Vergewaltigung einer 13-Jährigen: Russisches Manöver (Allgemein)
Wer hier mit liest weiß: Die Mobilfunkdebatte wirkt auf Außenstehende als der ehrenwerte Kampf einer kleinen Schar ums Gemeinwohl besorgter Bürger, die sich mit der mächtigen und gewinnsüchtigen Mobilfunkindustrie anlegen. Doch wer das gutgläubig für bare Münze nimmt, der glaubt auch, dass Zitronenfalter ...
Tatsächlich ist die Mobilfunkdebatte ein Sumpf. Nichts ist wie es scheint, jeder verdächtigt jeden, einige Teilnehmer pflegen Profilneurosen, andere entfliehen mit Hilfe der Debatte der Einsamkeit, die stärkste Triebfeder aber sind aus meiner Sicht die verdeckten kommerziellen Interessen, mit denen Geschäftemacher die Angst vor Elektrosmog zur Ertragsmehrung missbrauchen und weniger gerissene Mobilfunkgegner als "nützliche Idioten" für ihre Ziele geschickt einspannen.
Von alleine tut sich der Blick hinter die Kulissen der Mobilfunkdebatte freilich nicht auf, denn Geschäftemacher, Profilneurotiker und Krankheitsgewinnler präsentieren sich unisono als selbstlose Helfer, wachsame Mahner oder edle Minderheitenschützer. Erst mit mühevoller Kleinarbeit schält sich langsam das wahre Bild heraus, aufschlussreich ist beim Stöbern im Sediment fast immer die Frage: Wem nutzt es?
Warum ich diesen Sermon auftische?
Weil sich auf einer ungleich größeren Bühne momentan eine mMn vergleichbare Inszenierung abspielt: Die angebliche Vergewaltigung einer 13-jährigen Russlanddeutschen durch Flüchtlinge in Berlin. Was unter anderen Umständen ein eher lokaler Vorfall wäre, ist plötzlich ein außenpolitisches Thema: Die Behörden in Berlin erklären, es habe weder eine Entführung noch eine Vergewaltigung des Mädchens gegeben, der russische Außenminister verdächtigt die Deutschen der Vertuschung eines Verbrechens aus politischem Kalkül heraus. Was denn nun! Wurde das Mädchen vergewaltigt? Macht Mobilfunk krank?
Cui bono?
Eine spekulative Antwort wäre: Wladimir Wladimirowitsch Putin gerät wegen des Ölpreisverfalls innenpolitisch unter Druck. Da kann es nicht schaden, abzulenken, und den Volkszorn erstmal von Moskau weg in Richtung Westen zu lenken. Oder: Bundeskanzlerin Merkel hat die Berliner Polizei angewiesen, im Interesse der Stabilität der Bundesrepublik Deutschland den Fall wahrheitswidrig herunter zu spielen. Da ich, anders als in der Mobilfunkdebatte, über diesen Fall keinerlei Hintergrundinformationen habe, muss ich glauben was die Medien berichten.
Wenn überhaupt, werden wir die Wahrheit wahrscheinlich erst in ein paar Monaten oder Jahren erfahren, wie es bei der berühmten "Brutkastenlüge" der Fall war. Geübte Desinformanten werden dann aufstehen und versuchen, diese Wahrheit mit dem Etikett Lüge zu versehen. Oder es läuft andersrum und die recherchierte reine Wahrheit ist nur eine vermeintliche, die zurecht von Informanten angegriffen wird. Wer soll da als Zaungast noch durchsteigen?
Ich meine: zeitnah kann das kein Außenstehender. Doch die Zeit arbeitet für die Wahrheit. Man muss es nur derwarten können. Zum Beispiel "Reflex": Elf Jahre nachdem die berühmt-berüchtigte Wiener Studie (Diem et al., 2005) publiziert wurde und bald acht Jahre, nachdem das Ringen um die Fälschungsvorwürfe gegen "Reflex" begann, ist von dieser umstrittenen Studie der Lack ab. Man muss es nur derwarten können. Oder wie Abraham Lincoln es gesagt haben soll: Du kannst einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk eine zeitlang. Aber du kann nicht das ganze Volk die ganze Zeit täuschen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –