Wie soziale Einflüsse unsere Meinung ändern können (Allgemein)

Gast, Mittwoch, 29.06.2022, 16:01 (vor 725 Tagen)

Wenn wir im Alltag mit Meinungen konfrontiert werden, die von unserer abweichen, können wir entweder standhaft bleiben oder unsere Meinung ändern. Doch wie entscheiden wir das? Eines ist sicher: Wenn wir nicht sehr viel Vertrauen in unsere Meinung haben, dann wird die Entscheidung wahrscheinlich von anderen beeinflusst.

Forscher haben jetzt mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts rid-O neue Einblicke erarbeitet, wie Gehirnaktivitäten zwischen unterschiedlichen Arten des sozialen Einflusses unterscheiden, wenn wir unsere Meinung ändern. Ihre Studie wurde in der Fachzeitschrift „PLOS Biologie“ veröffentlicht.

Der soziale Einfluss ist entweder informativ oder normativ. Wenn wir unsere Meinung ändern, um Recht zu haben und weil wir denken, dass die andere Person über zutreffendere Informationen verfügt, dann ist das ein Beispiel für informativen sozialen Einfluss. Doch wenn wir unsere Meinung aus Gründen ändern, die mit Richtigkeit nichts zu tun haben – um z.B. zu einer Gruppe zu gehören oder weil wir nicht ausgeschlossen werden wollen – dann nennt man das normativen sozialen Einfluss. Besagte Studie hat untersucht, wie das Gehirn zwischen informativen und normativen Faktoren unterscheidet, wenn wir aufgrund von sozialem Einfluss unsere Meinung ändern.

Menschliches Gegenüber vs. Computerpartner

In der Studie sollten die Teilnehmer eine Reihe an Punkten beobachten, die auf dem Bildschirm auftauchen. Dann sollten sie angeben, wo auf dem Bildschirm der erste Punkt aufgetaucht ist, und berichten, wie sicher sie sich auf einer Skala von 1 bis 6 sind. Anschließend wurden den Teilnehmern die Antworten eines Partners gezeigt, der ihnen zugewiesen wurde. Den Teilnehmern wurde erzählt, ihr Partner bei zwei von vier Versuchsblöcken sei ein Computer. Doch in Wahrheit stammten alle Schätzungen von Computern. Bei der Hälfte der Versuche durften die Teilnehmer ihre Schätzungen ändern; bei der anderen Hälfte tat dies der Partner und den Teilnehmern wurde die neue Schätzung gezeigt. Während der Aufgabe wurde die Hirnaktivität der Teilnehmer mit Magnetresonanztomografie aufgezeichnet.

Die Ergebnisse waren sehr aufschlussreich. Die Teilnehmer änderten ihre Meinung auf der Grundlage informativen sozialen Einflusses – also ihres Vertrauens in ihre Meinung – unabhängig davon, ob sie dachten, ihr Partner wäre ein Computer oder ein Mensch. Meinungsänderungen aufgrund normativer Konformität konnten nur bei Interaktionen mit angeblichen Menschen beobachtet werden. „Der dorsale anteriore zinguläre Kortex des Menschen bestimmt das Gewicht der Meinung anderer in sozialen Interaktionen. Das Gehirn verarbeitet Ratschläge von Menschen und künstlicher Intelligenz bei Informationsfragen ähnlich. Doch bei Angelegenheiten sozialer Normen wie Reziprozität weist dieser Hirnbereich KI keine Wichtung zu“, erklärt Erstautor Dr. Ali Mahmoodi von der Universität Freiburg in einer Pressemitteilung auf „Neuroscience News“.

Wenn Menschen mit einem leblosen Computerpartner interagieren, kann diese Art der normativen Konformität weder im Verhalten noch im Gehirn nachgewiesen werden“, beobachten die Autoren in der Studie, die teils über rid-O (Improving collective decisions by eliminating overconfidence: mental, neural and social processes) unterstützt wurde. „Das hat wichtige Konsequenzen für das neue und aufstrebende Fachgebiet der Interaktionen zwischen Menschen und KI. Angesichts der baldigen Einführung autonomer Fahrzeuge im Alltag können Studien wie unsere dazu beitragen, das Aufkommen von Höflichkeitsformen zwischen Menschen und der KI auf der Straße vorherzusagen.

Weitere Informationen: rid-O-Projekt

Quelle: Cordis

Tags:
Einflussnahme, Cordis, KI


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