München: Streetlife-Festival ohne Sendemastengegner (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 13.09.2009, 19:48 (vor 5483 Tagen) @ H. Lamarr

Ich werde jetzt mal mit dem Radel unter (noch) bayerisch weiß-blauem Himmel zum "Streetlife-Festival" in München-Schwabing fahren und schauen, ob Sendemastengegner dort einen Stand haben.

Satz mit X: War wohl nix! Mit über 1000 Mobilfunksendemasten, rd. 1,3 Mio. Einwohnern und mit der höchsten Bevölkerungsdichte aller deutschen Großstädte versehen (4'313 Einwohnern je km²) sollte die Isarmetropole eigentlich ein gutes Pflaster für Mobilfunkgegner sein. Tatsächlich aber war von einem Stand der Sendemastengegner auf dem Festival nichts zu sehen, dabei ist gerade dieses Festival eine gerne genutzte Bühne für Randgruppen, Selbsthilfegruppen, Protestler und Politische Parteien. So hatte etwa das "Münchener Bündnis gegen Depression" einen Infostand, ebenso wie Regenwaldschützer, die bayerische Forstverwaltung, Verbraucherschutz, Bund Naturschutz, Klimaschützer und viele andere Gruppierungen. Getroffen habe ich an seinem Stand den Chef der ödp, aber auch Klaus Buchner wusste nichts von einem Stand der Sendemastengegner. Er selber, sagte er, sei momentan nicht viel als Mobilfunkkritiker unterwegs. Aus meiner Sicht eine vernünftige Selbstbeschränkung, die gut mit dem Erscheinungsbild des ödp-Standes harmonierte, denn Parolen der Sendemastengegner oder sonst irgendwelche Anzeichen einer Mobilfunkkritik suchte man dort vergeblich, ebenso wie übrigens am benachbarten Stand der Grünen. Alle politischen Parteien nutzten die wie immer gut besuchte Veranstaltung auf der für Autos gesperrten Münchener Flaniermeile "Leopoldstraße" dazu, Punkte zu sammeln. Ich bin die komplette Strecke der Buden und Zelte hin und zurück abgegangen: Mobilfunk & Gesundheit war nirgends ein Thema, nicht mal Mobilfunk allein, denn auch Infostände der "Gegenseite" (T-Mobile, Vodafone, E-Plus, O2) habe ich dieses mal keine gesehen - Stände in der Größe eines Bauchladens könnte ich aber, da will ich nicht die Hand ins Feuer legen, im Getümmel übersehen haben.

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Das Streetlife-Festival ist nach Tollwood in diesem Jahr das zweite der beiden großen Münchener In-Saus-und-Braus-Festivals, das Sendemastengegner als Bühne für ihre Standpunkte aufgegeben haben. Ich denke dies liegt mit daran, dass die Münchener seit vielen Jahren mit ihren 1000 Mobilfunk-Sendemasten ebenso gut leben als wären es Fahnenmasten. Die Gruselgeschichten der frühen Tage (wartet, wartet nur ein Weilchen, dann kommt auch zu euch ...) haben in dieser Stadt ihre Wirkung praktisch vollständig eingebüßt. Die Lücke, die der Untergang der "Funkpause" gerissen hat, wurde nicht geschlossen, weder vor den ortsansässigen ES oder von Dr. Scheiners Gefolgsleuten noch vom Netzwerk Risiko Mobilfunk oder dem regen Sendemastengegner im Vorort Wolfratshausen. Denn a) ist Standdienst Knochenarbeit und b) ist es nicht jedermanns Sache, sich unbequem skeptischen Fragen in aller Öffentlichkeit hilflos ausgesetzt zu sehen. Da bleibt man schon lieber risikoarm unter sich und schreibt weiter Briefe und flammende (spenden-)Aufrufe an die "lieben Mitstreiter".

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
BI, Funkpause, Netzwerk-Risiko-Mobilfunk, Selbsthilfegruppe, Streetlife-Festival, Zerfall, Verbraucherschutz, Tollwood, Standdienst


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