Körper-SAR-Werte: Messabstände von 0,5 cm bis 2,5 cm (Allgemein)

H. Lamarr , München, Montag, 14.11.2016, 14:59 (vor 2859 Tagen)

Die Messabstände zur Bestimmung des Körper-SAR-Werts (kurz für körperbezogener SAR-Wert im Gegensatz zum Kopf-SAR-Wert) variieren um den Faktor fünf! Warum ist dies so und worauf sollten vorsorgebewusste Smartphone-Anwender achten?

Das BfS schreibt: Die Hersteller ermitteln die SAR-Werte gemäß den europäischen Messnormen EN 62209-1 (Anwendungsfall "Telefonieren mit dem Handy am Ohr") und EN 62209-2 (Anwendungsfall "Betrieb beim Tragen des Handys am Körper") mit Hilfe jeweils genau festgelegter standardisierter Verfahren. Daher sind die Werte des jeweiligen Anwendungsfalls in der Regel miteinander vergleichbar.

Einschränkend ist aber darauf hinzuweisen, dass die Messnorm EN 62209-2 unterschiedliche Messabstände zulässt. Bei der Ermittlung der SAR-Werte für diesen Anwendungsfall gehen die Hersteller davon aus, dass die von ihnen empfohlenen Handytaschen mit eingebautem Abstandshalter verwendet werden. Die Dicken der von den Herstellern verwendeten Abstandshalter sind nicht einheitlich. Daher sind auch die gewählten Messabstände bei der Ermittlung der body worn-Werte unterschiedlich. Um dies zu dokumentieren und um eine bessere Vergleichbarkeit dieser SAR-Werte zu ermöglichen, werden die herstellerseitig genannten Messabstände in der Liste angegeben (691 Angaben wurden gemacht).

So weit, so gut. Aber welche Messabstände gibt es denn nun für den "Körper-SAR-Wert" (body worn) und lässt sich ein Trend erkennen, welcher Hersteller welchen Abstand bevorzugt? Generell gilt: Wer Funktelefone ohne Abstandshalter verwendet – dies dürfte auf die meisten Anwender zutreffen – der ist "strahlenschutzvorsorglich" bei den Herstellern am besten aufgehoben, die (auch) mit kleinem Abstand messen. Denn die daraus resultierenden Körper-SAR-Werte kommen dem Praxisfall am nächsten, dass ein Funktelefon ohne irgendeine Schutzhülle in den BH oder die Hosentasche gesteckt wird. Wer Funktelefone gerne direkt am Körper trägt und Vorsorge betreiben möchte, muss also nicht allein auf einen kleinen Körper-SAR-Wert achten, sondern auch auf einen möglichst kleinen Messabstand. Dabei ist beim Vergleich von zwei Funktelefonen auf den näherungsweise quadratischen Zusammenhang zwischen SAR-Wert und Messabstand zu achten: Doppelter Messabstand halbiert den gemessenen SAR-Wert nicht, er viertelt ihn. Deshalb kann es bei einem Vergleich günstiger sein, ein Modell mit höherem Körper-SAR-Wert auszuwählen, wenn dieser gegenüber den Konkurrenten bei kleinerem Messabstand ermittelt wurde.

Das BfS führt derzeit 2730 Funktelefone (Smartphones und Handys) in seiner Datenbank. Zu 2017 gibt es keine Angaben zum Körper-SAR-Wert bzw. in welchem Abstand der Körper-SAR-Wert gemessen wurde. Dies deutet nicht zwingend auf Verheimlichung des Werts durch die Gerätehersteller hin, sondern dürfte eher daran liegen, dass viele der gespeicherten Geräte noch aus einer Zeit vor 2010 stammen, in der noch kein Körper-SAR-Wert ermittelt wurde.

Und das sind sie nun, die Messabstände bei der Ermittlung der Körper-SAR-Werte:

► 2,5 cm: Nur zwei Hersteller (Blackberry und Motorola) haben Funktelefone, deren Körper-SAR-Wert in stolzen 2,5 cm Abstand gemessen wurde. Betroffen sind zwölf Geräte dieser beiden Hersteller, wobei es sich ausnahmslos um Auslaufmodelle handelt.

► 2,2 cm: Nur AEG misst in 2,2 cm Abstand, betroffen sind vier aktuelle Modelle.

► 1,5 cm: 29 Hersteller (darunter Acer, Alcatel, Apple, Asus, Blackberry, doro, Honor, HTC, Huawei, LG, Microsoft, Motorola, Panasonic, Samsung, Sonim, Sony, Wiko, ZTE), betroffen sind 611 Modelle (aktuelle und veraltete).

► 1,0 cm: Sechs Hersteller (Alcatel, Apple, Panasonic, Phicomm, Shift, Sony), betroffen sind 39 Modelle.

► 0,5 cm: Neun Hersteller (Acer, Apple, Asus, Fairphone, LG, Samsung, Shift, Sony, Wiko), betroffen sind 36 Modelle.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Handy, SAR-Wert