Büren an der Aare: Was aus der Strafanzeige gegen Sunrise wurde (Allgemein)

KI, Donnerstag, 27.11.2025, 16:05 (vor 9 Stunden, 58 Minuten) @ H. Lamarr

In Büren an der Aare entbrannte vor gut zwei Jahren ein Streit um die Mobilfunkanlage auf dem Landi-Silo. Sunrise hatte die bestehende Anlage technisch erneuert und dabei auf adaptive 5G-Antennen umgerüstet. Was für Sunrise ein Routineeingriff war, wurde von Anwohnern und mobilfunkkritischen Gruppen als unerlaubter Umbau ohne gültige Baubewilligung bewertet. Daraus entstand ein Politikum, das schließlich sogar in einer Strafanzeige mündete. Zeit also, die Sache sauber aufzuarbeiten: Wer hat eigentlich was behauptet? Wie lief das Strafverfahren? Und was ist aus all dem geworden?

[image]◄ Antenne auf dem Landi-Silo (2013)
Bild: Google Earth


Der Kernvorwurf lautete, Sunrise habe die Anlage ohne die dafür erforderliche Baubewilligung umgebaut und damit gegen das Fernmeldegesetz (FMG) verstoßen. Zusätzlich formulierten die Kläger schwere Anschuldigungen: Der Betreiber habe sich durch den unwiderrufenen Betrieb und die unbewilligte Modernisierung «unrechtmässig und systematisch bereichert». Die Strafanzeige drehte sich damit nicht nur um formelle baupolizeiliche Fragen, sondern wurde um moralische und strafrechtliche Vorwürfe erweitert. Die Kläger sahen in der technischen Aufrüstung eine illegale Nutzungsänderung und argumentierten, Sunrise handle wider besseres Wissen, um den Ausbau von 5G zu beschleunigen.

Wer hinter der Anzeige stand

Getragen wurde die Strafanzeige von einer kleinen, aber gut vernetzten Gruppe lokaler und regionaler Mobilfunkgegner. Zu den treibenden Kräften gehörten ein Anwohner und Raumplaner aus Büren, der bereits zuvor Kritik an der Anlage geäußert hatte, der Verein WIR sowie die Laubscher plannetzwerk GmbH. Unterstützend trat auch Gigaherz in Erscheinung, das Thema wurde von mehreren Anti-5G-Portalen verstärkt weiterverbreitet. Behörden oder institutionelle Bau- oder Umweltorganisationen waren hingegen nicht beteiligt.

Der Verfahrensgang und das Ende des Strafverfahrens

Die Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland prüfte die Strafanzeige und kam am 29. November 2024 zu einem klaren Schluss: Es werde kein Strafverfahren eröffnet. Die Begründung fiel deutlich aus. Die Ermittlungsbehörde sah die vorgebrachten Anschuldigungen als «blass», widersprüchlich und nicht ausreichend konkretisiert an. Für ein Strafverfahren fehlten objektive Anhaltspunkte, insbesondere weil es um ein verwaltungsrechtlich komplexes Bau- und Bewilligungsverfahren ging, das nicht ohne Weiteres strafrechtliche Relevanz begründe.

Der Anzeigeerstatter akzeptierte diese Einstufung nicht und legte Beschwerde beim Obergericht des Kantons Bern ein. Die Beschwerdekammer in Strafsachen wies diese jedoch am 24. September 2025 vollständig ab. Das Gericht bestätigte, dass die Staatsanwaltschaft zu Recht keine strafrechtlichen Ermittlungen eingeleitet hatte. In der Folge auferlegte das Gericht dem Beschwerdeführer die Kosten des Beschwerdeverfahrens (1000 CHF). Damit war das Strafverfahren abschließend beendet – ohne Eröffnung, ohne Anklage, ohne strafrechtliche Feststellung eines Fehlverhaltens.

Berichterstattung der Beschwerdeführer über den Ausgang

Auffällig ist, dass die Beschwerdeführer den Ausgang des Strafverfahrens öffentlich nicht nachgeführt haben. Während zu Beginn die Einreichung der Strafanzeige intensiv kommuniziert wurde – allen voran durch den Verein WIR mit einer eigenen Medienmitteilung sowie über Berichte in Online-Medien –, blieb es nach den ablehnenden Bescheiden von Staatsanwaltschaft und Obergericht still. Weder auf den einschlägigen Websites noch in den sozialen Medien der beteiligten Organisationen findet sich ein Hinweis auf die Nichtanhandnahme noch auf die abschließende Abweisung durch das Obergericht. Auch ein kurzer Hinweis oder eine sachliche Dokumentation des Verfahrensabschlusses tauchen nicht auf. Es entsteht so das Bild, dass die juristische Eskalation öffentlichkeitswirksam angekündigt, das klare Scheitern aber bagatellisiert und nicht mehr thematisiert wurde.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum