Was wäre, wenn Handys Krebs erzeugten? (Allgemein)
von Jens Lubbadeh
Was wäre, wenn Handys Krebs erzeugten?
Arne Haug ist nervös. Gleich wird er die Eröffnungsrede auf dem Parteitag der Elektrosensiblen halten. Sein Anzug kratzt, die Silberfäden sind nicht sauber eingearbeitet. Haug schaut auf einen Bildschirm im Foyer: "'German Handyangst': Merkel bans cell phones by 2017" meldet CNN. Er ballt die Faust. Endlich hat die Kanzlerin Konsequenzen gezogen! "Handykrebs" war ein Dauerbrenner in den Medien. Eigentlich schien dazu alles gesagt: "Studien finden keine Belege für Gefahr durch Handystrahlung" hieß es immer und immer wieder. Tatsächlich hatte aber auch keine Studie das Gegenteil belegen können.
Und wenn alles so ungefährlich war, wieso stufte die WHO dann 2011 Handystrahlung als "möglicherweise krebserregend für Menschen" ein? Gut, das Gleiche tat sie auch für Benzin und Kaffee, dennoch: Für Haug war das eine späte Bestätigung. Wie hatten sie ihn ausgelacht, als er 2001 den Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte gegründet hatte. Wie hatte die "Bild"-Zeitung ihn und seine Mitglieder verspottet, weil sie funkfreie Reservate in Deutschland forderten und nur noch in Klamotten mit eingenähten Silberfäden herumliefen – als tragbarer faradayscher Käfig.
Doch vor zwei Jahren änderte "Cosmos" alles: Die größte Handy-Langzeitstudie aller Zeiten war 2010 gestartet und sollte eigentlich 20 Jahre lang 290.000 Mobiltelefonierer systematisch beobachten. Doch schon 2015 brachen die Wissenschaftler sie ab. Immer mehr Probanden waren an Gliomen erkrankt, speziellen Hirntumoren. Das Risiko, so das Fazit der Wissenschaftler, hatte sich durch den Handygebrauch verfünffacht. Als eines der ersten Länder reagierte Deutschland, das Verbraucherschutzministerium warnte vor Handys, in der internationalen Presse entstand daraufhin der Begriff "German Handyangst". Weiter ...
Artikel als PDF
[Admin: Betreff geändert am 15.08.2014, 21:33 Uhr]