Hochspannung: Was kosten uns die Elektrosmog-Wutbürger? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 01.12.2016, 12:33 (vor 2818 Tagen) @ H. Lamarr

Netzbetreiber 50Hertz bietet eine Broschüre mit schön einfachen Formeln für alle an, die selber rechnen wollen. Ob diese Angaben stimmen kann ich nicht beurteilen, ich nehme sie nur zur Größenabschätzung her:

1 km Freileitung kostet rd. 1 Mio. Euro.
1 km Erdverkabelung kostet rd. 4 Mio. bis 16 Mio. Euro.

Diesen Werten zufolge kostet die Errichtung des rd. 700 km langen Südlinks entweder rd. 0,7 Mrd. Euro (Freileitung) oder zwischen rd. 2,8 Mrd. und 11,2 Mrd. Euro (Erdkabel). Nach den BER- und Elbphilharmonie-Desastern halte ich 11 Mrd. für nicht abwegig.

Um auf Nummer Sicher zu gehen, habe ich beim Bürgerdialog Stromnetz nachgefragt, wie dort die Mehrkosten für die Erdverkabelung eingeschätzt werden und wie diese Kosten auf die Bevölkerung umgelegt werden.

Zunächst möchten wir klarstellen, dass die Vorhabenträger TenneT und TransnetBW für den SuedLink nicht mit Mehrkosten von 10 Mrd. Euro rechnen, sondern die Gesamtinvestition für die Erdkabelplanung grob auf 10 Mrd. Euro schätzen. Ursprünglich waren sie für die Freileitungsvariante von einer Investition in Höhe von 3 Mrd. Euro ausgegangen. Bei diesen Annahmen würde sich eine Differenz von 7 Mrd. Euro ergeben, die die Umlage beeinflussen.

Diese Investitionskosten aus Erdkabeln werden gem. Stromentgeltverordnung über 40-50 Jahre Abschreibungsdauer verteilt und auch die Betriebskosten miteingerechnet. Die genaue Umlage lässt sich allerdings zum aktuellen Zeitpunkt nicht seriös beziffern. So hängen die Investitionskosten im Wesentlichen vom genauen Verlauf der Leitung, der Preissituation der Kabel aber auch der finalen Ausführung in Abhängigkeit der geografischen Gegebenheiten ab.

Hintergrund
Ein objektives Gesundheitsrisiko durch Freileitungen ist nicht erkennbar, die von den Bürgern entlang der Trassen gesehenen Gesundheitsrisiken sind "gefühlte" Risiken. Eigentlich sollten sich solche negativen Gefühle durch konsequent vorgebrachte Sachargumente beseitigen lassen. Doch gegen Überzeugung ist kein Kraut gewachsen. Das subjektive Gezeter entlang der geplanten Trassen bewirkte jetzt Mehrkosten von rd. 7 Mrd. Euro, zu tragen von allen Kunden von TenneT und TransnetBW. Den Nutzen haben allein die Elektrosmog-Wutbürger entlang der Trassen. Was ist das? Ist das ein großzügiges Zeichen der Solidarität aller für die Betroffenen? Dazu hätten alle Bayern und BWler befragt werden müssen, wurden sie aber nicht. Die Erdverkabelung wurde von oben bestimmt. So ist es denn wohl eher der pragmatische Ansatz, garnicht erst zu versuchen, Lernresistente auf die richtiges Spur zu bringen, sondern den Weg des geringsten Widerstands zu nehmen, und die objektiv unnötigen Mehrkosten auf viele zu verteilen. Was wäre wohl gewesen, hätte es wegen der Mehrkosten eine Volksabstimmung für/gegen Erdkabel gegeben? Wären die Ich-AGs nur gefühlter Risiken wegen dennoch zur Solidarität bereit gewesen?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Lernresistenz, Hochspannungsleitung, Stromnetz


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