Sourcewatch: Adlkofer, ein Mietmaul der Mobilfunkindustrie (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 05.06.2021, 14:17 (vor 1171 Tagen)

Um Franz Adlkofer machte die Website sourcewatch.org lange einen Bogen. Jetzt aber würdigen die Faktenchecker das Wirken des Ex-Tabaklobbyisten – und verbreiten dabei eine große Portion Desinformation.

Auf der Adlkofer-Seite des Portals Sourewatch ist der dicke Hund gleich zu Beginn des Textes aufzufinden. Im englischen Original lautet er:

► He was a tobacco industry consultant who worked closely with the Verband (German Tobacco Institute - also known by the initials VdC),
later equally as faithfully, he served the cellular mobile phone industry when they faced growing public concerns about the possible brain effects of microwave radiation from the proximity to the head of the early high-powered pulse-transmission (GSM) mobile phones.

Auf Deutsch lautet die rot markierte Desinformation:

Später diente er ebenso treu der Mobilfunkindustrie, als diese mit wachsenden Bedenken der Öffentlichkeit gegenüber möglichen Auswirkungen der Mikrowellenstrahlung konfrontiert wurde, ausgelöst durch die starke gepulste Exposition des Gehirns beim Telefonieren mit frühen GSM-Mobiltelefonen.

Wer immer auch diese Textpassage verfasst hat, er verdreht so ziemlich alles, was es zu verdrehen gibt. Denn es gibt keinen Beleg dafür, dass Adlkofer heimlich oder offen jemals die Interessen der Mobilfunkindustrie bedient hat. Hingegen gibt es viele Belege, dass er zweifelsfrei gegen die Interessen der Mobilfunkindustrie gewirkt hat. Und es gibt den begründeten Verdacht, dass Adlkofers alarmierende "Reflex"-Studien (Krebsrisiko infolge EMF-Einwirkung) dem verdeckten Zweck dienten, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung von den erwiesenen Risiken des Rauchens abzulenken und auf das hypothetische Risiko Mobilfunk zu verlagern. Sollte dies tatsächlich Adlkofers Auftrag gewesen sein, hat er diesen mMn leidlich erfolgreich erledigt.

Als das "Reflex"-Projekt von der Stiftung Verum aufgegleist wurde (um das Jahr 2000) und Adlkofer dort Geschäftsführer sowie Mitglied des Stiftungsrates war, wurde die von der Tabakindustrie gegründete Stiftung noch von Big Tobacco finanziert. Gemäß Selbstauskunft verzichtete der Stifter erst im Jahr 2004 (da war das "Reflex"-Projekt bereits abgeschlossen) auf eine Einflussnahme über den Stiftungsrat und stimmte einer Satzungsänderung zu.

Unzutreffend ist auch Sourcewatchs Bezugnahme auf das Gesundheitsrisiko durch den Gebrauch früher GSM-Mobiltelefone. Aus wissenschaftlich-objektiver Sicht ist dieser Bezug korrekt, in der Öffentlichkeit überstrahlt jedoch das vermeintliche Risiko der "Dauerbestrahlung" durch Funkmasten seit jeher und bei weitem Ängste gegenüber dem Gebrauch von Mobiltelefonen. Adlkofer war sich darüber im Klaren, er sprach deshalb bevorzugt nebulös von Risiken der "Mobilfunkstrahlung" und ließ offen, ob er damit Funkmasten oder Mobiltelefone meinte. Unaufmerksame Mobilfunkgegner fielen reihenweise darauf herein und attribuierten Adlkofers alarmierende Stellungnahmen auf Funkmasten, obwohl Adlkofers "Reflex"-Studien sich auf die starke Exposition durch Mobiltelefone bezogen. Der Ex-Tabaklobbyist widersprach meines Wissens diesen Fehlinterpretationen nie.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Fehlinterpretation, Adlkofer, Tabaklobbyist, Faktencheck, Sourcewatch

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