Fraktalantenne (Technik)

H. Lamarr @, München, Freitag, 20.07.2018, 14:05 (vor 2174 Tagen)

Mein Smartphone beherrscht GSM, UMTS und LTE sowie W-Lan, Bluetooth, NFC und GPS. Das sind sieben unterschiedliche Funksysteme, die eigentlich sieben ans jeweilige System angepasste Antennen benötigen. Mein Smartphone aber zeigt keine einzige Antenne, warum es dennoch bestens funktioniert erklärt in groben Zügen das Video.

Hintergrund
Fraktalantenne

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Werbung, Fraktalantenne

Fraktalantenne

Kuddel, Freitag, 20.07.2018, 21:48 (vor 2174 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Samstag, 21.07.2018, 00:41

Baaah

was für eine Selbstinszenierung und Schaumschlägerei. Typisches Markting-BlaBla zur Steigerung des Bekanntheitsgrades.

Als ob es keine Smartphones ohne diese "Erfindung" geben würde.:tock:

Das Ganze hat m.M.n. mit der Realität wenig zu tun.
Bewundernswert, wie die Firma es geschafft hat, die Presse und das Prämierungskommitee derart um den Finger zu wickeln.
Naja, was soll man erwarten. Die (Privatfernseh-) Sendung "Welt der Wunder" ist vom Format her quasi die Fernsehversion des PM (Esoterik) Magazins.

Fraktale Antennen sind eine Nische und mitnichten unverzichtbar.
Die technischen Vorteile gegenüber alternativen Lösungen liegen im unteren Einstelligen %- Bereich und sind m.M.n. kaum der Erwähnung wert

Das kann selbst der Laie erkennen, denn im Betrag werden schliesslich die Verkaufszahlen genannt, die schon an sich gegen die angebliche Bedeutung dieser Erfindung sprechen.

Die genannte Fima hat gerade mal 18 Millionen Dollar Umsatz und verkauft laut WdW Beitrag gerade mal 40 Millionen Antennen im Jahr... und davon sind nur ein kleiner Bruchteil tatsächlich "fraktale" Antennen, denn im Betrag werden überwiegend gewöhnliche Multibandantennen gezeigt, die auf Prinzipien basieren, die schon seit >50 Jahren "state of the Art" sind und nichts mit dem Fraktal-Patent zu tun haben.


K

Eine kleine, fiktive Erfolgs-Geschichte

Kuddel, Samstag, 21.07.2018, 00:53 (vor 2174 Tagen) @ Kuddel
bearbeitet von Kuddel, Samstag, 21.07.2018, 01:35

Ein kleines, rein "fiktives" Erfolgsmärchen für Technik-Nerds.

Ein junger Student erfindet das 6-eckige Rad und läßt es sich patentieren (US-14781236).
Der große Vorteil: Damit ausgestattete Wagen rollen nicht von selbst los, sondern erst wenn man aufs Gas tritt. Ausserdem lassen sich die Räder ohne Luftspalt stapeln, was eine enorme Platzersparnis bei der Lagerung verspricht.
Er findet Geldgeber und gründet eine Firma für 6-eckige Räder.

Allerdings ist der Fahrkomfort noch verbesserungswürdig. Die Fachpresse ist interessiert, aber die Kunden halten sich noch zurück.
Zwischendurch boomt die Fahrzeugindustrie und man kann sich mit der Produktion konventioneller, runder Räder ganz gut über Wasser halten.

Daniel Düsentrieb lässt sich nicht aufhalten. Nach 8 Monaten intensiver Entwicklung: Folge-Patent US-1654345: 6-eckiges Rad mit abgerundeten Ecken. Unabhängige Tester bestätigen die enorme Verbesserung, aber der Erfolg will sich immer noch nicht einstellen.

Dann US-1844164: 13-eckiges Rad mit abgerundeten Ecken . Vorteil: Höherer Fahrkomfort gegenüber Prior Art(US-14781236). Die Glückszahl 13 soll ferner die Unfallwahscheinlichkeit senken. Einige Kunden kaufen die Räder über den Direktvertrieb und geben ***** Bewertungen.
Das Brot und Buttergeschäft bleiben jedoch die runden Räder

16 Monate harte Entwicklung später . Die Firma verfügt mittlerweile über ein Portfolio von 17 Schlüsselpatenten: Die Krönung ist das Patent US-2237135: Rad mit 13 hoch 2 abgerundeten Ecken
Ein wahrer Quantensprung von Verbesserungen gegenüber (Prior Art: 6 -eckiges Rad US-14781236).
In einschlägigen, unabhängigen Fach-Foren wird die besonders geringe Unfallwahrscheinlichkeit der mit diesen Rädern ausgestatteten Fahrzeuge in höchsten Tönen gelobt, insbesondere im Vergleich zu "Prior Art".

Durch geschicktes Marketing entwickelt sich das Produkt zum Verkaufsschlager. Die Firma stoppt die Produktion der runden Räder und produziert fortan nur noch patentierte Räder, die eine höhere Marge abwerfen.
Ein Sechseck auf der Reifenflanke erinnert weiterhin an das Ursprungspatent.

15 Jare später:

Die Presseabteilung ist stolz auf die Erfolgsgeschichte des Unternehmen. 63 Schlüsselpatente sichern den wirtschaftlichen Erfolg.

Die Fach-Presse ist begeistert.
Führende Journalisten konstatieren:
"Der Individualverkehr in der heutigen Form wäre ohne die damalige Erfindung des 6-eckigen Rades schlicht undenkbar."

Eine 7 Köpfige Juristenabteilung verklagt mittlerweile andere Rad-Hersteller , mit der Begründung, sie würden nur vorgeben, runde Räder zu bauen, aber aber in Wahrheit die Vorteile des unter US 7345678 patentierten 338-eckigen Rades mit abgerundeten Ecken schamlos ausnutzen.

:wink:

K

Eine kleine, fiktive Erfolgs-Geschichte

hans, Samstag, 21.07.2018, 05:29 (vor 2173 Tagen) @ Kuddel

Alles nix Wert. Ein Österreicher hat letzthin ein dreieckiges Rad entwickelt. Vorteil gegenüber allen andern vorgestellten Rädern: es holpert pro Umdrehung nur drei mal :clap:

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Hunde die bellen beissen nicht. Wuff.
Ein Gnadenschuss wäre eine schnelle und menschliche Lösung (Zitat Eva Weber, München)

Multibandsektorantenne

H. Lamarr @, München, Samstag, 21.07.2018, 13:36 (vor 2173 Tagen) @ Kuddel

Baaah

was für eine Selbstinszenierung und Schaumschlägerei. Typisches Markting-BlaBla zur Steigerung des Bekanntheitsgrades.

Mist, bin ich denen tatsächlich auf den Leim gegangen :crying:. Der ehemalige Sendeplatz RTL II für "Welt der Wunder" hätte mich stutzig machen müssen. Asche auf mein Haupt.

Das kann selbst der Laie erkennen, denn im Betrag werden schliesslich die Verkaufszahlen genannt, die schon an sich gegen die angebliche Bedeutung dieser Erfindung sprechen.

Stimmt, die 40 Mio. Stück kamen auch mir sofort spanisch [sik!] vor, ich habe dieses Alarmsignal aber nicht weiter beachtet.

... denn im Betrag werden überwiegend gewöhnliche Multibandantennen gezeigt, die auf Prinzipien basieren, die schon seit >50 Jahren "state of the Art" sind und nichts mit dem Fraktal-Patent zu tun haben.

Schon während meiner Lehre bei Rohde & Schwarz staunte ich über die dort gebauten (großen) Antennen mit ihren bizarren Formen. Halbwegs kapiert habe ich noch Dipol und Yagi, von den Antennen in Smartphones habe ich keine Ahnung und wenn ich mir die Metallrückwand meines Handys ansehe, wundere ich mich, dass das Gerät überhaupt Empfang hat. So ganz simpel scheint die Handy-Antennentechnik nicht zu sein, denken Sie nur an die Probleme, die Apple mit dem iPhone 4 hatte. Informationen zu den Antennen in Smartphones sind mir im www praktisch nicht begegnet. Nicht einmal die Innereien einer gewöhnlichen Sektorantenne (Sendemast) findet man dort. Teilnehmer "helmut" hat mir von einer geöffneten Sektorantenne vor Jahren mal freundlicherweise Fotos gemacht, eines davon, es zeigt zwei von zehn internen Antennengruppen für zwei Polarisationsebenen (±45°), habe ich unten angefügt, der dazugehörige Beitrag liegt bei mir aber noch immer auf der laaangen Bank.

Geöffnete Multibandsektorantenne Typ 741794 von Kathrein
[image]
Foto: Forumteilnehmer "helmut"

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Multibandsektorantenne

Kuddel, Samstag, 21.07.2018, 19:55 (vor 2173 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Samstag, 21.07.2018, 20:44

So ganz simpel scheint die Handy-Antennentechnik nicht zu sein, denken Sie nur an die Probleme, die Apple mit dem iPhone 4 hatte. Informationen zu den Antennen in Smartphones sind mir im www praktisch nicht begegnet. Nicht einmal die Innereien einer gewöhnlichen Sektorantenne (Sendemast) findet man dort.

Es gibt einige private (Hobby) Seiten über Antennentechnik, einige Universitätsseiten und die einschlägigen Hersteller (Kathrein, Laird, ...)

Allerdings findet man kaum mehr etwas in deutscher Sprache, sondern muss sein Angelsächsisch bemühen, um das Gesuchte zu finden (*). Der Grund ist einfach: Deutschland , obwohl ehemals führend in Unterhaltungselektronik und Mobiltelefonie, ist quasi bedeutungslos geworden. Einzige Ausnahme ist womöglich die Antennenfirma Kathrein.

In nicht allzu ferner Zukunft wird man wohl Mandarin-Kenntnisse benötigen, um an solche Infos zu kommen. Da China schon ein beinhahe Monopol auf Kommunikationstechnik hat, machen sich die (chinesischen) Firmen und Universitäten oft nicht mehr die Mühe ihre Datenblätter bzw Publikationen auch in Englisch zu veröffentlichen, denn 90% der Kundschaft = Endgeräte-hersteller für Smart-phones, Internet-Router, Basisstationen, Bündelfunk, DSL-DSLAMS etc. ... sind ja in China ansässig, deren Kunden ( =wir bzw die westliche Welt) widerum nicht zu wissen brauchen, was drin ist und wie es funktioniert.

Eine recht gut gemachte private Seite über Antennentechnik in englischer Sprache findet sich >hier<.

Über die Google Bildersuche findet man oft ebendfalls Artikel, wenn man z.B. "cell antenna" oder "phone antenna" oder "multiband antenna" eingibt, oder "Hindawi Antenna" (Hindawi ist ein Fachzeitschrift für Antennentechnik) und dann auf die Antennen klickt

K

Multibandsektorantenne

H. Lamarr @, München, Samstag, 21.07.2018, 21:17 (vor 2173 Tagen) @ Kuddel

Allerdings findet man kaum mehr etwas in deutscher Sprache, sondern muss sein Angelsächsisch bemühen, um das Gesuchte zu finden (*). Der Grund ist einfach: Deutschland , obwohl ehemals führend in Unterhaltungselektronik und Mobiltelefonie, ist quasi bedeutungslos geworden. Einzige Ausnahme ist womöglich die Antennenfirma Kathrein.

In nicht allzu ferner Zukunft wird man wohl Mandarin-Kenntnisse benötigen, um an solche Infos zu kommen. Da China schon ein beinhahe Monopol auf Kommunikationstechnik hat, machen sich die (chinesischen) Firmen und Universitäten oft nicht mehr die Mühe ihre Datenblätter bzw Publikationen auch in Englisch zu veröffentlichen, denn 90% der Kundschaft = Endgeräte-hersteller für Smart-phones, Internet-Router, Basisstationen, Bündelfunk, DSL-DSLAMS etc. ... sind ja in China ansässig, deren Kunden ( =wir bzw die westliche Welt) widerum nicht zu wissen brauchen, was drin ist und wie es funktioniert.

Mein Mandarin ist zwar etwas eingerostet, ich probier's dennoch mal:

亲爱的库德尔,听到这件事我很震惊。 值得庆幸的是,有谷歌翻译或类似的。

Eine recht gut gemachte private Seite über Antennentechnik in englischer Sprache findet sich >hier<.

Danke, das war es, was ich suchte.

Über die Google Bildersuche findet man oft ebendfalls Artikel, wenn man z.B. "cell antenna" oder "phone antenna" oder "multiband antenna" eingibt, oder "Hindawi Antenna" (Hindawi ist ein Fachzeitschrift für Antennentechnik) und dann auf die Antennen klickt

Seufz, die ausprobierten Landepunkte waren alle jenseits meiner Kompetenzgrenze. Ich habe nur railway station verstanden. Da nerve ich im Fall des Falles doch lieber wieder "Kuddel" :yes:.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Multibandsektorantenne

Kuddel, Samstag, 21.07.2018, 22:10 (vor 2173 Tagen) @ H. Lamarr

Mein Mandarin ist zwar etwas eingerostet, ich probier's dennoch mal:

亲爱的库德尔,听到这件事我很震惊。 值得庆幸的是,有谷歌翻译或类似的。

Ja, das ist bisher auch meine bevorzugte Methode, allerdings werden Chinesische Seiten von einschlägigen Suchmaschinen nicht so gut indiziert, wie englische, oder europäische, und es ist doch recht mühselig, die antworten des Suche auszuwerten

Eine recht gut gemachte private Seite über Antennentechnik in englischer Sprache findet sich >hier<.


Danke, das war es, was ich suchte.


>Hier< ein Artikel zum von Ihnen angesprochenen Iphone 4 Antennenproblem.

In vereinfachten Worten:
Durch das Metallgehäuse-Design mussten die Antennenentwickler einen Isolationsschlitz ins Gehäuse einarbeiten, um 2 gertennte Metallteile gegeneinander als "Dipol" strahlen zu lassen. An diesem Schlitz ist die elektrische Feldstärke besonders hoch, was implizert, dass der Schlitz extrem empfindlich auf dielektische Belastung (=Handkapazität) mit einer Verstimmung der Antenne ausserhalb der gewünschen Resonanzfrequenz reagiert.

Dummerweise war es beim Iphone-4 der äußere Metallrahmen , der als Antenne fungierte, also ausgerechnet der Teil des Gerätes, den man beim Telefonieren immer anfasst.
Sprich: Sobald man den Schlitz mit dem Finger berührte, wurde die Antenne schlagartig "schlecht". Ein Provisorium zur Bekämpfung des Problems waren Handyhüllen , welche verhinderten, daß der Finger den Schlitz unmittelbar berühren konnte.
Neuere Iphone machen es wie das Im Artikel gezeigte HTC und bauen den Schlitz in die rückseitige Schale, wo die Finger nicht gleich quasi automatisch landen.

K

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