Gigaherz-Präsident in auswegloser Lage (Forschung)
Herr Jakob hat sich nun auch geäußert:
Ja, nur wie er das macht, das ist schon sehr aufschlussreich. Der Gigaherz-Präsident hat nämlich über dunkle Mächte viel zu sagen, zur Sache jedoch fast nichts. Irgend etwas muss Herrn Jakob bremsen, aber was?
Schon der Titel seiner Ausführungen ist eine Irreführung. Drüber steht "Bericht zur Begleitstudie", drinnen stehen dann aber über die Studie nur ein paar Sätze neben zwei Grafiken, die aber nicht das Werk des Herrn Jakob sind, sondern lediglich (ohne Quellenangabe) nach bewährter Copy-Paste-Manier aus dem Schlussbericht der Studie herauskopiert wurden.
Wenn er also zur Sache nicht viel zu sagen hat, was macht er dann?
Er trauert. Er trauert um das Ergebnis und versucht das, was er in solchen Fällen immer macht, er versucht aus der Not eine Tugend zu machen, aus der Niederlage einen Triumph. Ein Risiko geht er dabei nicht ein, außer mir kümmert sich anscheinend sowieso niemand mehr um das, was er da fabriziert.
Die desaströs niedrige Anzahl der anrufenden EMF-Patienten (155 in 2 1/2 Jahren) gerät unter Jakobs Interpretation zur kleinen Sensation:
"Dass sich unter solchen Voraussetzungen überhaupt 185 Leidende beim umweltmedizinischen Beratungsnetz der AefU meldeten, grenzt eher an eine kleine Sensation als an eine Enttäuschung und zeigt den echten Leidensdruck der Betroffenen."
Dass er die 30 nicht unter EMF leidenden Patienten (also alle 185) ebenfalls noch als Opfer der Mobilfunker betrachtet, naja, Schwamm drüber.
Schlimmer ist die Nazi-Keule
Warum es nur so wenige sind, die sich meldeten, genau weiß es keiner. Wahrscheinlich ist der Bedarf nicht so groß wie erwartet. Nur Jakob weiß es wieder einmal besser:
"Unter Bedingungen die methodisch stark an die Judenhetze von 1934 bis 1944 erinnerte, hatte wohl niemand Lust, in eine weitere Falle der Mobilfunker zu tappen."
Da kann man schon die Luft anhalten. Ich tu' das aber nicht mehr, denn selbst dieser unsägliche Vergleich passt zur Geschichte des tapferen Schneiderleins, mit der sich Herr Jakob ins Szene setzt. Jetzt sind es halt keine Stromgiganten, die ihn und seine Getreuen bedrohen, sondern böse Neonazis. Achtung kann ich ihm für seine Hirngespinste nicht entgegenbringen, denn kein anderer als der amtierende Präsident von Gigaherz war es, der Prof. Lerchl in Bremen denunziert hat, eine berüchtigte Methode, um sich lästiger Gegenspieler mühelos zu entledigen.
Inhaltlich hat der Gigaherz-Präsident zu der UMBN-Studie nicht viel Kritisches zu sagen, und das, was er sagt, ist auch noch fragwürdig:
"Denn in der wissenschaftlichen Begleitstudie wurde die hochfrequente elektromagnetische Belastung der Teilnehmer mit dem sogenannten Personendosimeter erfasst. Bei der Erfassung mit Personendosimetern muss zum Vorneherein mit sagenhaften Messfehlern von Faktor 10-100 gerechnet werden, falls das Dosimeter zufällig auf der dem Sender abgekehrten Körperseite getragen wird."
Nur bei neun überzeugten EHS wurde tatsächlich gemessen
Jakob erweckt mit seinem Text den Eindruck, bei allen Studienteilnehmern sei gemessen worden. Dies ist unzutreffend. Gemessen wurde bei zunächst sechs Studienteilnehmern. Dabei stellte sich heraus, so die Studie (Seite 55), "dass von den Exposimetermessungen implizit erwartet wird, dass diese offene Fragen in Bezug auf die Kausalität von EHS liefern können. Dies kann die Exposimetermessung aber im Allgemeinen nicht leisten, was zu erheblichen Frustrationen führen kann." Nach dieser ernüchternden Erkenntnis über die Doppelschneidigkeit der Messungen wurden nur noch drei weitere Expositionsmessungen gemacht, insgesamt also neun.
Auch der technische Einwand von Herrn Jakob trifft nicht, wenn er die abschattende Wirkung des Körpers beklagt. Jakob scheint nicht zu wissen, dass Personendosimeter nicht die ihm geläufigen "Momentaufnahmen" machen, sondern eine Immission z.B. alle 5 Sekunden messen und die Messwerte speichern. Der daraus resultierende Datensatz erlaubt unter Garantie eine weitaus bessere Abschätzung der Immissionen, als eine einzelne Momentaufnahme. Der Einwand von Jakob ist ein Schein-Einwand, denn zu Personendosimetern gibt es keine Alternative. Eine kompetente Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang zwischen tatsächlicher HF-Exposition und Dosimetermessungen findet sich in diesem englischsprachigen Dokument (PDF, 103 Seiten).
Hans-U. Jakob hat aus meiner Sicht ein unlösbarers Problem mit dem UMBN-Projekt. Denn auf seiner Website und in seinem Forum (Strang Wichtig: Ein Umweltmedizinisches Beratungsnetz) wirbt er sein März 2008 für die Teilnahme an diesem Projekt. An exponierter Stelle der Gigaherz-Website wirbt Jakob seit 13.03.2008: "Weil die Mobilfunkbetreiber lauthals verkünden, eine Elektrosensibilität gäbe es ebenso wenig wie elektrosensible Menschen, ist es sehr wichtig, dass sich unter Elektrosmog Leidende in möglichst hoher Zahl melden. Sonst wird eine Statistik erstellt, die nicht den Tatsachen entspricht. Das Projekt wird auch von Gigaherz.ch und der Bürgerwelle-Schweiz begleitet und es ist damit sichergestellt, dass mit den erhobenen Daten kein Unfug betrieben wird."
Damit hat sich der Gigaherz-Präsident in eine ausweglose Lage gebracht.
Einerseits wirbt er nach Kräften für die Teilnahme an dem Projekt, doch mehr wie 155 EMF-Patienten wollen sich innerhalb 2 1/2 Jahren nicht melden. Dies widerlegt eindrucksvoll aufs Neue die bekannten Behauptungen der EMF-Szene, Schäden durch Elektrosmog seien ein Massenphänomen. Die tatsächlich sehr geringe Anzahl macht psychische Notlagen der Betroffenen wahrscheinlicher, als wenn sich Hunderttausende gemeldet hätten.
- Die Projektwerbung bei Gigaherz ist für Gigaherz buchstäblich das Sägen am Ast gewesen, auf dem Jakob sitzt. Wenn er dazu "verführt" wurde, dann war das ein genialer Schachzug von dem, der Herrn Jakob mit ins Boot nahm.
- Es kommt aber noch schlimmer für den Präsidenten: Denn weil er sich von Anfang an als Begleiter des Projekts installiert hat, kann er jetzt im nach hinein nicht allzu schlecht über das Projekt herziehen, ohne sich selber zu treffen. Dies ist mMn die Erklärung dafür, warum Jakob sich so aufs weit Ausholen konzentriert und ungewöhnlich sanft mit der Studie umgeht, er sich z.B. nicht heftigst darüber echauffiert, die Studie sein von der FSM finanziert worden. Normalerweise ereifert er sich verlässlich über ihm nicht einleuchtende Finanzierungsmodelle. Diesmal sitzt er mit der FSM in einem Boot, und muss still bleiben.
Vielleicht muss deshalb "wuff" ran, um die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Wie er das schaffen soll, ohne zugleich "Studienbegleiter" Jakob als Narr hin zu stellen, das ist eine Herausforderung, der sich die Herren möglicherweise nicht gewahr waren. Tipp: Statt über die Studie über irgendwas anderes im Umfeld der Studie lamentieren, etwa diesen Strang hier, könnte als Ablenkmanöver für treue Gigaherz-Stammleser vielleicht funktionieren.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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