Interphone und die Bewertung der Ergebnisse

Gast, Montag, 07.07.2008, 18:16 (vor 5910 Tagen) @ H. Lamarr

Die Studien in den letzten Jahren - insbesondere die Interphone-Studien in den verschiedenen Ländern - haben Diskussionen heraufbeschworen darüber, wie verlässlich die Angaben der Teilnehmer sind bezüglich der Anzahl und der Dauer der Gespräche und über die Auswertung der Daten. Ein Wissenschaftlerteam aus Italien, Frankreich und Kanada hat einige der Daten neu berechnet und bewertet. Diese neue Untersuchung umfasst die Daten von drei Ländern - Kanada, Italien und Australien - und man findet kaum Unterschiede zwischen den Fall- und Kontrollgruppen. Nur bei 4 bis 5 Jahre zurückliegenden Daten gab es signifikante Verschätzungen bei den Fallgruppen.

Die meisten epidemiologischen Studien zu Mobilfunk und Tumoren waren Fall-Kontroll-Studien, wobei die Daten meist auf den Aussagen der Betroffenen zur Telefon Nutzung beruhten. Fehleinschätzung der Teilnehmer bezüglich der Dauer und Anzahl der Gespräche sind die Hauptunsicherheiten solcher Untersuchungen. Ein Ergebnis der Interphone-Studie war, dass die Schätzungen der Fall-Gruppe (Tumor-Patienten) deutlich höher lagen als die tatsächlichen Daten. Die Aussage war, dass die Tumor-Patienten größere Erinnerungslücken haben als die Kontrollpersonen, und dass erstere Anzahl und Dauer eher überschätzt als die Kontrollpersonen weil Krebskranke vielleicht eine andere Wahrnehmung haben und sie eine Ursache für die Krankheit suchen. Das ist eine fragwürdige Schlussfolgerung. Wenn die Daten bei Kontrollen und Fällen von einander abweichen, sich nämlich auch Verzerrungen durch die Methode eine mögliche Ursache. Das methodische Vorgehen und Vrijheid und Mitarbeitern war das gleiche wie bei den Interphone-Studien. Verglichen wurden die Angaben der Personen aus den Fall- und Kontrollgruppen und die Daten der Telefongesellschaften. Die Daten wurden unterteilt in Zeitspannen bis 1 Jahr, 1 - 2 Jahre, 3 - 4 Jahre und mehr als 4 Jahre.

Von 212 Tumor Fällen und 296 Kontrollpersonen konnten Daten ausgewertet werden. Weder die Häufigkeit der Telefonate noch deren Dauer wurden signifikant versieden angegeben. Beide Gruppen unterschätzten die Dauer der Gespräche. Übereinstimmung zwischen den Angaben der Personen und der Daten der Telefongesellschaften gab es bei 37 % der Tumor-Patienten (Fallgruppe) und 39 % der Kontrollpersonen. Es gab Unterschiede zwischen den Ländern, die auf unterschiedlichen Datenauswertungen zurückzuführen sind, es gab keine signifikanten Unterscheidungen zwischen Fall- und Kontrollgruppen. In Italien z.B. gab es eine Überschätzung der Fallgruppen, in Kanada waren es die Kontrollgruppen. Nicht signifikante Abweichungen und Trends gab es zwischen Viel- und Wenignutzer und zwischen den anderen Variablen wie Altersgruppen, Geschlecht und Bildungsstand. Es gibt einen Trend zur Überschätzung der Anrufe bei den Tumorfällen, je länger die Zeit zurück lag (Zeitraum 4 - 5 Jahren), nicht aber bei den Kontrollen. Da aber bei den weit zurückliegenden Fällen die Zahlen geringer waren, sind die Daten ungenau.


Quelle:
Vrijheidm, Armstrong BK, Bedard D, Brown J, Deltour I; Iavarone I Krewski D, Lagorio S, Moore S, Richardson L, Giles GG, McBride M, Parent ME, Siemiatycki J, Cardris E (2008): Recall bias in the assessment of exposure to mibile phones. Journal of Exposure Science and Envirommental Epidemiology, May online 1 - 13

Elektrosmog-Report 14 (7) - Juli 2008-07-07

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Strahlentelex


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