Neuer Link zur alten Ferkelstudie (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 05.11.2025, 18:59 (vor 4 Tagen) @ H. Lamarr

Die für den Volltext ersatzweise genannte Sekundärquelle "Kompetenzinitiative" ist inzwischen ebenfalls ausgetrocknet, sodass die berühmt-berüchtigte Ferkelstudie heutzutage nur mit Mühe über Umwege zu bekommen ist.

Nein, die Sekundärquelle "Kompetenzinitiative" ist nicht ausgetrocknet, sie hat die Ferkelstudie nur auf einen anderen Platz des Webauftritts verschoben, sodass der Link im EMF-Portal ins Leere führt. Der neue Link zur Ferkelstudie lautet jetzt:

https://kompetenzinitiative.de/wp-content/uploads/2025/06/Ferkelstudie_Prof_Klaus_Buchner.pdf

Ursprünglich lautete der Dateiname des PDFs "umg-3.14-Buchner-k4.pdf". Die Einfügung des akademischen Titels von Buchner im neuen Dateinamen fast 20 Jahre nach seiner Pensionierung ist mMn befremdlich. Besser wird die methodisch dilettantische Studie dadurch nicht.

Das Ziel der Ferkelstudie ist Meinungslenkung, nicht Erkenntnisgewinn

Veröffentlicht wurde die Studie 2014 in dem Verbandsblatt "Umwelt Medizin Gesellschaft", in dem z.B. auch Peter Hensinger (Diagnose-Funk) gerne schreibt. In den seither verstrichenen elf Jahren wurde Google Scholar zufolge die Ferkelstudie zweimal zitiert. Bei näherer Betrachtung der Zitationen stellt sich jedoch schnell heraus, dass beide identisch sind, es also real nur eine einzige Zitation durch die türkischen Autoren Yusuf Ziya Güzey und Ali Galip Önal gibt. Nun ist eine Zitation sicher besser als gar keine.

Aber da kommt noch etwas hinzu, nämlich die wissenschaftliche Bedeutungslosigkeit von Veröffentlichungen in irgendwelchen Druckerzeugnissen.

Auf meine Frage an ChatGPT, ob die Ferkelstudie nicht in PubMed zu finden sein müsste, ließ mich die KI wissen: Nein, müsste sie nicht – und sie ist es auch nicht.

Hier die ausführlichere Begründung, warum:

PubMed ist eine Datenbank der U.S. National Library of Medicine (NLM) und listet:

► Artikel aus biomedizinischen Fachzeitschriften,
► die von der NLM kuratiert und zugelassen wurden,
► meist peer-reviewed und mit DOI versehen,
► häufig in englischer Sprache und mit standardisiertem Abstract.

Die Aufnahme in PubMed ist also ein Qualitätssignal: Nur Zeitschriften, die bestimmte redaktionelle und wissenschaftliche Kriterien erfüllen, werden dort geführt.

Die Arbeit "Reduzierte Fruchtbarkeit und vermehrte Missbildungen unter Mobilfunkstrahlung – Dokumentation aus einem landwirtschaftlichen Nutzbetrieb" ist – soweit öffentlich bekannt –

► nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift erschienen,
► nicht peer-reviewed,
► ohne DOI,
► und nicht von einer NLM-gelisteten Zeitschrift veröffentlicht worden.

Das heißt: Sie erfüllt keines der Kriterien, um bei PubMed indexiert zu werden.

Wenn eine Arbeit nicht in PubMed erscheint, ist das kein Zufall, sondern ein Hinweis darauf, dass sie nicht Teil der wissenschaftlich anerkannten Primärliteratur ist. Für die Bewertung der wissenschaftlichen Relevanz ist das ein entscheidendes Kriterium.

Da von der Publikation der beiden Türken in PubMed ebenso wenig zu finden ist wie von der Ferkelstudie, lässt sich mit Fug und Recht behaupten: Der weltweiten wissenschaftlichen Community ist die Ferkelstudie von Prof. Dr. Dr. Klaus Buchner auch elf Jahre nach deren Veröffentlichung gänzlich unbekannt. Wahrscheinlich kennt die Ferkelstudie aber jeder überzeugte Mobilfunkgegner in den D-A-CH-Ländern.

Die Ferkelstudie erweckt den Anschein einer wissenschaftlichen Studie, erfüllt jedoch grundlegende Anforderungen an wissenschaftliche Methodik (Peer Review, Datentransparenz, Reproduzierbarkeit) nicht. Ihre Argumentation ist daher eher als pseudowissenschaftlich und populistisch einzustufen, da sie sich an die öffentliche Meinung richtet, nicht an das Fachpublikum. Das Ziel ist Meinungslenkung statt Erkenntnisgewinn.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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