeschrieben, und zwar bei dem Verein ABStrahl, der inzwischen erhebliche Verfallserscheinungen zeigt. Die Zahl benennt nicht etwa objektiv Betroffene, wie es Richter darstellt, sondern Leute, die lediglich selber glauben, sie seien betroffen. Wer den Unterschied nicht erkennt, hat erhebliche Defizite im Textverständnis.
3) Die Behauptung von Richter, die Anzahl der Betroffenen nehme ständig zu, ist mMn eine glatte Lüge. Richtig ist, die Anzahl nimmt nicht zu. Im Gegensatz zu dem Emeritus kann ich meine Behauptung mit einer seriösen Quelle belegen. Laut infas-Untersuchung im Jahr 2009 pendelt der Prozentsatz der Befragten, der sich von Funkwellen beeinträchtigt sieht, zwischen 8 % und 10 % (siehe Grafik). Die Belegstrecke umfasst die Jahre 2003 bis 2009, das ist die Phase des Vollausbaus von GSM und UMTS in Deutschland, gäbe es - wie immer wieder behauptet - einen Zusammenhang mit der "Zunahme der Strahlungsbelastung", müsste er sich in den Umfragen niedergeschlagen haben. Dies aber ist offenkundig nicht der Fall. Die Behauptung von Dr. Richter, sie ist damit widerlegt.
Eine Münchener Studie von 2008 ermittelte, dass sich 9% der an ihr beteiligten Minderjährigen – das sind für ganz Deutschland gut 1 Millionen Kinder und Jugendliche – von Mobilfunkstrahlung beeinträchtigt fühlen
Die Dokumentation dieser Studie umfasst 255 Seiten, ich habe 0 Bock, die nach der Behauptung von Dr. Richter durchzuflöhen. Muss ich auch nicht, denn schon in der Zusammenfassung wird deutlich, dass Richter, wenn er nicht phantasierte, die Information in bewährter Manier aus dem Zusammenhang gerissen hat. Denn auf Seite 17 der Doku heißt es alles andere als dramatisch:
Es zeigten sich insgesamt sowohl für die Kinder als auch für die Jugendlichen keine statistisch signifikanten konsistenten Zusammenhänge zwischen der gemessenen Exposition und den betrachteten chronischen und akuten Beschwerden. Dies galt sowohl für die Hauptanalysen, in denen die gemessene Exposition in Quartile eingeteilt wurde, als auch für die Sensitivitätsanalysen, in denen einmal die Exposition getrennt nach Frequenzbereichen betrachtet wurde und einmal die 10% höchst Exponierten mit dem Rest verglichen wurden. Im Gegensatz dazu wurden zum Teil Assoziationen zwischen der subjektiv von den Probanden berichteten Exposition und einigen selbst berichteten Beschwerden beobachtet.
Zusammenfassend zeigt diese Untersuchung eine niedrige Mobilfunkexposition über 24 Stunden bei Kindern und Jugendlichen. Insgesamt gibt die vorliegende Studie keine konsistenten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks und dem gesundheitlichen Befinden bei Kindern und Jugendlichen.
Was nun, Herr Dr. Richter?
Seit rund 20 Jahren wird mit falschen oder fadenscheinigen Argumenten gegen Funk gehetzt. Diese Desinformation der Bevölkerung hat Früchte getragen, rund ein Drittel der Bundesbürger, diese Zahl ist laut infas von 2003 bis 2009 in etwa konstant geblieben, fürchtet sich gemäß Bauchgefühl vor Funkwellen, egal ob stark oder schwach. Aus diesem Pool von rd. 24 Mio. Menschen schöpfen Tag für Tag Profiteuere den Schaum ab, machen mit der bis ins Mark verlogenen Argumentation Umsätze, auch auf Kosten sozial Schwacher. Sie, Herr Dr. Richter, sehe ich als Mitwirkenden in diesem infamen System aus Angsterzeugung & Profitabschöpfung, wobei ich nicht weiß, ob ich Sie in die Kategorie "nützlicher Idiot" einordnen soll, oder starkes Geltungsbedürfnis sie blind macht.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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