Fünf Elektrosmog-Messgeräte im Test (Technik)
Der Wissenschaftsladen Bonn (kurz: Wila) ließ 2015 am Institut für Mobil- und Satellitenfunktechnik, Kamp-Lintfort, besser bekannt unter dem Akronym IMST GmbH, fünf Elektrosmog-Detektoren auf die Einhaltung elementarer technischer Spezifikationen prüfen. Für die Testkandidaten war das Ergebnis desaströs. Darüber konnte sich ein deutscher Hersteller freuen, obwohl oder weil er beim Test gar nicht vertreten war.
Geprüft wurden fünf Detektoren, deren technische Daten ausnahmslos vorgaben, der Frequenzbereich erstrecke sich von einigen MHz bis 8 GHz:
► esi 24 (aus Frankreich/Deutschland/Polen, die Herkunftsangaben sind widersprüchlich)
► TM-196 (aus Taiwan)
► TES-593 (aus Taiwan)
► Cornet ED78S (aus den USA)
► Acoustimeter (aus Großbritannien)
Prüfkriterien waren die Messempfindlichkeit (Rauschgrenze, gemessen bei 900 MHz), die Messgenauigkeit und die Linearität im Frequenzbereich. Wie die Signalverarbeitung der Kandidaten auf unterschiedlich starke Empfangssignale reagierte wurde mit 10-µW/m²- und 1-mW/m²-Signalen geprüft. Die modulierten Testsignale lagen in den Bändern von GSM, UMTS, LTE, DECT und W-Lan, zur Ermittlung des tatsächlichen Frequenzbereichs wurden unmodulierte Trägersignale verwendet.
Leider ist der Testbericht des Wila (PDF, acht Seiten) in stark textlastiger Sachprosa verfasst und lässt deshalb keinen schnellen Überblick zu. Nicht nachvollziehbar sind für mich die Einwände gegen Geräte mit isotropem (richtungsunabhängigem) Messkopf und für wenig aussagekräftig halte ich es, ungenannte Messwerte als "viel zu hoch" oder "viel zu niedrig" zu beurteilen. Insgesamt gelingt dem Wila aus meiner Sicht die Interpretation der von IMST abgelieferten (unveröffentlichten) Testprotokolle nicht sonderlich schlüssig.
Anhand der teils vagen Wertungen lässt sich, fragil gestützt auf konkrete Angaben, immerhin gut erahnen, dass keiner der getesteten Detektoren das Prädikat "Messgerät" verdient, weil zugesicherte technischen Spezifikation nur selten eingehalten und zuweilen erschreckend weit verfehlt werden. So hält nur einer der Testkandidaten die zugesicherte Messempfindlichkeit einigermaßen ein, alle anderen sind um Faktor 5 bis 100 unempfindlicher als versprochen. Ähnlich enttäuschend verhält es sich mit dem Frequenzbereich, wenn ein Gerät nicht wie zugesagt bis 8 GHz funktioniert, sondern schon bei 2,7 GHz schlapp macht. Wer es detaillierter wissen möchte, möge sich bitte selber durch den Testbericht des Wila kämpfen.
Warum fehlte der sechste Prüfling?
Gemäß seiner Selbstdarstellung sollte der Verein Wila frei von kommerziellen Einflüssen sein. Der Testbericht lässt jedoch ohne Not ein gewisses "Verständnis" für die Belange der deutschen Baubiologie erkennen. Völlig unerwartet ist dieser Umstand für mich nicht, bereits 2011 fiel er mir in anderem Zusammenhang auf. Diesmal zeigt sich das Verständnis nicht nur auffallend in der Orientierung der Prüfkriterien an baubiologischen Richtwerten, sondern auch an der Empfehlung des Wila:
[...] Vorzuziehen sind daher Messgeräte mit Digitalanzeige und externer Antenne. Besonders nützlich ist eine logarithmisch periodische Antenne mit Richtwirkung (die Form erinnert an einen Tannenbaum oder Fischgräten), so dass man die Richtung bestimmen kann, aus der die Strahlung kommt. [...]
Man muss mMn schon Tomaten auf den Augen haben, um diese Empfehlung nicht in Zusammenhang mit den Elektrosmog-Messgeräten eines nach eigenen Angaben marktführenden bayerischen Herstellers zu sehen, dessen Produkte sich unter Laien und Baubiologen großer Beliebtheit erfreuen. Doch sind diese Geräte aus weiß-blauer Fertigung wirklich nennenswert besser als die fünf Konkurrenten, denen der Wila 2015 faktisch die Existenzberechtigung abgesprochen hat? Hätte der Wila ein Produkt des Marktführers als sechstes Gerät mit in den Test aufgenommen, diese prickelnde Gretchenfrage wäre für geraume Zeit belastbar beantwortet worden. Aus unerfindlichen Gründen fand der interessante Test jedoch ausgerechnet ohne den Marktführer statt. Warum eigentlich? Nun, möglicherweise waren die Gründe dafür nicht ganz so unerfindlich wie es scheint ... .
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H. Lamarr,
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