Wenn "Elektrobiologen" Kohle machen wollen (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 17.10.2018, 12:55 (vor 2133 Tagen) @ KlaKla

Die Selbsthilfegruppe „Elektrosensibilität“ Bad Nauheim/Friedberg und die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Wetteraukreises laden alle Interessierten dazu ein.

Dort steht:

Der Elektrobiologe Dip.-Ing. (FH) Olaf Scharf wird in seinem Fachvortrag einen umfassenden Einblick in diesen Bereich geben. Er ist als Referent und Dozent für Elektrobiologie und Bauen unter Berücksichtigung von elektrobiologischen Gesichtspunkten tätig.

Trick 1: Mit dem Prädikat "Fachvortrag" wird der Eindruck erweckt, es handle sich um einen fachlich qualifizierten seriösen Vortrag.

Trick 2: Der Titel der Veranstaltung lautet "Wenn Strahlen krank machen – Elektrosmog und seine gesundheitlichen Folgen". Der Referent ist jedoch nicht Mediziner, sondern selbständiger Elektrotechniker, der von einem privatwirtschaftlichen Verein, dem sogenannten Berufsverband Elektrobiologie, im Fernstudium oder in einem 5-Tage-Kurs (rd. 1400 Euro) auf eigene Kosten die nirgendwo anerkannte Fantasiequalifikation "Elektrobiologe" erworben hat.

Wenn ein Dipl.-Ing. (FH) Elektrotechnik über "gesundheitliche Folgen" von Elektrosmog meint vortragen zu müssen, dann stellt sich die Frage nach dem Warum. Bei Herrn Scharf ist sie einfach zu beantworten, er betreibt ein Ingenieurbüro für Gebäudetechnik (u.a. Smart-Home), die wissenschaftlich nicht anerkannte "elektrobiologische" Betrachtungsweise ist sein Profilierungsmerkmal, das seinen kommerziellen Erfolg mehren soll. Der angebliche "Fachvortrag" im Wetteraukreis ist daher aus meiner Sicht nichts anderes als Kundenakquise, die aller Voraussicht nach dem bewährten Schema folgt: Zuerst unbegründete Ängste gegenüber Elektrosmog wecken oder schüren und sich dann als kompetenter Retter in der Not empfehlen.

Kommentar: Da niemand durch Elektrosmog gefährdet wird, gut erforschte Grenzwerte verhindern dies zuverlässig, sind die Dienstleistungen eines "Elektrobiologen" so schmerzfrei verzichtbar wie der Ratschlag, sich gegen Meteoriteneinschläge im Freien mit einem Stahlhelm zu schützen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Kundenakquise, Kommerz, Referent


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