HGÜ-Trasse "Süd-Link": Erdverkabelung vs. Freileitung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 22.12.2014, 17:17 (vor 3613 Tagen)

Newsletter der Zeitschrift Energie & Technik

Paula Walther, bei TenneT für die technische Planung SuedLink zuständig, sieht die Kosten von HGÜ-Erdkabeln um den Faktor 4 bis 8 über den der Freileitung.

Prof. Christian Rehtanz, Leiter des Instituts Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft der TU Dortmund, schätzt die Kosten um drei- bis fünfmal höher.

Gleichzeitig rechnet Christian Rennert von Infranetz vor, dass die Vollverkabelung der HGÜ-Trasse SuedLink nicht teurer, ja sogar billiger komme könnte, als auf Basis von Freileitungen. Eine Rechnung, deren Seriosität die Netzbetreiber wie TenneT eher anzweifeln.

Deutlich sinken könnten die Kosten der Erdverkabelung mit dem kunststoffisolierten 525-kV-HGÜ-Kabel, das ABB kürzlich vorgestellt hat. Raphael Görner von ABB spricht von einem technischen und wirtschaftlichen Durchbruch.

Doch das Bundesbedarfsplangesetz bevorzugt die HGÜ-Freileitungen. Laut Hans-Josef Fell von den Grünen zeigt dies, dass eifrig Lobby-Arbeit betrieben wurde und »die Parlamentsmehrheit in Koalitionen unter den Regierungen Merkel nur noch ein Abnickerverein der Regierungsvorschläge ist, ohne mutige eigenständige Entscheidungskraft.«

Er versteht die ablehnende Haltung der Netzbetreiber gegenüber Erdverkabelungen nicht ganz. Seine einzige Erklärung: »Da sie ja prozentual an den Gesamtkosten verdienen, haben sie natürlich kein gesteigertes Interesse, die Gesamtkosten niedrig zu halten.«

Es stehen sich also unterschiedliche Lager gegenüber, die offensichtlich Verständigungsschwierigkeiten haben. Die Diskussion »HGÜ-Erdkabel versus Freileitungen« ist also typisch für die Energiewende in Deutschland.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Erdverkabelung, Freileitung

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