Neun Leitstudien der Mobilfunkgegner zerpflückt (Forschung)
Viele der "Leitstudien" überzeugter Mobilfunkgegner haben schon zehn Jahre und mehr auf dem Buckel. Mangels Nachschub werden die alten Studien jedoch nach wie vor in den Argumentationen von Mobilfunkgegnern verwurstet. Um unqualifiziertes Auftrumpfen organisierter Mobilfunkgegner gegenüber Laien zu erschweren, hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bereits 2006 neun "Leitstudien" aus dem Bestand der vereinigten Mobilfunkgegner kritisch geprüft. Als dies sind:
► Naila-Studie
► Reflex-Studie
► INTERPHONE-Studie
► Von Klitzing Studie
► Salford-Studie
► Repacholi-Studie
► TNO-Studie
► Studien zum Blutbild
► Studien zur männlichen Fertilität
Die Zusammenfassung des LGL lautete vor elf Jahren so:
Die hier zitierten Studien werden in der öffentlichen Diskussion oft als Beweis eines gesundheitsschädlichen Einflusses der Mobilfunkfelder, hauptsächlich die der Basisstationen, aufgeführt. Dabei werden in der Diskussion die angesprochenen Studienergebnisse, wie z. B. zu EEG-Modulationen und zur Krebsentstehung, auf eine Stufe der Bedeutung für die menschliche Gesundheit gestellt, was nicht korrekt ist.
Expertengremien fordern generell, Einzelstudienergebnisse nur im Zusammenhang mit allen verfügbaren Studienergebnissen zu bewerten. Wenn Einzelstudien die wissenschaftlichen Kriterien erfüllen, werden positive Ergebnisse nach Bewertung nationaler und internationaler Fachgremien als wissenschaftliche Hinweise für einen möglichen Zusammenhang zwischen Mobilfunkfeldern und Gesundheitsbeeinträchtigungen eingestuft.
Studien, wie die „Naila-" oder „Germann-Studie" stehen internationalen Gremien zur Bewertung nicht zur Verfügung, da sie nicht in international anerkannten, wissenschaftlichen Journalen publiziert sind. Auch wenn Ergebnisse nur in einem Tagungsabstract beschrieben sind, ist eine wissenschaftliche Analyse nicht möglich (Beispiel Studie zur Fertilität, v. Klitzing). Folgende der hier vorgestellten Studien erfüllen nicht die wissenschaftlichen Kriterien (Naila Studie, Studien zum Blutbild, zur männlichen Fertilität). Eine wissenschaftliche Aussage können die Studien daher nicht bieten. Methodische Schwächen, besonders die Expositionszuordnung, erschweren die Bewertung einer Kausalität (Salford-Studie, Reflex-Studie).
Um die Unsicherheiten bei der Durchführung, Auswertung und Bewertung der zum Teil hochkomplexen Untersuchungen zu verringern, sollte den gefundenen Effekten einzelner Studien auf mögliche biologische Wirkungen hochfrequenter Felder bei zulässigen Feldintensitäten durch gezielte und koordinierte Forschung weiter nachgegangen werden (Reflex-Studie). Für eine sichere Bewertung müssen die Ergebnisse der nach wissenschaftlichen Methoden durchgeführten, noch laufenden Studien (Interphone) oder die Wiederholungsstudien abgewartet werden (Repacholi, TNO-Studie). Die in der Presse und öffentlichen Diskussionen angeführten Einzelstudien, die ein feldbedingtes, positives Ergebnis zeigen, geben nicht das komplexe wissenschaftliche Gesamtbild wider. Auch die öffentliche Meinung zur gesundheitlichen Schädlichkeit von Mobilfunk auf der Basis der hier beschriebenen Studien, entspricht nicht dem wissenschaftlichen Konsens der Expertengremien. Einvernehmliche Meinung der in der Verantwortung stehenden Gremien ist, dass bei Einhaltung der Grenzwerte nicht von einer Gesundheitsgefahr auszugehen ist.
Derzeit werden im Rahmen des deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms (www.deutsches-mobilfunk-forschungsprogramm.de), aber auch auf internationaler Ebene (z. B. www.who.int/peh-emf/project) eine Vielzahl von Studien durchgeführt, die in den kommenden Jahren zur weiteren Klärung der noch offenen Fragen, die das wissenschaftliche Gesamtbild aufgeworfen hat, führen sollen.
Den Unsicherheiten kann durch geeignete Vorsorgemaßnahmen, vor allem eine Minimierung der Exposition begegnet werden. Eine Expositionsminimierung ist vorrangig für die Verwendung von Handys anzustreben, da hier mit Abstand die höchsten Feldintensitäten im Körpergewebe auftreten. Das BfS, aber auch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, informiert in Broschüren und Internetauftritten über sinnvolle Maßnahmen zur Expositionsminimierung bei Handys.
Die komplette kritische Bewertung der neun Leitstudien durch das LGL kann im Detail <hier> nachgelesen werden (PDF, 19 Seiten).
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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