Dr. Stefan S. rutscht ab ins Reich der Pseudowissenschaften (Allgemein)
Am 27. Oktober 2001 fand im Landratsamt der bayerischen Kleinstadt Bad Tölz Weltbewegendes statt: Dr. Hartmut Müller vom Institut für Raum-Energie-Forschung, telefonierte angeblich erstmals mit Gravitationswellen als Übertragungsmedium mit einem russischen Kollegen in St. Petersburg. Mit dem von Müller entwickelten G-Element "kann Sprache auf stehende Gravitationswellen moduliert werden, die das Universum wie ein Medium durchfluten." Das ist praktisch, kann man so doch verzögerungsfrei mit seinem Onkel auf dem Mars telefonieren. Dokumentiert ist dieser pseudowissenschaftliche Schwachsinn, der unter dem Stichwort "G-Com" lief, beispielsweise <hier> oder <dort>.
Rund zehn Jahre später kommentiert der Physiker Dr. Stefan Spaarmann im hese-Forum die Vorführung nicht etwa in Grund und Boden, sondern so: "Ob sich GCom zur Massenkommunikation eigenen wird, wissen wir nicht." Aha, "wir" wissen das also nicht. Der Physiker hält die krude Jahrmarktbudenvorstellung, an der er selber noch nicht einmal teilnahm, augenscheinlich für wahr. Mir fehlen bei so viel Esoterik die Worte.
Und weiter schreibt Herr Spaarmann: "Ob es sinnvoll ist, bei Funkwellen zu bleiben, weiß auch niemand. Sie werden auch bei geringsten Intensitäten, wenn sie permanent anliegen, im Körper gespeichert ..." Aha, Funkwellen werden also, wenn sie nur permanent anliegen, im Körper gespeichert. Zur Erinnerung: Spaarmann ist Doktor der Physik! Mir fehlen bei so viel Esoterik die Worte.
Und dann gräbt Dr. Spaarmann noch einen Kollegen im Geiste aus: "Es ist eine Schande, dass auf Fachleute wie Prof. Herter nicht gehört wurde und wird."
Prof. Herter geistert bereits seit 2004 durch die Elektrosmog-Szene und wird seitdem immer mal wieder ins Gespräch gebracht. Herr Herter hat schon 1997 eine Firma gegründet (mein Browser meckert bei diesem Link wegen einem abgelaufenen Sicherheitszertifikat), mit der er sich als Engineering-Partner der Industrie positioniert. Wenn er auf diese Weise seine Ideen zu Elektrosmog nicht vermarkten kann, sind Zeitungsmeldungen und Dr. Spaarmann und dann auch noch die sogenannte Kompetenzinitiative (KI, nicht zu verwechseln mit künstlicher Intelligenz) aus meiner Sicht wirkungslose bis schädliche Marketinginstrumente. Herter schätzt die Situation offenbar völlig falsch ein wenn er glaubt, technisch ahnungslose Sendemastengegner könnten seinen Ideen irgendwie zum Durchbruch verhelfen. Der Markt bestimmt, was toppt und was floppt - und am Markt ist Herter längst.
Ich meine, die Szene der Mobilfunkgegner hat mit Dr. Spaarmann wieder einen der einstigen Hoffnungsträger durch Selbstdemontage verloren. Diesmal endgültig, die Fehltritte sind mMn nicht mehr tolerierbar. Aber: Da im hese-Forum jeder unter beliebigen Namen posten kann, besteht noch eine theoretische Chance, dass das Kopfschüttel-Posting getürkt ist und Dr. Spaarmann in die Schuhe geschoben wird. So recht mag ich aber selber nicht an diese Entlastung glauben.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –