Drahtfunk - eine Lösung für "Elektrosensible" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.05.2014, 01:46 (vor 3777 Tagen)

Was heute scherzhaft als "W-LAN-Kabel" in Umlauf ist, gab es ab 1938 hierzulande tatsächlich. Unter der Bezeichnung "Drahtfunk" wurde Rundfunk via Kabel verbreitet, Kabelradio sozusagen.

Auszug aus Die Entwicklung des UKW-Rundfunks, Teil 4.

Der 1935 noch im Versuchsstadium befindliche HF-Drahtfunk vermied alle Nachteile des NF-Drahtfunks und bot eine störungsfreie hochwertige Übertragung von geplanten 3 Programmen auf Langwelle, die mit einem üblichen Rundfunkgerät empfangen werden konnten, sofern die Trennschärfe ausreichte und ein Anschluss geschaffen war.

Bis ins Jahr 1937 war praktisch kein käufliches Rundfunkgerät hochfrequent, niederfrequent und akustisch in der Lage, den Frequenzbereich von 50 (bzw. 30) Hz bis 8000 Hz sauber zu übertragen (einzige Ausnahme: Siemens-Kammermusikgerät). Darüber hinaus erfolgte der Aufbau des HF-Drahtfunknetzes ab 1938 schwerpunktmäßig in Ballungsräumen (Berlin, Hamburg, Düsseldorf). Infolge des Krieges existierten 1943 erst ca. 170.000 Drahtfunkanschlüsse – demgegenüber waren 16 Millionen Rundfunkteilnehmer gemeldet!

Im verlinkten Original sind an dieser Stelle die Prinzipschaltbilder einer NF- und HF-Drahtfunkanlage zu sehen.

TV-Geräte hießen damals übrigens Ton-Bild-Empfänger.

Zitat: "Die für den Betrieb eines industriell hergestellten Tonbildempfängers erforderliche Mindestfeldstärke lag 1936 bei 0,7 mV/m."

Lieber Herr Budzinski, daraus den verwegenen Schluss zu ziehen, in den 1930-ern wäre man im Vergleich zum heutigen Mobilfunk mit einem Bruchteil der Feldstärke ausgekommen, wäre nur die abermalige Milchmädchenrechnung eines Verwaltungsrichters im Ruhestand.

Hintergrund
Drahtfunk in Wikipedia

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Milchmädchen, W-LAN, Nachhilfe

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