Die kleinen Strolche: SAR-Schwindel bei Diagnose-Funk (Allgemein)
Im Gigaherz-Forum wird eine Studie vorgestellt:
Damit auch der, der zytotoxische und genotoxische Wirkungen für Aufgasungsprozesse in Aldi-Backmischungen hält, auf die richtige Spur gebracht wird, thront über dem Posting in rot: Genomschädigung durch Mobilfunk.
Es ist nicht davon auszugehen, dass der Teilnehmer "abc", der dort schreibt, den Gegenstand der Studie verstanden hat. Doch darum geht es jetzt nicht. Auslöser für mein Posting ist vielmehr die folgende Behauptung, die auch im Original bei dem Verein Diagnose-Funk so zu finden ist:
"Die Frequenz war 1800 MHz gepulst (PW) Expositionsdauer: kontinuierlich für zwei Stunden/Tag über 45 Tage, die Stärken unterhalb der Grenzwerte: SAR: 0,37 W/kg (Ganzkörper) ("unreife" Ratten), SAR: 0,49 W/kg (Ganzkörper) ("reife" (ausgewachsene Ratten)"
Klammheimlich wird hier die Falschinformation eingestreut, die Exposition der Tiere sei unterhalb der Grenzwerte gewesen. Das aber ist glatt gelogen, denn der Ganzkörper-Grenzwert hat den Wert 0,08 W/kg, er wird bei diesem Versuch daher um mindestens den Faktor 4 überschritten!
Das ist die Art von Trojaner-Manipulation, die mir bei diesem Verein immer wieder auffällt: Verpackt in allerlei richtiger Information, die vom Durchschnittsleser jedoch gar nicht bewertet werden kann, wird eine leicht verständliche Falschinformation ins Ziel gebracht (hier: biologischer Effekt unterhalb der Grenzwerte).
Tatsächlich ist das alles noch viel komplizierter, als dass hier einfach der SAR-Wert aus einem Experiment mit Ratten mit dem Grenzwert für Menschen verglichen werden dürfte. So heißt es im Abschlussbericht zum DMF-Projekt Untersuchung der SAR-Verteilungelektromagnetisch exponierter Versuchstiere:
Die SAR-Verteilungen zwischen Menschen und Versuchstieren weisen erwartungsgemäss grosse Unterschiede auf. Eine vergleichbare Exposition und eine damit einhergehende vergleichbare Absorptionsverteilung im Körper ist unmöglich zu erreichen. Es bestehen grosse Differenzen bezüglich Verhältnissen zwischen Organgrössen, Organanordnung, Körperlänge, Eindringtiefe, etc. Um trotzdem eine Übertragbarkeit bezüglich Exposition zu erreichen, muss sichergestellt werden, dass alle in der Studie zu betrachtenden Organe beim Tier eine grössere oder zumindest gleiche Dosis wie im Menschen erhalten. Dieses Expositionsszenario muss zudem sicherstellen, dass die thermische Schwelle in keinem Organ oder Gewebe überschritten wird. Die Hauptschwierigkeit beim Entwurf von Expositionsvorrichtungen für Versuchstiere liegt denn auch im Sicherstellen einer konstanten Exposition aller relevanten Organe über die gesamte Versuchsdauer.
Dabei müssen Aspekte wie verschiedene Haltungen der Tiere, deren Wachstum und allometrische Daten berücksichtigt werden. Die Ganzkörperdurchschnittswert ist für die Übertragbarkeit eine nutzlose Grösse. Sie ist nur zur Abschätzung der thermischen Belastung sinnvoll.
Anhand dieser Angaben kommen grundsätzliche Zweifel an den Ergebnissen der Studie auf, denn bei einer Ganzkörperexposition 4-fach über Grenzwert ist die thermische Schwelle erreicht.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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H. Lamarr,
04.05.2012, 11:02
- Die kleinen Strolche: SAR-Schwindel bei Diagnose-Funk - H. Lamarr, 02.06.2015, 15:15