Je klüger, desto Hirntumor (Forschung)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 21.06.2016, 08:39 (vor 3005 Tagen)

Aus Spiegel-Online:

Hochschulabsolventen erkranken häufiger an Gehirntumoren als Menschen mit geringer Schulbildung. Zu diesem unerwarteten Befund kommt ein internationales Forscherteam in einer Studie, die das Fachblatt "Journal of Epidemiology" heute veröffentlicht. Es handle sich um ein "überraschendes Ergebnis, das nicht einfach zu erklären ist", sagte der Hauptautor der Studie, Amal Khanolkar vom Londoner Institute of Child Care, der Nachrichtenagentur AFP.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Hirntumor-Risiko bei Menschen mit mindestens dreijähriger Universitätsbildung 19 Prozent über dem Risiko jener Menschen liegt, die bereits nach neun Jahren die Schule verlassen haben. Bei Frauen liegt das Risiko sogar um 23 Prozent höher.

Kommentar: Sollte dieses Ergebnis zutreffend sein, wäre bei epidemiologischen Hirntumorstudien ein abweichender Bildungsstand zwischen Probanden und Kontrollen ein unerwarteter Störfaktor.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Hirntumor, Spiegel

Je reicher, desto Hirntumor

Dr. Ratto, Dienstag, 21.06.2016, 11:24 (vor 3005 Tagen) @ H. Lamarr

Hochschulabsolventen erkranken häufiger an Gehirntumoren...

Typisch Presse, klingt als ob lernen das Gehirn kaputt machen würde. Das ist Blödsinn.
In der Studie wurde der Zusammenhang zwischen Hirntumoren und dem Sozioökonomischen Status untersucht. Dazu gehört neben Bildung auch Beruf, Einkommen, familiäre Verhältnisse. Es zeigte sich ein Zusammenhang mit fast allen Parametern, nicht nur Bildung.
Personen mit einer guten Ausbildung haben oft einen anspruchsvollen Beruf und ein entsprechendes Einkommen. Das bedeutet aber auch Stress, wenig Bewegung und eine ungesunde Lebensweise, die möglicherweise das Krebsrisiko erhöht. Alternativ kann sich dieser Personenkreis eine gesunde Lebensweise, mit Fittness und hochwertiger Ernährung leisten, dadurch die Lebenserwartung erhöhen, und dann altersbedingt mehr Tumore bekommen. Das war es aber nicht, Alter wurde in der Statistik berücksichtigt.
Anstieg um 20% ist nicht so gravierend wie es Aussieht. Z.B. bekommen dann von 100.000 Personen 12 anstatt 10 einen Hirntumor.

Sollte dieses Ergebnis zutreffend sein, wäre bei epidemiologischen Hirntumorstudien ein abweichender Bildungsstand zwischen Probanden und Kontrollen ein unerwarteter Störfaktor.

Das mit Sicherheit nicht, in ordentlich durchgeführen epidemiologischen Studien werden Fälle und Kontrollen grundsätzlich so gut wie möglich "matched", weil so etwas für einen Epidemiologen überhaupt nicht unerwartet sondern täglich Brot ist und Confounder heisst. Beispiel Interphone:

Deutschland:
Schulabschluss: Fälle 72%, Kontrollen 68%
Universität ohne Abschluss: Fälle 19%, Kontrollen 18%
Universität mit Abschluss: Fälle 9%, Kontrollen 14%
(Im verlinkten Artikel im Supplementary material Tab. 6 auch für alle anderen Länder)

Je reicher, desto Hirntumor

H. Lamarr @, München, Dienstag, 21.06.2016, 16:53 (vor 3005 Tagen) @ Dr. Ratto

Hochschulabsolventen erkranken häufiger an Gehirntumoren...

Typisch Presse, klingt als ob lernen das Gehirn kaputt machen würde. Das ist Blödsinn.

Einspruch Frau Doktor: Tausende und abertausende Studenten haben sich z.B. am Studium der Maxwellschen Wellengleichungen den Kopf zerbrochen.

In der Studie wurde der Zusammenhang zwischen Hirntumoren und dem Sozioökonomischen Status untersucht. Dazu gehört neben Bildung auch Beruf, Einkommen, familiäre Verhältnisse. Es zeigte sich ein Zusammenhang mit fast allen Parametern, nicht nur Bildung.

Spielverderberin ;-).

[...]

Sollte dieses Ergebnis zutreffend sein, wäre bei epidemiologischen Hirntumorstudien ein abweichender Bildungsstand zwischen Probanden und Kontrollen ein unerwarteter Störfaktor.

Das mit Sicherheit nicht, in ordentlich durchgeführen epidemiologischen Studien werden Fälle und Kontrollen grundsätzlich so gut wie möglich "matched", weil so etwas für einen Epidemiologen überhaupt nicht unerwartet sondern täglich Brot ist und Confounder heisst. Beispiel Interphone:

Ja, schon, aber was ist mit den unordentlich durchgeführten Studien von Laien? Unseren "Charles" und seine undokumentierten "Studien" meine ich damit nicht. Sondern konkret den Baubiologen Joachim Weise, der sich bekanntlich eine "Bürgerinitiative" hält (Netzwerk Risiko Mobilfunk Oberfranken e.V., kurz NRMO). Herr Weise lässt auf dieser NRMO-Webseite das Volk wissen:

Zur Erforschung der gesundheitlichen Risiken des Mobilfunks ist offensichtlich kein Budget vorhanden. NRMO fördert deshalb kleinere Forschungsvorhaben von Privatinitiativen. Die Ergebnisse werden vorzugsweise in der medizinischen Fachzeitschrift Umwelt-Medizin-Gesellschaft (UMG) veröffentlicht.

Nunja, möglicherweise meint Herr Weise mit kleineren Forschungsvorhaben auch nur das Studium der Fernsehzeitung. Und der UMG-Verlag sollte inzwischen sein Leben als Publikationsplattform für Hobbyforscher ausgehaucht haben. Dennoch ist das Risiko epidemiologischer Laienstudien aus der Provinz nicht ganz gebannt, denken Sie nur an Naila, Selbitz, Rimbach, Ruhstorf, Hennen und an Zwerenz' verschollene EHS-Studie. Zugegeben, das Risiko, dass solche Laienstudien in der Mobilfunkdebatte noch einmal Konjunktur haben werden ist gering (ohne UMG äußerst gering), doch Null isses nicht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Baubiologe, Amateur, Netzwerk, Weise, Pseudowissen, NRMO

Je reicher, desto Hirntumor

Dr. Ratto, Mittwoch, 22.06.2016, 14:20 (vor 3004 Tagen) @ H. Lamarr

Ja, schon, aber was ist mit den unordentlich durchgeführten Studien von Laien?

Dennoch ist das Risiko epidemiologischer Laienstudien aus der Provinz nicht ganz gebannt, denken Sie nur an Naila, Selbitz, Rimbach, Ruhstorf, Hennen und an Zwerenz' verschollene EHS-Studie.

Da haben Sie völlig Recht. Blos sind diese ökologischen Beobachtungsstudien so schlecht und es wurden alle Fehler gemacht die man nur machen kann, dass es völlig belanglos ist ob auch noch der Bildungsstatus bzw. sozioökonomische Status nicht berücksichtigt wurde.

Je klüger, desto Hirntumor

KlaKla, Mittwoch, 22.06.2016, 07:41 (vor 3004 Tagen) @ H. Lamarr

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Hirntumor-Risiko bei Menschen mit mindestens dreijähriger Universitätsbildung 19 Prozent über dem Risiko jener Menschen liegt, die bereits nach neun Jahren die Schule verlassen haben. Bei Frauen liegt das Risiko sogar um 23 Prozent höher.


Kommentar: Demnach sind amtierende Mobilfunkgegner (Frontleute) ..., ok ich schreib es nicht aus. :wink:

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