Dr. Axel Böttger: Das habe ich so bestimmt nicht gesagt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 15.02.2013, 23:02 (vor 4250 Tagen)

Sehr geehrter Herr Dr. Böttger!

die sogenannte Kompetenzinitiative von Dr. Karl Richter zitiert Sie mit den Worten*):

"Nach Aussage von Dr. med. A. Böttger, zuständiger Arzt im Bundesumweltministerium, hatten sich bis zum Jahr 2000 rund tausend Bürger wegen mutmaßlicher gesundheitlicher Wirkungen von Antennen an den Bundesumweltminister gewandt."

Ich bitte Sie nun um Auskunft, ob diese Aussage, insbesondere die genannten Zahlen, tatsächlich von Ihnen stammt und den Tatsachen entspricht.

Mit freundlichen Grüßen aus München
IZgMF

*) In "Die Gefährdung und Schädigung von Kindern durch Mobilfunk", Heft 2 der Broschürenreihe der sogenannten Kompetenzinitiative, 2008, Seite 15

********************* Ende E-Mail **********************

Diese E-Mail-Anfrage an den Ministerialrat für "Grundsatzangelegenheiten des Strahlenschutzes" im Umweltbundesministerium schickte ich am 11. Februar 2012 auf die Reise.

Dann passierte - nichts.

Und weil auch danach noch immer nichts geschah, versuchte ich vergeblich, Dr. Böttger telefonisch in Bonn zu erreichen. Am 25. April 2012 aber blieb es nicht beim Freizeichen, diesmal ging der Ministerialrat an den Apparat.

Warum er meine Anfrage unbeantwortet ließ war schnell geklärt: Ich hatte sie an ein veraltetes und deshalb nicht mehr abgerufenes Postfach geschickt. Dann wollte Böttger wissen, wann und bei welcher Gelegenheit er das gesagt haben solle, was ihm die "Kompetenzinitiative" in den Mund legte. Da Frau Dr. Waldmann-Selsam, Autorin des Artikels, in dem der Textkasten mit der angeblichen Böttger-Auskunft steht, jedoch keine Details nennt, konnte ich die Frage nicht beantworten. Böttger meinte dann, er könne sich zwar nicht recht daran erinnern, so wie es kolportiert wird, habe er dies aber bestimmt nicht gesagt. Genaue Zahlen hätte er auch nicht, er wolle jedoch eine Mitarbeiterin daran setzen, um meine Anfrage doch noch zu beantworten. Definitiv schon jetzt könne er aber sagen, die Anzahl der Elektrosmog-Bürgeranfragen ans BMU habe in den vergangenen Jahren erheblich abgenommen.

Der Chef des Referats RS II 2 nahm sich Zeit für mich und wir verstanden uns mMn richtig gut. Über den Namen Axel Böttger stolperte ich erstmals zehn Jahre zuvor. Wir hatten 2002 Einsicht in die Standortakte "unseres" Mobilfunk-Sendemasten verlangt und fanden in diesen Unterlagen auch eine Mail-Korrespondenz mit Dr. med. Axel Böttger vom BMU in Bonn. Das Ganze wirkte auf uns ziemlich geheimnisvoll. Was an unserem "Fall" so anders war, dass sich ein hoher Bundesbeamter dafür interessierte, wir wissen es bis heute nicht.

Vereinbarungsgemäß schickte ich noch am 25. April 2012 meine Anfrage ein zweites mal ans Ministerium, diesmal an die richtige Adresse.

Dann passierte - wieder nichts.

E-Mail-Nachfrage am 23. Mai 2012.

Keine Reaktion.

Am 11. Juni 2012 erreiche ich ihn auf seinem Handy. Er ist auf einem Symposium in Spanien und sagt zu, sich nach seiner Rückkehr in den nächsten Tagen zu melden.

Seither sind acht Monate verstrichen, in denen mich einmal die Woche ein gnadenloser "Reminder" am PC an die noch offene Geschichte mit Dr. Axel Böttger erinnerte. Nur um die lästige Erinnerung endlich löschen zu können, habe ich jetzt dieses halbgare Posting geschrieben. Halbgar deshalb, weil ich von meinem Bonner Gesprächspartner nichts zitierfähiges in Händen habe, und weil ich das geschilderte Gespräch aus dem Gedächtnis heraus protokollieren musste.

Ich gehe nicht davon aus, dass in diese Sache noch einmal Leben kommt, und halte deshalb fest: Dr. med. Axel Böttger hat mir gegenüber die Authentizität dessen, was ihm die "Kompetenzinitiative" in den Mund legt, ohne Wenn & Aber nicht bestätigt. Eine kleine Chance auf Klärung gäbe es aber doch noch: Dr. Waldmann-Selsam müsste preis geben, woher sie die angebliche Böttger-Auskunft in ihrem Artikel hat. Dann könnte es zu einer neuen ganz konkreten Anfrage in Bonn kommen. Ohne eine solche Klärung ist die angebliche Böttger-Auskunft für mich bestenfalls eine Fehlinterpretation und schlimmstenfalls eine frei erfundene Begebenheit. Die angebliche Auskunft Böttgers ohne jeden Hinweis auf Ort, Zeit und Begebenheit zu bringen, ist auf jeden Fall unsauber. Denn ohne solche Angaben kann sich kein Mensch nach Jahren an eine Allerweltsauskunft erinnern.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Die Grünen, Böttger


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